Ganz sinnlich zum Anfassen, Fühlen und Basteln oder hoch technisch mit jeder Menge Elektronik: Die aktuellen Spielwaren decken in diesem Jahr eine große Bandbreite ab. Bei der Neuheitenschau vor Beginn der weltweit größten Spielwarenmesse (29. Januar bis 3. Februar) in Nürnberg war unübersehbar, dass elektronische Komponenten und Hightech-Produkte wie Smartphones inzwischen einen festen Platz im Kinderzimmer erobert haben. Allerdings gibt es auch eine Gegenbewegung: Viele Hersteller haben Spielsachen im Angebot, bei denen die Kinder ihre Finger nicht nur für den Touchscreen oder die Fernbedienung benötigen.
"Selbermachen als Gegenstück zu unserer computerisierten Welt" bietet ganz bewusst etwa Karin Franz mit ihrer Firma Sabine Trend an. Franz setzt in diesem Jahr auf bunte Silikonringe, die Kinder mit einer Häkelnadel zu Armbändern zusammenknüpfen können - zum Beispiel in den Farben des favorisierten WM- oder Bundesliga-Teams.
Dafür braucht es eine gewisse Fingerfertigkeit - und die kann der Nachwuchs spielend erlernen. Auch die Modelliermasse Fimo gibt es jetzt speziell für Kinder. Vom Ritter bis zur Prinzessin können die Kleinen aus der nun weicheren Masse Figuren formen und im Backofen austrocknen. "Dann hat man ein individuelles Spielzeug, das sonst kein anderer hat", erläutert Erna Müller von der Firma Staedtler.
Ebenfalls ein sehr haptisches Erlebnis ist der in Asien entwickelte "Lebende Sand". Bei der Mischung aus Sand und Kalkstein kleben die einzelnen Körner aneinander - der Sandkasten kann somit unbesorgt in die Wohnung wandern. Trotzdem können die Kinder damit wie bei herkömmlichem Sand Förmchen füllen und Burgen bauen.
Für etwas ältere Kinder ab dem Grundschulalter ist "Flype" eine Herausforderung: Die hauchdünne Folie im Scheckkartenformat fängt an, sich auf der Fingerkuppe zu drehen, sobald beim Bewegen der Hand ein Luftzug entsteht. Könner drehen damit kunstvolle Pirouetten.
Natürlich gibt es auch in diesem Jahr neue Brett-, Strategie- und Geschicklichkeitsspiele verschiedener Couleur. Unbemerkt von den Spielenden wird dabei teils auch Schulwissen vermittelt: Bei einem Laserspiel etwa, bei dem die Kinder den Strahl mit Hilfe verschiedener Spiegel auf einen Reflektor lenken müssen. "Das Gesetz dahinter ist "Einfallswinkel = Ausfallswinkel"", erläutert Christina Nachbauer das Spiel der Firma Thinkfun.
Die technischen Gesetze im Inneren ihrer neuen Lieblingssachen dürfte viele Kinder wenig interessieren, wenn sie ferngesteuerte Autos durch Wasser rasen lassen oder mit extrem kleinen Hubschraubern Parcours abfliegen. Auch die Technologie hinter Smartphones und Tablet-PCs dürfte sich ihnen nicht erschließen - doch die Geräte selbst werden inzwischen wie selbstverständlich in die Spielwelten eingebaut. Häufig gibt es eine Kombination aus virtueller Welt und realen Spielelementen.
Bei einer neuen Brettspielreihe von Ravensburger wird das Smartphone zum Spielleiter, indem es das Spielbrett scannt, die Züge auswertet, Anweisungen gibt und Kommentare erteilt. Auch Roboter werden inzwischen häufig über das Smartphone gesteuert - man kann sie zu Musik tanzen, eine auf dem Touchscreen vorgezeichnete Strecke fahren oder sogar gegeneinander boxen lassen.
Wer den Nachwuchs trotz dieser elektronischen Konkurrenz an die frische Luft locken möchte, kann sich Hilfe bei Lamusi holen. Die junge Firma aus Offenburg haben sechs Eltern gegründet, um "Verzweiflungssituationen" zu entspannen. Nach der Trostbox für kranke Kinder gibt es für den ungeliebten Sonntagsspaziergang jetzt das "Spazierstöckli" - einen Wanderstab mitsamt Rucksack, der unter anderem zahlreiche Aufgaben- und Entdeckerkarten enthält. Das Konzept funktioniere, versichert Michaela Sulz. "So werden die Kinder beschäftigt - und zwar immer so, dass sie vorwärtslaufen." (dpa)
Webseite der Spielwarenmesse