Oder sie haben ein so großes Haus, dass es sich anbietet, wenn ihre Eltern dort einziehen. Und in wieder anderen Fällen wollen Ältere ihren Kindern nahe sein, um Hilfe zu bekommen oder engeren Kontakt zu haben. Dann scheint es die einfachste Lösung, in das Haus der jungen Familie zu ziehen. Dieser Schritt sollte allerdings gut überlegt werden, auch weil die Wünsche von drei Generationen täglich aufeinandertreffen.
Wer krank ist und Hilfe braucht, für den kann der Umzug in die Wohnung oder das Haus der Kinder sinnvoll sein, "vorausgesetzt, die Kinder haben zugesagt, auch Pflegeaufgaben zu übernehmen", sagt Hermann Ruthenberg vom Kreisdiakonischen Werk in Greifswald. "Das muss man vor dem Umzug klären", rät der Sozialarbeiter. Wollen hilfsbedürftige Ältere lieber in ihren eigenen vier Wänden bleiben, müsse die Unterstützung anders organisiert werden, etwa über ambulante Pflegedienste oder "Essen auf Rädern".
Mit dem Wohnungswechsel in die Nähe der Familienangehörigen sollten Ruheständler allerdings nicht zu lange warten. "Denn man muss die neue Umgebung kennenlernen, solange man noch geistig und körperlich fit ist", erklärt Ruthenberg.
Oft steht die Umzugsfrage nicht wegen Krankheiten an, sondern weil sich die Eltern im hohen Alter trennen oder ein Partner stirbt, sagt die Diplom-Psychologin Isabelle Überall aus München. Dann sitzen Mutter oder Vater in einem großen Haus, das sie allein nicht mehr bewirtschaften können. Ein Umzug zur Familie sei dann überlegenswert. "Vor allem bei jungen Familien ist es häufig so, dass die ganz froh sind, wenn die Großeltern ihren Alltag mit den Kindern unterstützen."
Wer den Schritt wagt und unter dem Dach seiner Kinder ein neues Zuhause findet, sollte aber auf Privaträume pochen - in einer Einliegerwohnung oder in einem Appartement. Eine eigene Küche und ein eigenes Bad müssten sein, findet Überall.
Welche Zimmer geteilt werden, hängt unter anderem von der Selbstständigkeit der Älteren ab. "Jeder braucht seine Privatsphäre", erklärt Überall. Wird der Trubel mit den Enkeln den Großeltern zu viel, müssten sie sich zurückziehen können. Gegen gemeinsame Mahlzeiten, Ausflüge oder Fernsehabende sei aber nichts einzuwenden.
Ist jeder in seiner Wohnung, gelten die dortigen Spielregeln. Den Türschlüssel beim jeweils anderen Familienteil zu deponieren, hält Ruthenberg für sinnvoll. Der Zutritt beschränkt sich aber besser auf Notfälle oder den Urlaub, wenn die Blumen gegossen werden müssen. Ansonsten gilt: Anklopfen oder Klingeln.
Auch für das tägliche Miteinander muss es Regeln geben. Eine bezieht sich auf die Enkel. "Die Erziehung ist Aufgabe der Eltern", erklärt Ruthenberg. Verwöhnen dürfen die Großeltern ihre Enkel, was darüber hinaus geht, sollte abgesprochen sein.
Christiane Schiller von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen in Bonn (BAGSO) rät, vor dem Einzug der Großeltern über die Erwartungen aller Familienmitglieder zu sprechen. "Was stellt sich jeder vor? Was wünscht sich die junge Mutter von ihrer Mutter?" Aber auch den eigenen Mann könne man fragen: "Was erwartest Du, wenn Deine Mutter bei uns einzieht?"
Fragen zur Freizeitgestaltung und zur Kindererziehung, zum Einkauf oder zur Haushaltskasse müssten dann auf den Tisch, sagt Schiller. "Es sind oft die Älteren, die den Jüngeren etwas zuschießen." Wie weit das geht, sollten alle Beteiligte vorher abstimmen. Das gilt auch für alltägliche Fragen wie den Besuch von Freunden. Dürfen auch die Älteren kommen, wenn die mittlere Generation Gäste hat? Solche Absprachen vermeiden Missverständnissen und Kränkungen.