Der Lebensweg des Bertram Meier in Kürze:
Überschwänglich war im Bistum Augsburg die Freude, als am 29. Januar Prälat Bertram Meier als neuer Bischof und 62. Nachfolger des Heiligen Ulrichs ausgerufen wurde. Im Dom brandete damals minutenlanger Applaus auf. „Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall“, gab der von Papst Franziskus Erwählte verschmitzt zum Besten. In der Tat übernimmt mit Meier ein Geistlicher die weitläufige Diözese mit mehr als 1,2 Millionen Katholiken, der „einer von uns“ ist.
Er stammt aus Kaufering im Kreis Landsberg, schwätzt gelegentlich Schwäbisch, war Kaplan in Neuburg an der Donau, dann Stadtpfarrer und Regionaldekan in Neu-Ulm. Und als Domkapitular und Leiter des bischöflichen Seelsorgeamtes hat er in den vergangenen Jahren 53 Pfarreiengemeinschaften visitiert. Er kennt sich also aus, wo der Schuh an der Basis drückt. Er mischt sich gern unter die Leute und kann ihnen aufmerksam zuhören.
„Prälat Meier hat die Fähigkeit, die Gläubigen vom kleinsten Dorf abzuholen und mitzunehmen in die große Gemeinschaft des Bistums“, sagt Sieglinde Hirner, die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken. Er verspricht: „Die Kirche muss im Dorf bleiben.“
Bischof Bertram weiß, dass er künftig im Bistum Augsburg den Kurs bestimmt, aber er zeigt keinerlei Machtdünkel. Er wolle keine Exzellenz sein, beteuerte er im Interview mit unserer Zeitung. Auch als Bischof sei er einer im Volk Gottes. Wo es nötig ist, Entscheidungen zu treffen, möchte er im Vorlauf möglichst viele Menschen miteinbeziehen.
Über seinen kommunikativen Führungsstil sagt er: „Wichtig ist, dass man miteinander spricht, miteinander ringt und auch Kontroversen zulässt.“ Und wenn es mal handfesten Streit gibt, habe er die Kraft zu sagen: Blättern wir um, fangen wir wieder neu an! In den Monaten als Diözesanadministrator seit dem Rückzug von Bischof Konrad Zdarsa am 4. Juli 2019 ließ Bertram Meier schon spüren, dass er Wert darauf legt, sich beraten zu lassen.
Der Horizont des neuen Oberhirten reicht weit über das eigene Bistum hinaus. Als Referent für die Weltkirche empfing er Bischöfe aus allen Kontinenten und ließ sich aus ihrer Heimat berichten.
Internationale Weite lernte er schon in seinen römischen Studienjahren. An der Päpstlichen Universität Gregoriana trafen Studenten aus aller Welt auf Professoren verschiedenster Länder. Vertieft hat Bertram Meier sein Verständnis für die römisch-katholische Weltkirche an der Päpstlichen Diplomatenakademie und im Dienst des Vatikanischen Staatssekretariats. Sechs Jahre leitete er, von 1996 bis 2002, die deutschsprachige Abteilung und begleitete Papst Johannes Paul II. auf dessen Pastoralreisen. Bischof Bertram blieb beides – ein Römer und ein Bayer.
Meier steht loyal zum Papst und zu der kirchlichen Lehre, er weiß jedoch auch, dass die Kirche in Deutschland Erneuerung braucht. In einer verklärten Vergangenheit dürfe sie nicht stehen bleiben. „Es gibt keine Zukunft im Rückwärtsgang“, sagt er. Heute gleiche Kirche vielmehr einer Gemeinschaft der Suchenden. Allerdings hält er auch von stürmischen Reformen nichts. Frauen macht er keine Hoffnung, bald zum katholischen Weiheamt zugelassen zu werden.
Bistum Augsburg: Umweltmanager und höhere Entschädigungszahlungen
Andere Baustellen bewältigte er schon als Apostolischer Administrator. Aus der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ leitete er einen konkreten Schritt fürs eigene Bistum ab. Er hat sich dazu entschlossen, einen Umweltmanager zu bestellen. Und als Geste der „nachhaltigen Umkehr“ sorgte er dieser Tage in der Diözese für deutlich höhere Entschädigungszahlungen für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Kleriker.
Eigentlich wollte Prälat Bertram Meier schon am 21. März zusammen mit vielen Gläubigen seine Bischofsweihe im Augsburger Dom feiern. Die Corona-Pandemie zwang ihn zur Verschiebung auf Samstag, 6. Juni.
Solidarisch ging er in der Zwischenzeit mit seiner Diözese durch die Krise mit ihren strikten Einschränkungen. „Die Kirche lässt Sie nicht allein“, versprach Bischof Bertram und lud per Videostream während der Kar- und Ostertage zur Mitfeier seiner Gottesdienste in der bischöflichen Hauskapelle ein. So blieb er vielen nahe.
Am Samstag, 6. Juni, wurde Dr. Bertram Meier um 10 Uhr in einem festlichen Gottesdienst im Hohen Dom zum neuen Bischof von Augsburg geweiht. Da aufgrund der Corona-Pandemie nur geladene Gäste teilnehmen konnten, hat das Bistum Augsburg herzlich zur Mitfeier über TV und Radio eingeladen. Die Bischofsweihe wurde live im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks (BR), dem Digitalradiosender „B5 plus“ sowie auf Radio Horeb übertragen.
Den Weihegottesdienst leitete der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Ihm assistierten als Mitkonsekratoren der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Apostolische Nuntius Nicola Eterovic. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz begrüßt Meier als neues Mitglied. Für die Politik hat Ministerpräsident Markus Söder am Ende des Gottesdienstes ein Grußwort gesprochen.
Wegen Corona keine Feier
Die Corona-Pandemie ist zudem der Grund, dass es im Anschluss an die Bischofsweihe in Augsburg keine Feier geben konnte. Stattdessen war es Bischof Bertram ein Anliegen, als geistlichen Abschluss des Weihetages um 19 Uhr in der bischöflichen Hauskapelle einen Rosenkranz für den gelingenden Weg des pilgernden Gottesvolkes von Augsburg zu beten.
Möchten Sie mehr über die Musik bei der Bischofsweihe erfahren? Dann sind Sie hier richtig!
Weitere Infos zur Bischofsweihe in Augsburg und zum neuen Bischof Bertram Meier gibt es beim Bistum Augsburg, bei katholisch1.tv und auf der Facebook-Seite des Bistum Augsburg.