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Augsburger Plärrer: Wie ist das Leben als Schaustellerkind auf Volksfesten?

Augsburger Plärrer

Wie ist das Leben als Schaustellerkind auf Volksfesten?

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    Babette mit Papa Peter und Mama Jessica Roie bei ihrer Taufe – auf dem Plärrer in Augsburg, wie es sich für ein Schaustellerkind gehört.
    Babette mit Papa Peter und Mama Jessica Roie bei ihrer Taufe – auf dem Plärrer in Augsburg, wie es sich für ein Schaustellerkind gehört. Foto: privat

    Endlos viele Runden auf dem Karussell, Hunderte Kuscheltiere und jeden Abend Action mit bunten Lichtern, Musik und fröhlichen Gesichtern – wovon viele Kinder träumen, das ist für Babette Roie Alltag. Sie ist ein Jahr und acht Monate alt und lebt quasi auf Volksfesten – so wie ihre Mutter, Jessica Roie (geborene Noli), schon 30 Jahre zuvor.

    Kindertage auf dem Volksfest sind ein Tabu

    Doch auch, wenn Volksfeste bunt sind, hat die Kindheit Schattenseiten. Nur Zuckerwatte und Autoschleife gibt es wohl nicht. Sonntags oder an Kindertagen zum Beispiel ist das Tabu. Auch wenn auf dem Rummelplatz viel los ist, heißt es entweder ab ins Kassenhäuschen oder in den Wohnwagen. Für Babette ist das – wie für jede Eineinhalbjährige – ganz schlimm.

    Auch Opa Bruno Noli hilft bei der Kinderbetreuung auf dem Augsburger Plärrer mit.
    Auch Opa Bruno Noli hilft bei der Kinderbetreuung auf dem Augsburger Plärrer mit. Foto: Ingo Hinrichs

    Der einzige Trost ist dann Olde English Bulldogge Wilma. „Sie ist ihre beste Freundin. Wawa ist das erste Wort nach dem Aufstehen und das letzte vor dem Zubettgehen“, erklärt Mama Jessica. Für sie war von Anfang an klar, dass die Kleine mitkommt – ob auf den Plärrer, auf die erste Reise nach Ingolstadt, später dann nach Memmingen oder auf den Weihnachtsmarkt.

    Der Alltag als Schaustellerkind: Schule, Arbeiten & Co.

    „Morgens stehen wir auf, dann zieht Babette auch schon ihre Schuhe an und möchte raus. Dort darf sie ganz stolz mit dem Papa die Autos beim Scooter kontrollieren“, verrät Roie. Nach Mittagsessen und -schlaf darf ihre Tochter mit an die Kasse, mit Schaustellerkindern spielen oder auf den Spielplatz. Nach dem Abendessen geht es dann ins Bett – im Wohnwagen, wo sie über das Babyphone von ihren Eltern, die weiterarbeiten, im Blick behalten wird. „Das klappt super! Nur nachts, wenn die Geräuschkulisse auf einmal weg ist, wacht sie kurz auf“, so die Mutter.

    Mit einem Kleinkind kann man das gut machen, wie es später weitergeht, ist noch unklar. Während Papa Peter Roie, der ebenfalls aus einer Schaustellerfamilie kommt, von zu Hause aus zur Schule ging, hat Jessica Roie sechs bis acht verschiedene im Jahr besucht. „Man kann auch unterwegs lernen. Ich habe die

    Mehr über die Geschichte der Familie Noli erfahren Sie in unserer Bildergalerie.

    Der Augsburger Plärrer als Spielplatz

    Mittags nach der Schule mussten die Hausaufgaben erledigt werden. Währenddessen ging draußen der Trubel los. „Seit ich elf Jahre alt war, musste ich danach jeden Tag mindestens eine Stunde beim Arbeiten helfen – am Süßwarenstand, beim Plüschtiere-Sortieren und so weiter“, erzählt Roie. Für sie und ihren Cousin war das ganz normal, schließlich kannten sie es nicht anders. Der Rummelplatz war für sie ein großer Spielplatz, jede Stadt mit anderen Erinnerungen.

    Jessica Roie weiß, wie das Leben als Schaustellerkind für Babette sein wird. Sie hat selbst ihre Kindheit auf Volksfesten verbracht.
    Jessica Roie weiß, wie das Leben als Schaustellerkind für Babette sein wird. Sie hat selbst ihre Kindheit auf Volksfesten verbracht. Foto: Ingo Hinrichs

    Heute sammelt Tochter Babette diese. Sie fängt gerade erst an, liebt das Kinderkarussell aber schon sehr. Mindestens fünfmal am Tag muss sie fahren und will gar nicht mehr raus. Auch der Autoscooter ihrer Eltern hat es dem Mädchen angetan – natürlich nur, wenn sonst niemand fährt. Bei Oma Karin und Opa Bruno Noli isst sie am liebsten Popcorn oder Eiswaffeln. „Ich achte zwar darauf, dass wir nicht zu viel Süßigkeiten essen, aber wenn die Großeltern einen Süßwarenstand haben ...“, so die Mama.

    Im Wohnwagen von Volksfest zu Volksfest mit Familie Roie und Noli

    Trotzdem ist sie froh, ihre Tochter auf den Volksfestplätzen aufwachsen zu sehen. „Ich habe mein Kind rund um die Uhr bei mir. Sie sitzt nicht stundenlang vor dem Fernseher und wird auch mal nicht viel Konsolen spielen. Dafür ist es draußen viel zu aufregend. Hier können Kinder wirklich Kinder sein“, schwärmt Roie.

    Sorgen machen muss man sich dabei nicht, schließlich sind die Schausteller wie eine große Familie. Jeder kennt jeden und hat ein Auge auf die Kinder. Und von denen gibt es viele. So hat Babette später immer jemanden zum Spielen. „Die Kleine kann das zwar noch nicht wirklich realisieren, aber sie ist glücklich“, erzählt ihre Mama. Und das ist doch die Hauptsache!

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