Ein historischer Zufall brachte die beiden Hirnforscher Arthur Aron von der State University of New York und Sean Mackey von der Stanford University of Medicine zusammen, beides renommierte Universitäten. Es zeigte sich, dass beide Männer dieselbe Gehirnregion, das mesolimbische System, erforschten. Allerdings taten sie dies zu unterschiedlichen Themen: der eine zum Thema „Liebe“, der andere zum Thema „Schmerz“.
Sex = Belohnung
Ihr Gespräch brachte sie zu der Vermutung, das eine könnte das andere ursächlich beeinflussen. Zudem hatte sich gezeigt, dass das Belohnungszentrum im limbischen System des Gehirns auf Liebe genauso reagiert wie auf Dogen; auch gängige Schmerzmittel entfalten dort ihre Wirkung.
Im gemeinsamen Experiment mit frisch Verliebten, die Bilder anschauten, während ein Magnetresonanztomograph ihre Gehirnaktivität aufgezeichnete, zeigte sich, dass Liebesgefühle Schmerz tatsächlich wirkungsvoll lindern können. Als Maßstab dienten Hitzeschmerzreize in der Handinnenfläche. Eine kürzlich an der University of California in Los Angeles durchgeführte Vergleichsuntersuchung kam zu den weitgehend selben Ergebnissen.
Fantasie beflügelt
Etwas krasser verlief ein Experiment der Johns Hopkins University in Baltimore, bei dem die Versuchspersonen ihre Hände in Eiswasser tauchen und sich verschiedene Fantasien ausmalen sollten - von neutral, etwa einem Spaziergang, bis zu detaillierten, sexuell erregenden Szenen. Tatsächlich konnte die sexuell am stärksten stimulierte Gruppe ihre Hände doppelt so lange im Eiswasser halten wie die neutrale Gruppe.
Grund für solche Schmerzsenker sind Ausschüttungen von körpereigenen Opiaten, den Endorphinen, deren schmerzstillende Wirkung bereits im Zusammenhang mit Kopf- und Gelenkschmerzen vermutet wurde und die mehrere Stunden anhalten kann. Endorphine wandern umso mehr ins Blut, je mehr wir uns einem Orgasmus nähern. Unmittelbar beim Orgasmus hatten diese natürlichen Drogen bei französischen Testpersonen die Schmerzempfindlichkeit um 70 Prozent reduziert.
Liebe verleiht Muskeln
Schmerzstillend wirken sie auch bei Regelschmerzen. Ergänzt wird dieser Effekt gleich durch drei weitere schmerzdämpfende Hormone, die das Blut von Verliebten besonders überschwemmen: Noradrenalin sowie Östrogen bei Frauen und Testosteron bei Männern. Die haben den Vorteil, dass sie mit Hilfe von Ausdauersport ihren Hormonpegel zusätzlich anheben können.