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Kindergesundheit: Wie die Kindermedizin bei Herzfehlern helfen kann

Kindergesundheit

Wie die Kindermedizin bei Herzfehlern helfen kann

Oberarzt Dr. Med. Alexander Praus vom Josefinum bei einer Ultraschalluntersuchung des Herzens bei einem Baby.
Oberarzt Dr. Med. Alexander Praus vom Josefinum bei einer Ultraschalluntersuchung des Herzens bei einem Baby. Foto: KJF, Carolin Jacklin

Eine Routineuntersuchung rettete wahrscheinlich das Leben der kleinen Catrin. Der Kinderärztin waren Auffälligkeiten bei der Atmung des vier Wochen alten Babys aufgefallen. Zum Glück. Nach kurzer telefonischer Rücksprache mit Oberarzt Dr. Alexander Praus, der seit zwei Jahren die Kinderkardiologie im Josefinum leitet, wurde das kleine Mädchen noch am selben Tag untersucht. Der Ultraschall ergab einen seltenen, aber schweren Herzfehler: eine Lungenvenenfehlmündung.

Dabei münden die Gefäße, die aus der Lunge das sauerstoffreiche Blut transportieren nicht in den linken Vorhof, sondern der bereits mit Sauerstoff angereicherte Blutstrom wird erneut ins rechte Herz geleitet. Dies führt zu einer Volumenbelastung des Herzens und der Lunge. Auch Catrins Herz hatte bereits gelitten und so wurde sie von Dr. Praus sofort zur Operation ins Deutsche Herzzentrum nach München überwiesen. Gerade noch rechtzeitig, denn jeder weitere Tag hätte das kleine Herz noch mehr geschwächt, eine OP wäre dann immer riskanter geworden. Das Tückische an diesem Fall: Bei der Regeluntersuchung nach der Geburt war der Herzfehler nicht zu sehen und die freiwillige vorgeburtliche Ultraschalluntersuchung in der 20. Schwangerschaftswoche, wo der Fehler hätte entdeckt werden können, wurde nicht durchgeführt.

Herzfehler sind selten

„Glücklicherweise sind solche schweren Fälle selten“, erklärt Dr. Praus, „nur 0,6 bis 0,8 Prozent der Neugeborenen haben überhaupt einen Herzfehler.“ Meist handelt es sich dabei um ein Loch in der Kammer- oder Vorhofscheidewand, das bei einer OP geschlossen werden kann. Die Kinder werden danach in regelmäßigen Abständen mit Ultraschall kontrolliert. „Manchmal schließt sich so ein Loch sogar von selbst“, so Dr. Praus.

Komplizierter sind Fälle wie der von Catrin, wenn die Gefäße falsch angeordnet sind, eine Herzkammer nicht angelegt ist, eine Herzhälfte fehlt oder zu klein ist. Auch hier kann inzwischen operiert werden. Hinterher können die Kinder in den meisten Fällen ein ganz normales Leben führen, auch Sport treiben.

Pränatale Diagnostik

Oft werden Herzfehler schon pränatal durch den Gynäkologen entdeckt. „Je früher, desto besser können wir darauf reagieren und das Baby schon vor der Geburt überwachen“, sagt Dr. Praus. „Die Babys kommen dann im Josefinum zur Welt und werden - falls nötig - auf die Intensivstation gebracht und einige Tage nach der Geburt zur OP überwiesen. Hinterher müssen sie regelmäßig kontrolliert werden.“

Neben Herzfehlern, die vor oder kurz nach der Geburt diagnostiziert werden, hat Dr. Praus auch mit Patienten zu tun, die erst im Verlauf ihrer Kindheit Herzprobleme bekommen, beispielsweise, wenn sich der Herzmuskel aufgrund genetischer Disposition verdickt oder dünner wird, Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche auftreten. Der Kinder- oder Hausarzt überweist sie dann zu den kinderkardiologischen Sprechstunden ins Josefinum. Manchmal reicht nach der dortigen Diagnose die Überwachung, manchmal müssen Medikamente verschrieben werden, manchmal ist eine OP nötig.

Regelmäßige Überwachung des Herzens ist auch bei Kindern und Jugendlichen nötig, die Psychopharmaka erhalten, denn die Medikamente wirken sich manchmal auf den Herzrhythmus aus.

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