Seit mehreren Monaten hat das Dengue-Fieber die französischen Karibikinseln im Griff - eine beliebte Urlaubsregion. Laut Medienberichten waren bis Mitte August 60 000 Menschen an der Virusinfektion erkrankt, 17 Todesfälle wurden gezählt. Die durch Mücken übertragene Krankheit tritt vor allem in tropischen, aber auch in subtropischen Gefilden in Latein- und Südamerika oder Südostasien auf.
Dengue verläuft ähnlich einer Grippe, kann aber auch zu einem hämorrhagischen Fieber mit lebensgefährlichen Blutungen und Schock führen. Ärzte raten Reisenden in betroffene Regionen zu einem sorgfältigen Schutz vor Mücken - also Kleidung mit langen Ärmeln, Mücken abwehrende Hautlotionen sowie ein Moskitonetz. An einem Impfstoff wird noch gearbeitet.
"In manchen Regionen muss man immer mit einer Ansteckung mit Dengue rechnen, es kommt aber auch regelmäßig zu Epidemien in Ländern, die sonst nicht so stark betroffen sind", sagt Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. So trete Dengue regelmäßig in Brasilien auf, derzeit aber auch verstärkt im Norden Argentiniens oder Paraquays. Auch wurden Fälle aus Ländern in Ost- und Westafrika gemeldet, viele gibt es in diesem Jahr auf den Philippinen.
"Vereinzelt wurden auch Fälle aus Ägypten oder Jordanien bekannt", fügt Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf, hinzu. Die häufigsten Patienten mit Dengue in Deutschland seien aber Reiserückkehrer aus Ländern wie Vietnam oder Thailand. Dengue gilt als die häufigste von Mücken übertragene Virusinfektion weltweit mit mehr als 50 Millionen Infizierten jährlich.
Wie viele Menschen in Deutschland mit der meldepflichtigen Erkrankung aus dem Urlaub zurück kommen, ist laut Jelinek unklar. "Die Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit können sehr mild sein, so dass die Patienten nicht zum Arzt gehen." Weitere Beschwerden sind Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen. Verwechselt werden kann die Infektion mit Malaria oder anderen fieberhaften Erkrankungen. Klarheit darüber gibt ein Bluttest. "Die Erkrankung wird mit Mitteln gegen Fieber und Schmerzen, gegebenenfalls auch mit Infusionen behandelt", sagt Jelinek. Allerdings solle man nicht zum Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) greifen, da dieser die Blutgerinnung beeinträchtige, sondern zu Paracetamol.
"Die Dengue-Viren gehören wie die Auslöser des West-Nil-Fiebers, der Japanischen Enzephalitis oder des Gelbfiebers zu den Flaviviren", erklärt Prof. Matthias Niedrig vom Robert-Koch-Institut in Berlin. Es existieren vier Typen, die regional unterschiedlich verteilt sind, sich aber laut Niedrig durch Tourismus und Warentransporte inzwischen durchmischen. "Erkrankt man an dem einen Typ, so besteht keine Immunität gegen die drei anderen", betont er. Bei der Ansteckung mit einem weiteren Typ könne es dann zu schwereren Verläufen kommen.
Diese Tatsache sei auch die Herausforderung für die Herstellung eines Impfstoffs, sagt Dobler. "Ein Impfstoff muss gegen alle Typen wirksam sein." Ist dies nicht der Fall, riskiere man tödliche Verläufe, wenn sich Geimpfte mit einer anderen Form infizierten. Warum eine Zweitinfektion lebensbedrohliche Ausmaße mit sich bringen kann, ist laut den Experten noch ungeklärt. Eine Theorie ist, dass die Antikörper, die bei einer ersten Infektion entstehen, die Reaktion des Immunsystems bei einer Zweitinfektion aus dem Ruder laufen lassen. Die Mediziner rechnen in wenigen Jahren mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffs.
Überträger des Dengue-Fiebers sind Aedes-Mücken. Aedes aegypti, auch Gelbfiebermücke genannt, wurde mithilfe von Pestiziden vor 50 Jahren in Europa fast ausgerottet. Ihre "Schwester" Aedes albopictus (Asiatische Tigermücke) breitet sich den Angaben zufolge auch in Europa aus, gilt aber nicht als Hauptüberträger von Dengue. Die Gelbfiebermücken bevorzugen laut Dobler Lebensräume nahe menschlichen Besiedlungen. "Sie legen ihre Eier in Wasserlachen in herumliegenden Autoreifen, Blumenvasen und Regenwassertonnen." Dengue sei eine städtische Krankheit und komme vor allem in Gebieten mit schlechten sanitären Bedingungen vor.
Im Gegensatz zur Malaria übertragenden Anopheles-Mücke, die vor allem in der Dunkelheit sticht, seien Aedes-Mücken auch am Tag aktiv, warnt Jelinek. Daher empfiehlt er Reisenden in betroffene Regionen einen sorgfältigen Mückenschutz den ganzen Tag über.