Neun Monate plus drei Monate Puffer - so lange soll es im Durchschnitt dauern, bis ein Einfamilienhaus fertig ist. Doch ein Jahr ist schnell vorbei. Und in vielen Fällen ist das Bauende dann noch nicht abzusehen. Was können Bauherren tun, damit ihr Bau zügig vorangeht?
Es lassen sich online und in gedruckter Form diverse Ratgeber, Checklisten und Zeitpläne für Baustellen auftreiben, die Bauherren möglichst effektiv durch ihr Projekt führen wollen. "Solche Dinge sind durchaus hilfreich, um den Überblick zu behalten", sagt Arno Metzler vom Verband Beratender Ingenieure. "Aber sie können nicht ausschließen, dass etwas dazwischen kommt. Deshalb sollte man in alle Abschnitte der Planung Pufferzeiten einstellen."
Das Bautempo hängt von vielen Faktoren ab. "Die meisten - wie das Wetter - können nicht vom Bauherren beeinflusst werden, einige aber schon", sagt Marc Förderer vom Bauherren-Schutzbund. "Wichtig ist, im Vertrag feste Bauzeiten zu vereinbaren, mit exaktem Datum für Baubeginn und -ende. Dann ist die Baufirma daran gebunden und muss Verzögerungen innerhalb des Bauprozesses vertragsgemäß ausgleichen." Viele Verträge enthalten diese Festlegungen nicht.
Entscheidend für einen zügigen Bauablauf ist auch, dass die Finanzierung steht. "Änderungen des Finanzplanes während der Bauphase führen immer zu Verzögerungen", berichtet Metzler.
Koordination ist das A und O
Störungen sind umso wahrscheinlicher, je mehr Gewerke mit Einzelverträgen am Bau beteiligt sind. "Auch hier kommt es wieder auf die Planung an. Je detaillierter sie ist und je besser die Kommunikation mit den einzelnen Gewerken funktioniert, desto schneller geht's später auf dem Bau voran", erklärt Förderer.
Allerdings sei es gegenwärtig wegen der großen Nachfrage nach Bauleistungen nicht einfach, qualifizierte Handwerker passgenau zu koordinieren. Viele arbeiten parallel an mehreren Baustellen, so dass sie oft nicht sofort da sind, wenn sie gebraucht werden. "Bemerkt ein Bauherr, dass einige Tage Stillstand auf seiner Baustelle herrscht, sollte er ruhig nachhaken", rät Förderer.
Absprachen mit den Firmen oder einzelnen Gewerken sollten möglichst präzise und nicht zwischen Tür und Angel getroffen werden. "Bauherren sind auf der sicheren Seite, wenn sie alles schriftlich fixieren", sagt Metzler. "Also nach dem Treffen gleich der guten Ordnung halber eine E-Mail mit dem Inhalt des Gesprächs an die Bauleitung schicken."
Ob sich der Bau im Zeitplan befindet, können Bauherren anhand des Ablaufplanes herausfinden. Den sollten sie sich aushändigen lassen. "Darin steht, wann welche Gewerke dran sind, wie viel Zeit sie benötigen und welche nächsten Schritte folgen", erklärt Sandra Queißer vom Verband Privater Bauherren. "Treten Mängel auf, sollten Bauherren darauf drängen, dass sie umgehend beseitigt werden. Sonst sind später aufwendige Reparaturen nötig, die auch viel Zeit kosten."
Heute so, morgen so
Nicht selten sind Bauherren selbst für Verzögerungen verantwortlich. "Bevor die Planung beginnt, sollte eigentlich klar sein, was für ein Haus gewünscht wird", sagt Metzler. "Es ist jedoch leider gang und gäbe, dass Bauherren sich während der Planungs- oder Bauphase noch kurzfristig umentscheiden und zum Beispiel fünf statt vier Zimmer haben wollen. Das ist dann schwierig umzusetzen und kostet immer zusätzlich Zeit."
Ein kritischer Punkt ist die sogenannte Bemusterung, das Aussuchen der gewünschten Materialien und Bauteile durch den Bauherren. Sie muss schon sehr früh erfolgen, weil viele Waren unterschiedliche Lieferzeiten haben - und das beim Hausbau koordiniert sein muss. Und jede Änderung nach der Bemusterung kann den Bau verzögern. "Wenn neue Fliesen geordert werden, auf die der Fliesenleger dann noch einmal vier Wochen warten muss, kann man das im Nachhinein schwer ausgleichen", erklärt Queißer.
Normalerweise sind die Arbeiten so eng getaktet, dass es keine großen Puffer gibt. Verzögerungen durch Eile aufholen zu wollen, bringt aber nicht viel. "Erzwingen lässt sich gar nichts", sagt Förderer. "Die Materialien brauchen nun einmal ihre Zeit, um auszuhärten oder zu trocknen." Sonst drohen Qualitätseinbußen. Oder die Firmen stellen die Zusatzkosten für maschinelle Trocknung und Beheizung in Rechnung.
Es ist auch nicht unbegrenzt möglich, viele Gewerke übergreifend arbeiten zu lassen. "Irgendwann ist der kritische Punkt erreicht, und die Handwerker treten sich gegenseitig auf die Füße", so Queißer.