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Schimmel: Der Feind unter meinem Kopfkissen

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Schimmel: Der Feind unter meinem Kopfkissen

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    Schimmel: Der Feind unter meinem Kopfkissen
    Schimmel: Der Feind unter meinem Kopfkissen

    Die unterschiedlichen Arten der heimlichen Invasoren sind nicht immer so leicht zu erkennen wie beim Nahrungsmittelbefall. Viel häufiger existieren sie unentdeckt in Stoffen, Tapeten, Teppichen oder an Fenstern und Wänden.

    Diese Kulturen gehen niemals unter

    Die Zahl der vorkommenden Pilzarten wird auf die Schwindel erregende Höhe von über 250.000 geschätzt. Bisher sind zirka 100.000 davon erfasst. Das knäuelförmige Fadengeflecht eines Schimmelpilzes wird als Myzel bezeichnet. Die einzelnen Zellfäden heißen Hyphen, sie entstehen durch das Auskeimen der Sporen.

    Die Allergene sind nicht die Pilze selbst, sondern eben jene Sporen, die von den Pilzen zur Fortpflanzung in die Luft abgegeben werden. In millionenfacher Ausführung macht sich jeder der winzigen Besatzer daran, Neuland zu erobern.

    Fremde Kolonisten im Haus vernichten Kohle

    Laut einer aktuellen und repräsentativen Untersuchung, die an der Universität Jena im Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin unter Leitung von Dr. Sabine Brasche durchgeführt wurde, ist etwa jede dritte Wohnung in Deutschland von Schimmelpilzen befallen. Wenn sich die geheimen Eroberer in den eigenen vier Wänden erst einmal zeigen, ist Vorsicht geboten. Die unerwünschten Siedler können im Wohnbereich nämlich auch zu schweren wirtschaftlichen Schäden führen, wenn sie Gegenstände und Baumaterialien zerstören. Dann kommt es neben der Minderung des Wohnwerts auch zu einer Bauwertminderung, und es fallen unter Umständen hohe Sanierungskosten an.

    Im Frühjahr und Herbst, wenn noch nicht so viel gelüftet und geheizt wird, ist Hochsaison für schimmelbelastete Wohnungen. Zusammen mit häufig vorhandenen Wärmebrücken führt dies zu einem erhöhten Feuchtigkeitsgehalt in Innenräumen. Feuchte, schlecht belüftete Badezimmer, Tapeten auf kalten Wänden, feuchte Textilien und Fensterrahmen mit Kondenswasserbelastung, sowie Luftbefeuchter und Klimaanlagen bieten den gefährlichen Sporen äußerst gute Lebensbedingungen und rasante Vermehrungschancen.

    Die Eroberung erfolgreich vereiteln

    Moderne Fenster und vollgestellte Fensterbretter verleiten zur Lüftung in Kippstellung. Die Wirkung ist jedoch nicht ausreichend. Am besten lüftet man, indem man die Fenster möglichst weit öffnet, am besten mit Durchzug von einem Fenster zum anderen quer durch die ganze Wohnung. Das vereitelt jegliche Einmarschpläne der fiesen Sporen. Um möglichst viel Feuchtigkeit aus der Wohnung zu befördern, muss die Luft ausreichend warm sein. Denn warme Luft kann viel mehr Wasser aufnehmen als kalte.

    Empfehlenswert sind Temperaturen um 20 Grad Celsius - im Bad und Wohnzimmer etwas mehr und im Schlafzimmer etwas weniger. In der kalten Jahreszeit reichen mehrmals täglich je fünf Minuten für den Luftaustausch, im Hochsommer sollten es eher 25 Minuten sein. Nach dem Duschen oder Kochen sollten die Fenster auch zwischendurch mal geöffnet werden, bevor sich der Wasserdampf irgendwo niederschlägt. Wenn Zeit oder Selbstdisziplin fehlen, kann Technik helfen. Automatische Lüftungsanlagen (möglichst mit Wärmerückgewinnung) sorgen auch bei geschlossenen Fenstern für ausreichende Luftzufuhr. Bereits mit einem kostengünstigen Hygrometer lässt sich die relative Luftfeuchtigkeit leicht selbst kontrollieren. In der Wohnung sind 40 bis 60 Prozent erstrebenswert.

    Vorsicht: Krebs erregende Vielflieger

    Schädliche Wirkungen gehen besonders von den giftigen Stoffwechselprodukten mancher Schimmelpilzarten aus, zum Beispiel von den Aflatoxinen. Laut Expertenaussagen der Enius AG, Nürnberg, die sich aus Ärzten, Chemikern und anderen Fachleuten zusammensetzt, ist Aflatoxin B1 der am stärksten Krebs erzeugende Pflanzenstoff. Aflatoxin B1 kann bei den Lebensmitteln hauptsächlich in Reis, Nüssen, Leber, Nieren, Erdnüssen und Ölsaatrückständen sowie in Futtermittelzusätzen, gemahlenen Mandeln und Muskatnüssen, Pistazien, Feigen und Getreide vorkommen.

    Aflatoxin B1 ist sehr giftig beim Einatmen, Verschlucken oder bei Berührung mit der Haut. Die Sporen machen auch vor Eroberungszügen in unseren Körper nicht halt. Erhöhte Infektanfälligkeit, Niesattacken, Bindehautentzündung mit juckenden, geröteten und tränenden Augen und erhöhte Lichtempfindlichkeit sowie Husten und Atemnot bis hin zu Asthma-Anfällen können die Reaktion sein. Durchfall, Blähungen, Erbrechen, Koliken Arthritis, Fieber, allergische Entzündungen der Blutgefäße, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten und Muskelschmerzen wurden ebenfalls schon häufiger im Zusammenhang mit Schimmelpilzen nachgewiesen.

    Gefahr erkannt - Gefahr gebannt?

    Bleichmittel töten effektiv allergene Pilzsporen ab. Natriumhypochlorit in Haushaltsreinigern zerstört nicht nur Schimmelpilze, sondern auch Allergie auslösende Schimmelpilzsporen in wenigen Sekunden. Das ist zwar hochwirksam, aber wegen möglicher Gesundheitsgefährdung nicht zu empfehlen. Weitgehend ungefährlich sind dagegen alkoholhaltige Reinigungsmittel, eine fünfprozentige Essigessenz oder eine fünfprozentige Sodalösung - erhältlich in der Apotheke. Im fortgeschrittenen Stadium können hochprozentiger Alkohol oder eine Salmiakverdünnung den Invasoren zu Leibe rücken.

    Eine Dauerwirkung ist jedoch von keinem Präparat zu erwarten: Die wirksamen Substanzen diffundieren mit der Zeit aus und ihre Wirkung gegen Schimmelpilz lässt nach. Die eigentliche Ursache, die Feuchtigkeit, kann nicht durch Chemikalien, sondern nur durch richtiges Lüften beseitigt werden. Schwerer, beharrlicher Schimmelbefall macht geeignete Sanierungsmaßnahmen und die Hilfe eines fachmännischen Beraters unumgänglich. Ein Tipp: Wenn Sie vermuten, dass Schimmelpilze Ihren Wohnraum belasten, können Sie sich auch an die „Stiftung Warentest“ wenden. Deren Umweltanalyse spürt bedenkliche Pilzarten auf, bestimmt die Pilzkonzentration in Ihrer Wohnung und gibt Hinweise zur Bekämpfung. Kosten: 47 Euro.

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