Die Corona-Pandemie hat der Caravaning-Industrie einen Boom beschert. Der Kaufpreis für ein neues Wohnmobil bewegt sich allerdings im Bereich von mehreren Zehntausend Euro. Und selbst ein gutes Fahrzeug aus zweiter Hand ist kein Schnäppchen.
Die Leihe, ob nun von privat via Sharing oder gewerblich als klassische Fahrzeugmiete, sei dann die ideale Möglichkeit, ohne eine allzu große Investition einmal zu testen, ob man wirklich Spaß an einem Wohnmobil-Urlaub hat, sagt Thomas Schmies, Marketing-Experte beim Deutschen Caravaning Institut (DCI). Spätestens nach zwei Wochen wisse man, ob man Camper sei - oder eben nicht.
Auch Constantin Hack hält Mieten oder Sharen für eine gute Alternative zu einem vielleicht überstürzten Kauf. Das Prozedere sei zwar in beiden Fällen ähnlich, so der Caravaning- und Technik-Experte des Auto Club Europa (ACE). Trotzdem seien das aber zwei paar Stiefel: "Beim Mieten leiht man ein Wohnmobil auf gewerblicher Basis bei entsprechenden Anbietern, wie etwa McRent oder Rent and Travel, ganz so wie man es vom Pkw her kennt", sagt Experte vom ACE. "Beim Sharing dagegen leiht man bei einer Privatperson, die das eigene Wohnmobil anderen gegen Entgelt zur Verfügung stellt."
Mehr Individualität bei privaten Vermietern
Bei beiden Varianten sind grundsätzlich die Aspekte zu beachten, die auch beim Mieten eines Autos gelten. Etwa ein ausreichender Versicherungsschutz, der pflegliche Umgang mit dem Leih-Fahrzeug, je nach den Bestimmungen des Anbieters die Rückgabe mit vollem Tank und weiteres. Auf Online-Plattformen wie Yescapa oder PaulCamper könne man auch individuell hergerichtete Wohnmobile finden, die eben nicht von der Stange seien. Gerade dieser Aspekt sei es, warum manche Interessenten das Sharen dem Mieten vorziehen, so Constantin Hack.
Zudem glaubt der Fachmann vom ACE, dass manche Interessenten gerade auch den persönlicheren Kontakt zu schätzen wissen. Wenn jemand sein eigenes Fahrzeug verleihen will, würde er in der Regel darauf achten, dass alles tipptopp ist.
Zum Mietpreis zusätzliche Kosten kalkulieren
Laut Hack ist bei Sharing-Mobilen bisweilen auch eine Grundausstattung, etwa mit Besteck, Handtüchern oder sogar Grundnahrungsmitteln schon an Bord. Zudem sieht er einen, wenn auch kleinen Preisvorteil gegenüber dem Mieten. Während es beim gewerblichen Vermieter für ein kleineres Wohnmobil bei etwa 70 Euro pro Tag losgehen würde, könnte man bei PaulCamper und Co. ein Standardmobil vielleicht schon für 50 oder 60 Euro finden - plus eventuelle Nebenkosten. In beiden Fällen gelte das allerdings nur für die Nebensaison.
Ein besonders wichtiger Punkt: die Versicherung des Fahrzeugs. "Der Mieter braucht schon in seinem eigenen Interesse zwingend eine Vollkasko-Versicherung", sagt Thomas Schmies. Er rät zu einer Selbstbeteiligung wie man sie auch beim Pkw buchen kann. Allerdings könne diese deutlich höher ausfallen als beim Pkw.
ACE-Experte Hack merkt an: Ein Wohnmobil fahre sich schon durch seine Abmessungen anders als ein Pkw, und es könne so schnell vorkommen, dass man vielleicht mit dem Dach einen Ast streift oder beim Zurücksetzen eine Mauer oder auch ein anderes Fahrzeug touchiert. "Dann wird es richtig teuer." Und weiter: "Viele Teile sind Spezialanfertigungen und lassen sich nicht nach einem klassisches Plug’n’Play-System wie beim Pkw austauschen."
Besitzer braucht Versicherung für Vermietung
Ausdrücklich weist Hack auch in Technikfragen darauf hin, dass man beim Sharing im Schadensfalls überhaupt nur dann Versicherungsschutz genieße, wenn der Besitzer sein Wohnmobil als Selbstfahrer-Vermietfahrzeug zugelassen habe.
Wichtig sei auch eine Einführung in die Besonderheiten, die ein Wohnmobil mit sich bringt, betonen beide Experten. Sein ACE-Kollege präzisiert: Bei Mietern könnten Fragen auftauchen wie: Wo fülle ich Wasser nach, was muss ich in Sachen Gas wissen oder wo bekomme ich unterwegs eine neue Gasflasche, wenn die alte leer ist? Es sei ärgerlich, wenn man dann schon unterwegs ist und kostbare Zeit mit der Suche nach Antworten verbringen muss. (tmn)