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Mühlen, Museum & mehr: Was im Klostermühlenmuseum in Thierhaupten geboten ist

Mühlen, Museum & mehr

Was im Klostermühlenmuseum in Thierhaupten geboten ist

Seit 1997 gibt es in Thierhaupten das Klostermühlenmuseum, das an der Friedberger Ach liegt. Rund um die Uhr dreht sich hier das Mühlrad. So trifft eine Zeile aus einem bekannten Volkslied aus dem 19. Jahrhundert hier noch zu: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach!“

Die Geschichte der Mühlen in Schwaben

Andernorts sind die Zeugen alter Technikgeschichte verschwunden. Dabei waren Mühlen einst gerade in Schwaben in vielen Gemeinden an den hier zahlreich vorhandenen Flüssen und Bächen angesiedelt. „Weit über 1000 konnten mittlerweile nachgewiesen werden“, schreibt Dr. Peter Fassl, der von 1987 bis 2020 als Heimatpfleger des Bezirks Schwaben tätig war, im Band 1 „Mühlen in Schwaben“. „Das wirtschaftlich und gewerblich reiche Schwaben wäre ohne die Mühlen nicht möglich“, fährt er fort. „Sie bildeten in der vorindustriellen Zeit das wichtigste technische Strukturelement für Fortschritt und Entwicklung.“

Rund 2000 Jahre Mühlengeschichte lassen sich hier in der Region dokumentieren, an deren Beginn etwa eine römische Mühle in Günzburg und eine merowingische in Dasing stehen. Mit der Industrialisierung und durch neue Antriebskräfte, wie Turbinen, begann der Niedergang der Mühlen. Seit den 1950er-Jahren kam es zu einem Konzentrationsprozess. Laut einer neu veröffentlichten Statistik „Mühlen in Deutschland nach Bundesländern 2022/23“ gibt es deutschlandweit noch 176 Mühlen, davon die meisten in Bayern, nämlich 49.

1997 eröffnete das Klostermühlenmuseum in Thierhaupten

Wer in die Geschichte der Mühlen eintauchen will, der ist seit über einem Vierteljahrhundert im Klostermühlenmuseum in Thierhaupten richtig. Die wechselvolle Historie dieser Mühle lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis 1959 wurde sie betrieben. 1994 erwarb sie dann das Ehepaar Barbara und Karl Seidenschwann, sanierte und rettete sie vor dem Zerfall. 1997 haben Seidenschwanns das Museum eröffnet, das sie 2004 an den Landkreis Augsburg übergaben. 2019 ergab sich für die Klostermühlenstiftung die Möglichkeit, das gegenüberliegende Anwesen zu erwerben. Ein Stadel wurde saniert. Das Wohnhaus wurde abgebrochen und ein neues gebaut. Im Erdgeschoss ist dort seit Saisonbeginn 2023 das neue Besucherzentrum angesiedelt, das bis zu 50 Gästen Platz bietet.

Die Geschichte des Klostermühlenmuseums Thierhaupten

1475 wird die Mühle erstmals schriftlich erwähnt. Sie bestand aber wohl schon länger.

Nach der Säkularisation (1803) ging das Kloster samt der Mühle in Privathände über.

1817 kommt es zur Zerteilung des Mühlgutes und zum Verkauf von Grundstücken. Die Mühlgerechtigkeit samt Mühle bleibt aber erhalten.

In den Jahren 1872 bis 1901 wurde stark investiert.

1914 kaufte der Müller Josef Reiter die Mühle samt allen Mahl- und Wasserrechten von Gutsbesitzer Theodor Gruhner.

1933 übergab Josef Reiter sie an seinen Sohn Franz Xaver.

1959 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt.

Zu Beginn der 1980er-Jahre verfiel das denkmalgeschützte Gebäude zunehmend.

1994 erwarben Barbara und Karl Seidenschwann das Gebäude, sanierten es und eröffneten 1997 das Klostermühlenmuseum.

2004 übergaben Barbara und Karl Seidenschwann das Klostermühlenmuseum dem Landkreis Augsburg.

2019 wurde das der Mühle gegenüberliegende Anwesen, das 1817 abgetrennt worden war, von der Stiftung Klostermühle erworben. Die Gebäude wurden teils renoviert und teils nach Abriss neu gebaut.

2023 eröffnet das Besucherzentrum im Erdgeschoss des Neubaus.

Ein Schild mit dem traditionellen Müllergruß „Glück zu!“ begrüßt an der Eingangstür. Hier, genau wie in der Mühle, finden zudem Erzählcafés, Seminare, Workshops, Konzerte und Lesungen statt. Zu Letzteren gibt es beispielsweise eine Kooperation mit dem engagierten Team der Gemeindebücherei Thierhaupten. „Gerne wird der Raum aber auch von den Besuchergruppen genutzt, zu einem Treff nach einer Führung“, weiß Claudia Drachsler-Praßler, die seit 2010 als Museumsleiterin mit viel Liebe und Leidenschaft tätig ist.

Ein Highlight im Klostermühlenmuseum in Thierhaupten: die "Blaue Couch"

Eine Attraktion, die im Besucherzentrum ihren Platz hat, ist die „Blaue Couch“. Der Verein der Mühlenfreunde hat das besondere Möbelstück im Rahmen der Sternstundenaktion des Bayerischen Rundfunks (BR) für den guten Zweck ersteigert. BR-Moderator Thorsten Otto, der unter anderem durch die Interview-Sendung „Die Blaue Couch“ bekannt ist, hat im vergangenen Jahr die Anlieferung des Sofas begleitet. „Auch heuer im Herbst wird er hierherkommen und mit dem Format ,Blaue Couch on Tour‘ zu Gast sein“, verrät Drachsler-Praßler.

Die Öffnungszeiten des Klostermühlenmuseums in Thierhaupten

Viel ist geboten im Klostermühlenmuseum. „Wir haben vom 1. Mai bis Mitte Oktober geöffnet. Nur durch engagierte Helferinnen und Helfer, teils Ehrenamtliche, können wir das Programm stemmen“, so die Leiterin. Sie unterstützen bei den vielfältigen Aufgaben wie bei museumspädagogischen Aktionen, der Pflege des Mühlengartens und der Beaufsichtigung der Wasserkraftanlage. Spannend und vielfältig werden im Museum auf drei Etagen die Techniken und Maschinen der ehemals vier klostereigenen Mühlen Thierhauptens präsentiert: die Getreide-, die Öl-, die Papier- und die Sägemühle. Regelmäßig gibt es Sonderausstellungen und Führungen nach Vereinbarung. Vieles findet auch auf der angrenzenden Wiese mit Brotbackhaus, überdachtem Freisitz und im Mühlengarten statt.

Führungen und Programm im Thierhaupter Klostermühlenmuseum

„Wie wird Korn zu Brot?“ lautet das Motto einer viel gebuchten Führung. Dabei geht man auf Zeitreise durch die Getreidevermahlung. „Denn, was vielen nicht mehr klar ist: Mehl ist ein elementarer Bestandteil der täglichen Ernährung. Daher sollte man wissen, wie es entsteht“, erklärt die Museumsleiterin. Nach dem Besuch in der ehemaligen Getreidemühle wird am Museumsbackhaus gemeinsam Brot gebacken. Die Teigrohlinge dazu liefert die Bäckerei Raba aus dem Ort.

Ein schönes Fest mit Musik und buntem Programm wird jährlich am Pfingstmontag gefeiert. Heuer ist das der 20. Mai 2024. Dann ist der Deutsche Mühlentag, an dem sich das Klostermühlenmuseum mit der Unterstützung örtlicher Vereine beteiligt.

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