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    Die Krankheit begann schleichend und unauffällig. Im Spätsommer des Jahres 2017 zeigte unsere bis dahin immer sehr agile und lebensfrohe Beagle Hündin erste Symptome, die wir aber erst im Nachhinein als Auswirkungen der Krebserkrankung deuten konnten.

    Es fing damit an, dass sie aus heiterem Himmel beim Gassi gehen nicht mehr weiterlaufen wollte und sich scheinbar verweigerte. Meist dauerte dieser Zustand nur kurz an und sie lief anschließend wieder wie gewohnt weiter. Einige Wochen später fiel uns auf, dass sie häufig sehr durstig war und wir ihre Wasserschüssel mehrmals täglich nachfüllen mussten, was natürlich auch dazu führte, dass sie viel häufiger raus musste, um sich zu erleichtern. Außerdem hatte sie immer wieder für uns seltsam erscheinende Anwandlungen, indem sie plötzlich in die Luft starrte und wie abwesend wirkte, nervöse Zuckungen im Gesicht und an den Flanken zeigte, oder aus heiterem Himmel anfing zu schwanken und zu torkeln. All diese Erscheinungen waren in der Regel sehr kurz und danach war sie wieder ganz die Alte. Weitere Frühsymptome, die uns aber erst im Nachhinein als solche bewusst wurden, waren die plötzliche Unverträglichkeit von Wärme und das auffällige schnelle optische Altern unserer eigentlich noch jungen Hündin.

    Wir konsultierten Tierärzte und schilderten die Symptome, die ja sehr unspezifisch und episodenartig auftraten. Leider brachten die Untersuchungen und Laborergebnisse zunächst keinerlei Ergebnisse, so dass wir erst einmal weiter beobachten sollten.

    Im Laufe der nächsten Wochen traten die Unregelmäßigkeiten immer häufiger und in kürzeren Abständen auf und wir waren inzwischen sehr beunruhigt, so dass wir noch weitere Untersuchungen vornehmen ließen, leider auch diese ohne Ergebnisse. Im Januar kam dann aus heiterem Himmel ein klassischer epileptischer Krampfanfall, der mehrere Minuten andauerte. Als er vorbei war, brachten wir den geschwächten Hund umgehend in die Klinik, wo sie mit einem venösen Zugang versorgt und stationär aufgenommen wurde. Die Blutuntersuchung zeigte unter anderem einen Blutzuckerwert von 20 mg/dl. Dieser ausgeprägte Unterzucker war ursächlich für den Krampfanfall gewesen und es lag der Verdacht nahe, dass auch die früheren Symptome mit einer Störung des Zuckerhaushaltes zusammenhingen. Weitere Blutuntersuchungen zeigten unter anderem auch einen sehr hohen Insulinwert , so dass sehr schnell die Diagnose Insulinom gestellt wurde.

    Das Insulinom ist ein Tumor der Bauchspeicheldrüse, der beim Hund sehr häufig bösartig ist und Metastasen im gesamten Bauchraum bildet. Der Tumor und seine Tochtergeschwülste produzieren Insulin, was zu einem Abfall des Glukosewertes im Blut führt und damit Auswirkungen auf das Zentralnervensystem hat, was dann zu den bereits weiter oben beschriebenen Symptomen führt. Insulin ist ein lebensnotwendiges Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse produziert wird und die Körperzellen dazu anregt, Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Wird zuviel Insulin ausgeschüttet, sinkt der Zuckerspiegel im Blut, was eine Unterzuckerung zur Folge hat und zu lebensbedrohlichen Zuständen führt. Anfangs kann der Körper diesem Unterzucker noch gegenregulieren und meist steigt somit der Blutzucker wieder innerhalb kurzer Zeit auf ein verträgliches Niveau an. Das waren die seltsamen und kurzzeitigen Episoden, die wir mit unserem Hund anfangs erlebt hatten und nicht richtig einordnen konnten. Später funktionierte diese Gegenregulation jedoch nicht mehr so gut, da es wohl einfach zu viele kleine Tumore waren, die Insulin produzierten.

    Unsere erst 6-jährige Hündin hatte ein Insulinom und wir standen vor der Entscheidung, was nun zu tun sei. Eine operative Entfernung des Tumors war zwar rein theoretisch möglich, in der Realität für uns aber doch eher keine Option, da das Insulinom bei unserer Hündin im Ultraschall nicht zu sehen war und auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor bei ihr bereits gestreut hatte, sehr hoch war. Der Tumor und seine Tochtergeschwülste sind meist nur stecknadelgroß und sehr schwer zu lokalisieren. Zudem ziehen Operationen an der Bauchspeicheldrüse oftmals äußerst schmerzhafte Entzündungen an dem Organ nach sich und die Berichte zu Überlebenszeiten operierter Hunde, verglichen mit denen nicht operierter Hunde zeigten sich als nicht sehr vielversprechend. Allgemein kann man sagen, dass die Prognose bei jüngeren Hunden deutlich schlechter ausfällt, da der Tumor sehr viel schneller streut, als das bei einem älteren Hund der Fall ist. Der Tierarzt riet uns angesichts der schlechten Prognose und des akuten Zustands zur Euthanasie. Diesen schweren Schritt konnten wir jedoch so kurzfristig nicht tun und wollten erst mal mit einer konservativen Therapie versuchen, dem Hund und uns noch ein wenig mehr gemeinsame Zeit zu verschaffen, zumal sie keine Schmerzen zu haben schien. Nachdem wir unsere Hündin aus der Klinik in einem schwachen Allgemeinzustand nach Hause geholt hatten, stellten wir uns alle darauf ein, einen schwer kranken Hund zu versorgen. Mehrmals am Tag musste sie ihre Medizin erhalten und die Fütterungszeiten erhöhten sich auf 5 mal am Tag. Als Medikamente bekam sie Prednisolon und Diazoxid verabreicht, welche dazu beitragen sollten, den Blutzuckerspiegel auf einem guten und verträglichen Level zu halten. Außerdem wurde das Fressen für den Hund umgestellt. Die optimale Ernährung für den Insulinomhund besteht aus mehreren kleinen Mahlzeiten alle paar Stunden. Die Kost sollte neben Fleisch möglichst langkettige Kohlenhydrate enthalten. Diese sind bspw. in Kartoffeln, Reis, Süßkartoffeln und Karotten enthalten. Außerdem ist die Kontrolle der im Futter enthaltenden Proteine und Fette sehr wichtig, um den Blutzucker zu regulieren. In der Praxis sah das so aus, dass ich nun meist das Futter für den Hund selbst kochte, was in der Regel aus Fleisch, Reis und/oder Kartoffeln und Karotten bestand. Unsere Hündin erhielt neben den Fleischmahlzeiten auch immer wieder mal Naturjoghurt mit Gemüseflocken oder Haferflocken, angereichert mit Ölen, körnigem Frischkäse. In unserem Fall war es eine Insulinmast, der wir unsere Hündin unterzogen. Jedoch war uns klar, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte und auch unsere Furcht vor Unterzuckerung und den daraus resultierenden Anfällen ließen die Gewichtszunahme dieser Insulinmast eher zweitrangig als Problem erscheinen. Nachdem Fressen schon immer, ganz Beagle-typisch, eine ihrer größten Leidenschaften gewesen war, genoss sie diese „Fresskur“ auch sichtlich. Schmerzen schien sie keine zu haben, ganz im Gegenteil blühte sie zuerst einmal wieder richtig auf und zeitweise vergaßen wir sogar, dass wir einen krebskranken Hund hatten. Allen Betroffenen, deren Hunde nicht eine ganz so dramatische Prognose haben, wie das bei unserem Hund der Fall gewesen war, sei zu empfehlen, einen Ernährungsberater für Hunde zu Rate zu ziehen. Weil es trotz der Therapie jederzeit zu einer bedrohlichen Unterzuckerung mit den bekannten Folgen für das Gehirn kommen kann, musste für den Notfall immer Glukose als kurzkettiges Kohlenhydrat bereitgehalten werden. Dies kann dem Hund in Form von einer industriell hergestellten Zuckerlösung verabreicht werden, die man auf die Schleimhäute im Maul reibt. Alternativ kann man auch Honig oder Traubenzuckerlösung nehmen. Was sich bei uns vor allem gegen Ende der Lebenszeit bewährt hatte, waren Eierwaffeln, die unser Hund im Unterzucker verabreicht bekam. Eierwaffeln sind zuckerhaltig und sehr fett und eiweißreich und halfen uns immer wieder sehr effektiv, den Blutzucker schnell anzuheben. Man muss dazu aber sagen, dass sie sehr ungesund sind und wirklich nur bedingt im terminalen Stadium zu empfehlen sind. Nachdem bei unserer Hündin der Blutzucker teilweise nur noch sehr schwer wieder anzuheben war, halfen oftmals einzig die Eierwaffeln.

    Um den sogenannten „Rebound-Effekt“ zu vermeiden, sollte der Hund nach der Gabe von kurzkettigen Kohlenhydraten anschließend gefüttert werden, sobald es ihm etwas besser geht. Der Rebound-Effekt entsteht durch die Zufuhr von hohen Dosen von Glukose, welche den Blutzuckerspiegel erst mal ansteigen lassen, dadurch bedingt aber eine erneute Überproduktion von Insulin angeregt wird, was den Blutzucker wieder absacken lässt und man somit vor dem gleichen Problem, nämlich dem Unterzucker steht. Um das zu vermeiden, sollte also anschließend gefüttert werden. Glukose als kurzkettiges Kohlehydrat ist nur für den Notfall gedacht und sollte in der täglichen Ernährung vermieden werden. Eine drohende Unterzuckerung war für uns meist sehr gut erkennbar, da es dann zu den uns bereits bekannten Symptomen kam, welche sich hauptsächlich in ihrem veränderten Verhalten äußerten. Alternativ maßen wir aber den Blutzucker auch mittels eines Blutzuckergerätes, was unsere Hündin jedoch angesichts des Stechens in das Ohr weniger favorisierte.

    Die Lebenserwartung von Insulinomhunden ist sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen trifft der Tumor ältere Hunde und diese können bei entsprechender Therapie durchaus noch einige Zeit gut mit der Erkrankung leben. Betroffene berichten teilweise von Überlebenzeiten von 1 bis 2 Jahren. Wie lange der Hund damit gut leben kann, hängt vor allem davon ab, wie schnell der Tumor streut und wie häufig es zu Unterzuckerungsanfällen kommt. Jeder Anfall schädigt die Nerven und das Gehirn. Aber auch die medikamentöse Therapie und dabei vor allem das Prednisolon, führen bei einer Langzeitbehandlung unter anderem zu Organschäden und Nebenwirkungen, die die Lebenszeit beeinflussen.

    Unsere Hündin war erst 6 Jahre alt und ihre Prognose war demnach mehr als ungünstig. Tatsächlich mussten wir sie leider bereits nach einigen Monaten im März, nachdem sie innerhalb weniger Tage körperlich massiv abgebaut hatte, kaum noch laufen konnte und auch Anzeichen von Schmerzen zeigte, von ihrem Leid erlösen. 

    Der Appetit war bis zum Schluss noch vorhanden und so starb sie mit einem guten Geschmack auf der Zunge. Wir ließen sie Schweineschmalz schlecken, bis sie einschlief und ihre Familie war bei ihr. Für uns war vor allem der Abschied ein traumatisches Erlebnis, an dem wir noch sehr lange zu knabbern haben. Die meisten Haustierbesitzer werden unseren Schmerz sicherlich nachvollziehen können. Sie war für uns nicht nur ein Hund, sie war ein Mitglied unserer Familie gewesen und fehlt uns sehr.

    Leider gehört es mit zu dieser schlimmen Erkrankung, dass der kranke Hund am Ende eingeschläfert werden muss und die Entscheidung, wann das passiert, liegt beim Besitzer. Der am Insulinom erkrankte Hund wird in der Regel nicht von selbst sterben, allenfalls nach tage- oder wochenlangen schwersten Leiden und dies wird wohl kaum ein Hundebesitzer seinem Tier zumuten wollen. Das kann zu einer großen seelischen Belastung werden und man sollte sich darüber bewusst sein, dass es passieren wird und man sich irgendwann zu dieser Entscheidung durchringen muss. Normalerweise merkt man, wann es soweit ist. Dieser Zeitpunkt ist definitiv gekommen, wenn der Hund leidet und keine Lebensqualität mehr vorhanden ist.

    Dies ist unsere persönliche Geschichte und kein medizinischer Bericht zu dem Krankheitsbild. Betroffene finden mittlerweile auch im Netz viel Information zum Insulinom beim Hund und können sich im Erfahrungsaustausch mit weiteren betroffenen Hundebesitzern wertvolle Ratschläge aber auch moralische Unterstützung holen. Ein Insulinom muss nicht das sofortige Todesurteil für den Hund bedeuten. Jedoch erfordert diese Erkrankung die Bereitschaft und die Möglichkeit der engmaschigen Betreuung des Hundes und es ist kostenintensiv. 

    Ich wünsche allen Hundebesitzern, die davon betroffen sind und sich der Erkrankung stellen, viel Kraft und alles Gute.

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