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Tennis: Alexander Zverev verliert Finale der Australian Open

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Alexander Zverev: „Ätzend, so dicht neben dem Pokal zu stehen“

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    Einmal mehr bleibt Alexander Zverev die Trophäe eines Grand-Slam-Turniers verwehrt. Im Finale der Australian Open unterlag er Jannik Sinner.
    Einmal mehr bleibt Alexander Zverev die Trophäe eines Grand-Slam-Turniers verwehrt. Im Finale der Australian Open unterlag er Jannik Sinner. Foto: Frank Molter, dpa

    Einige Reden waren bei der Grand-Slam-Siegerehrung in der Rod-Laver-Arena schon gehalten, als Alexander Zverev mit einem grimmigen, gezwungenen Lächeln ans Mikrofon trat. Kurz blickte der geschlagene Finalist zur Trophäe der Australian Open, dann bekundete er mit leicht belegter Stimme und Tränen in den Augen: „Es ist echt ätzend, jetzt so dicht neben dem Pokal zu stehen.“ Tapfer erduldete der Deutsche den artigen Verlierer-Applaus der 15.000 Zuschauer und versprach obligatorisch: „Ich werde wiederkommen. Und es wieder versuchen.“

    In sportlicher Pokal-Reichweite war der geknickte Zverev an diesem windigen Sommerabend in Melbourne allerdings niemals gegen den alten und neuen Champion, den Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner. Vor dem allerletzten Duell dieser offenen Australischen Meisterschaften hatte Zverev gesagt, er sei „bereit und reif“ für den ersten Grand-Slam-Titelcoup seiner Karriere, doch einer war noch reifer als der 27-jährige Hamburger – der „Rote Baron“ aus Südtirol, der die Pokalträume des Herausforderers unbarmherzig mit 6:3, 7:6 (7:4) und 6:3 zerstörte. Zverevs Kompliment in Richtung des Melbourne-Königs war am Ende auf den Punkt: „Du bist einfach zu gut – und ich wohl einfach nicht gut genug.“

    Kein Zverev-Drama, einfach nur eine Top-Leistung von Sinner

    Nein, diesmal spielte sich kein Drama bei einem Finalauftritt von Zverev ab. Keine verspielten Führungen, kein Scheitern nach zwischenzeitlich haushoher Überlegenheit. Zverev, im Turnierverlauf eigentlich kein einziges Mal wirklich geprüft, scheiterte am ersten ernsthaften Rivalen mit schonungsloser Klarheit. „Er war einfach nur der zweitbeste Spieler heute“, gab aus der Ferne Boris Becker zu Protokoll. Er hatte vor genau 10.591 Tagen als letzter DTB-Profi einen Majortitel erkämpft, in Melbourne gegen US-Mann Michael Chang. Während sich Zverev nun in ebenso gute wie erfolglose Gesellschaft einreihte, Spieler wie Ivan Lendl, Andy Murray oder Andre Agassi, die auch ihre ersten drei Grand-Slam-Endspiele verloren.

    Für Zverev war in seinem akuten Tennis-Weltschmerz kaum tröstlich, dass jene Gescheiterten später alle noch mehrfache Champions wurden. Zu tief saßen Frust, Ärger und Wut über eine Vorstellung, bei der er von allen seinen Qualitäten viel zu wenig zeigte: der Aufschlag nicht mit der gewohnten Durchschlagskraft, die Grundschläge zu wacklig, die offensiven Aktionen ohne innere Überzeugung – so blieb der Wunsch, endlich den erlösenden Triumph bei einem der vier herausragenden Turniere feiern zu können, eben nur ein frommer Wunsch.

    Zverev mit schlechter Bilanz gegen die Top-Spieler

    Auch in einer anderen, nicht ganz unwesentlichen Statistik blieb Zverev in tiefroten Zahlen: Bei Grand Slams hat der Weltranglisten-Zweite nur ein einziges Mal gegen einen Top-5-Spieler gewonnen – jetzt aber zum 13. Mal als Verlierer den Centre Court verlassen. Gegen Nummer-1-Spieler erhöhte sich das Grand-Slam-Defizit auf 0:5. Womit schwarz auf weiß festgeschrieben blieb, dass der deutsche Frontmann gegen die Stärksten und Besten der Szene nicht die allerletzten Prozente und Ressourcen aus sich herauskitzeln konnte. Ganz gleich, ob die Probleme psychischer oder physischer Natur waren.

    Dem Gefühl, schon etwas länger vor dem verwandelten Sinner-Matchball verloren zu haben, verlieh Zverev regelmäßig Nahrung: In den Spielpausen saß er wiederholt hadernd und lamentierend auf der Bank, einmal hieb er seinen Schläger desillusioniert auf die eigene Tennistasche. Ein paar Scharmützel mit dem Schiedsrichter gab es auch, zudem ratlose, verzweifelte Blicke in Richtung des starr dreinblickenden Teams. Nie wirkte Zverev wie einer, der die Nachfolge Beckers als Grand-Slam-King antreten könnte und damit ein ähnliches Drehbuch schreiben würde wie vor neun Jahren Angie Kerber als zupackende Graf-Erbin. Sie ist und bleibt weiter die einzige deutsche Titelsolistin bei Männern oder Frauen in diesem Jahrhundert.

    Sinner unbeeindruckt von Doping-Verfahren

    Nur unfreiwillig staunend durfte Zverev herüberblicken zum stoischen, eiskalten Klassenprimus Sinner, der in zwei Stunden und 45 Minuten Spielzeit keinen einzigen Breakball zuließ. „Er macht den Eindruck, als lassen ihn alle Nebengeräusche kalt“, sagte Beobachter Becker mit Anspielung auf Sinners noch laufende Dopingangelegenheit. Im vergangenen Jahr waren bei ihm zwei Dopingtest positiv ausgefallen. Ein eigenes Verschulden Sinners wurde zunächst von einer unabhängigen Kommission verneint, gegen dieses Verdikt legte die Weltdoping-Agentur dann Berufung ein. Im April wird vor dem Internationalen Schiedsgerichtshof (Cas) endgültig über Sinners Schicksal entschieden.

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