Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Wirtz und Musiala sollen die EM prägen

Fußball-EM 2024

Das große Versprechen: Ernten zwei Spieler bald Ruhm und Ehre?

    • |
    Florian Wirt (links) und Jamal Musiala sollen zu den prägenden deutschen Spielern der Zukunft werden.
    Florian Wirt (links) und Jamal Musiala sollen zu den prägenden deutschen Spielern der Zukunft werden. Foto: Witters (Archivbild)

    Es wäre natürlich vollkommen fehl am Platze, Jamal Musiala und Florian Wirtz wieder und wieder daran zu erinnern, wie schnell doch die Zeit vergeht. Und dass sie doch pfleglich mit ihrem Talent umgehen sollen, auf dass sie noch jahrelang etwas davon haben. Die Geschichten von Hochbegabten, die sich allzu sehr auf ihre Fähigkeiten verließen und das Leben abseits des Platzes zu genießen wussten, füllen Seiten in Boulevardmagazinen.

    Musiala und Wirtz allerdings sind 21 Jahre alt. Großonkelhafte Ratschläge verfangen selten – und in diesem Alter nie. Eine Ermahnung aber scheinen die beiden auch kaum zu benötigen. Anders als ihr Vorvorvorgänger-Duo, das es unter dem Namen Poldi & Schweini zu bundesweiter Berühmtheit gebracht hat, wirken die beiden in unüblicher Weise desinteressiert an den Annehmlichkeiten, die frühe Popularität mit sich bringt. 

    Florian Wirtz galt früh als Jahrhunderttalent

    Zudem hat zumindest Wirtz bereits einige Erfahrungen gemacht, die von der Endlichkeit und den Härten des Profifußballs zeugen. Wirtz ist einer jener Spieler, die schon in Teenagerjahren mit dem Prädikat "Jahrhunderttalent" versehen werden. Die wenigsten davon schaffen es zu einer Karriere, die das Prädikat später bestätigen. Im September 2021 feierte er 18-jährig sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft, ein halbes Jahr später riss er sich das Kreuzband. Im März 2023 nominierte Hansi Flick den genesenen Offensivmann wieder für die Nationalmannschaft – und wechselte ihn gegen Belgien beim Stand von 0:2 nach 32 Minuten aus. In Köln. Neun Jahre lang hatte Wirtz zuvor für den ortsansässigen FC gespielt. Sein Abgang nach Leverkusen verlief nicht ohne Störgeräusche. Köln war und ist noch immer Heimat für Wirtz. Auch deswegen reagierte man in seinem Umfeld irritiert auf die Erziehungsmaßnahme von Hansi Flick. Ein halbes Jahr später war er nicht mehr Bundestrainer.

    Unter Julian Nagelsmann ist Wirtz genauso gesetzt wie Jamal Musiala. Zusammen sind sie das Versprechen des deutschen Fußballs auf eine erfolgreiche Zukunft. Beim DFB rechnen sie sich gute Chancen aus, dass die Zukunft mit der Heim-EM in diesem Jahr beginnt. Zu lange schon dauert diese erfolglose Vergangenheit. In dieser tristen Zeit galt Julian Draxler mal als Lösung für die sich anbahnenden kreativen Probleme. Auch er vermochte es, dem Ball allerlei Kunststücke zu entlocken. Seit einem Jahr spielt er in Katar. 

    Mario Götze ward dereinst auch eine Weltkarriere prophezeit. Er schoss Deutschland zum WM-Titel, aber allerlei kleinere und größere Probleme hinderten ihn daran, der Welt zu zeigen, dass er nicht nur phasenweise auf einem Messi ähnlichen Niveau spielen konnte und kann. Es gibt keine Garantien für erfolgreiche Laufbahnen – allenfalls Indikatoren. Einer davon ist ein solider Lebenswandel. Von Wirtz und Musiala sind bislang keinerlei berichtenswerten Aussetzer bekannt.

    Musiala und Wirtz stehen gegen Schottland in der Startelf

    Sollten sie über einen allzu extrovertierten Charakter verfügen, wissen sie zumindest, ihn auf offener Bühne gut zu verbergen. Auf der Pressekonferenz des DFB traten sie am Mittwoch gemeinsam auf. Wenn Multimillionäre, die es gewohnt sind, in der Öffentlichkeit zu stehen, einen schüchternen Eindruck machen, ist es meist kein schlechtes Zeichen. Über den jeweils anderen haben sie selbstverständlich nur Gutes zu erzählen. Der eine habe ein gutes Spielverständnis, der andere spiele gut Tischtennis. Wer was über wen erzählt: gilt andersrum genauso. In Herzogenaurach bewohnen sie das gleiche Haus im DFB-Camp. Möglicherweise spielen sie irgendwann auch einmal für den gleichen Verein. "Das ist eine gemeine Frage", sagt Wirtz, wenn er darauf angesprochen wird, wo das denn der Fall sein könnte. Noch fühle er sich wohl in Leverkusen. Aber manchmal würden sie schon darüber scherzen, nicht nur in der Nationalmannschaft zusammenzuspielen. Mehr ist dann auch nicht zu entlocken. Muss ja auch nicht. Am wohlsten fühlen sie sich ohnehin auf dem Feld.

    Gegen Schottland werden die beiden am Freitag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zusammen auf dem Feld stehen (21 Uhr, ZDF). Mit ihren schnellen Wendungen sollten sie ihre kräftigen Gegenspieler vor einige schwer zu lösende koordinative Probleme stellen. Erstmals hatten sie noch unter dem Bundestrainer Joachim Löw zusammen gekickt. Oder: "bei Jogi", wie Musiala sagt. Der ließ die beiden allerdings lediglich zusammen trainieren. Wirtz kam bei Jogi noch nicht zum Einsatz. Liegt erst drei Jahre zurück und wirkt doch wie aus einer anderen Zeit. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Musiala und Wirtz wissen es jetzt schon. Sie wissen auch: Fußballerische Versprechen können nicht zu früh eingelöst werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden