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Skifahren in Zeiten des Klimawandels: Wo droht in den Alpen der Schnee auszugehen?

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Skifahren in Zeiten des Klimawandels: Wo droht in den Alpen der Schnee auszugehen?

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    In den Alpen liegt immer weniger Schnee - ein Problem für den Wintersport.
    In den Alpen liegt immer weniger Schnee - ein Problem für den Wintersport. Foto: Valentin Gensch, dpa (Symbolbild)

    Mehr als 80.000 Schneekanonen sorgen mittlerweile in den Alpen dafür, dass Wintersportlerinnen und Wintersportler auch da auf ihre Kosten kommen, wo eigentlich nicht genug Schnee liegt. Allein im beliebten Winterparadies Kitzbühel sind es schätzungsweise 1000. Ausnahmen gibt es bei den großen Skigebieten kaum mehr. „Alle Skigebiete, die es sich leisten können, präparieren ihre Pisten mit technischem Schnee“, sagte Christoph Marty, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, der Zeit.

    Ohne Kunstschnee wäre Skifahren in den Alpen folglich an vielen Orten nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich. Das liegt an einem drastischen Schneerückgang in den vergangenen Jahrzehnten. Prognosen lassen erahnen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt – und den Sport auf den Pisten der Alpen mit der Zeit sogar unmöglich machen könnte.

    Das Schneedefizit in den Alpen ist immer deutlicher zu sehen

    Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sammelt seit 1985 Daten, mit denen sich das Schneevorkommen in den Alpen belegen lässt. Der Zeitraffer von mehr als 15.000 Satellitenaufnahmen macht deutlich, dass die Schneemengen in den vergangenen 40 Jahren drastisch abgenommen haben. Das Relief der Alpen des DLR, in dem die Abweichungen der Schneegrenzen heute, mit denen im Jahr 1985 verglichen werden, ist größtenteils tiefrot eingefärbt.

    Im Schnitt lag die Schneegrenze demnach bereits 2023 rund 166 Meter über dem langjährigen Mittelwert. Zur Erklärung: Je tiefer die Schneegrenze ausfällt, desto mehr Schnee.

    Besonders deutlich ist der Rückgang des Schnees in Tirol zu sehen. Wir ziehen noch einmal das Beispiel Kitzbühel heran: Zwischen den Jahren 1985 und 2019 waren die Pisten des Skigebiets laut einem Zeit-Bericht durchschnittlich von Januar bis März mit Schnee bedeckt. Zwischen 2020 und 2024 war das in diesem Zeitraum nur noch bei zwei Dritteln der Pisten der Fall.

    Schnee in den Alpen: Langzeitprognosen zeichnen deutliches Bild

    Um 2050 könnten in Kitzbühel nur noch ein Drittel der Pisten zum Skifahren genutzt werden. Das geht aus Langzeitprognosen des DLR hervor, die der Zeit vorliegen. Demnach müsste das Skigebiet Kitzbühel ab 2075 ohne eine einzige Piste auskommen, die zuverlässig mit Naturschnee bedeckt ist.

    Ein Team um den Wissenschaftler Friedrich Obleitner, der in der Abteilung für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften an der Universität Innsbruck arbeitet, hat herausgefunden, dass sich die Alpen schneller als der globale Durchschnitt erwärmen. In Obleitners Studie wird der Effekt nachgewiesen, den der Klimawandel auf die Höhlen des höchsten Hochgebirges in Europa hat. Demnach haben sich die Alpen zuletzt um 0,3 Grad pro Jahrzehnt erwärmt.

    Die höhere Erwärmung in den Gebirgsregionen sei auf „eine geringere Rückkopplung von Schnee und Eis, eine geringere lokale Abkühlung aufgrund der schrumpfenden Gletscherausdehnung und lokale Landnutzungsänderungen“, heißt es in der Studie.

    Weniger Schnee in den Alpen: Was bedeutet das für den Wintersport?

    In den nächsten Jahren und Jahrzehnten dürften einige Skigebiete verschwinden, wenn sich die Langzeitprognose des DLR ansatzweise bestätigt. Auch die Sportökologin Dr. Veronika Mitterwallner und der Sportökologe Manuel Steinbauer von der Universität Bayreuth kommen auf Grundlage einer Studie zu diesem Schluss. Sie haben mit ihrem Team die Schneeentwicklung in den größten Skigebiete der Welt analysiert und festgestellt, dass die Anzahl der Tage mit Schnee überall zurückgeht. Sie stellten die Prognose auf, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts weltweit 13 Prozent der Skigebiete verschwinden.

    Laut den Untersuchungen ist die Randlage der Alpen besonders vom Rückgang des Schnees betroffen. In der Region befinden sich nahezu alle deutschen Skigebiete. Die Saison ist bei manchen von diesen bereits kürzer geworden. Ohne Kunstschnee kommt kaum mehr eines aus – und da sind wir wieder bei den Schneekanonen, die so gar nicht nachhaltig sind. Marty erklärt, dass das an den Mengen von Wasser und Energie liegt, die sie für ihren Betrieb benötigen. Zudem greifen jedes Gebäude und jeder Speichersee in die Natur ein.

    Skigebiete, die auf Schneekanonen angewiesen sind, könnten im Zuge der nächsten Jahrzehnte auch auf ein banales Problem stoßen. Für die Produktion von Kunstschnee müssen bestimmte Bedingungen gegeben sein. Trockenheit und tiefe Temperaturen sind essenziell. Je wärmer es wird – und je feuchter durch möglichen Niederschlag – desto schlechter. Und dann ist da noch ein Problem: Auch Kunstschnee kann schmelzen.

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