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Vierschanzentournee 2020: Den Adler im Visier: Karl Geiger ist die große deutsche Hoffnung

Vierschanzentournee 2020

Den Adler im Visier: Karl Geiger ist die große deutsche Hoffnung

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    Karl Geiger bejubelt seinen zweiten Sprung.
    Karl Geiger bejubelt seinen zweiten Sprung. Foto: Angelika Warmuth, dpa

    Irgendwie scheint sich Ryoyu Kobayashi einen Spaß daraus zu machen. Gerade war er noch recht redselig bei seinen japanischen Landsleuten gestanden. Als er aber bei den deutschen Journalisten auftaucht, kann sein Dolmetscher kaum etwas übersetzen. „Ich weiß es nicht, die sind alle stark und ich verstehe die Frage nicht“ – mehr ist vom Japaner nicht zu vernehmen. Dabei grinst er leicht. Es scheint ihm Spaß zu machen, der Geheimnisvolle zu bleiben.

    Kein Geheimnis ist es, dass Kobayashi ein sehr starker Skispringer ist. Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen aber gewinnt er nicht. Das gelingt dem Norweger Marius Lindvik, indem er im ersten Durchgang mit 143,5 Metern Schanzenrekord springt, dem er im zweiten Durchgang 136 Meter folgen lässt. Da muss auch Karl Geiger einsehen, dass das an diesem Tag nicht zu toppen ist. Geiger aber wird Zweiter. Ein weiteres Mal nach dem Sonntag in Oberstdorf. Es könnte die Tournee des Allgäuers werden.

    Geiger stellte seine Weltklasse-Form unter Beweis

    Als er im zweiten Durchgang bei 141,5 Metern landet, weiß er, dass ihm wieder Großes gelungen ist. Er ballt die Fäuste. Seine Eltern, die erneut mitfiebern, jubeln ebenfalls. Später bei der Siegerehrung stehen sie in zweiter Reihe neben dem Podium und beobachten ihren Sohn ganz genau. Es sind Momente, die die Familie stolz machen.

    Karl Geiger ist die große deutsche Hoffnung im Kampf um den Tournee-Gesamtsieg.Der bislang letzte deutsche Erfolg gelang Sven Hannawald 2002. Der ehemalige Springer ist mittlerweile TV-Experte für Eurosport und weiß genau, wie schwer es ist, den Gesamtsieg bei den vier Springen zu holen. Weltmeister oder Olympiasieger kann man schneller mal werden. Ein guter Tag, zwei gute Sprünge – schon kann eine Medaille sicher sein. Wer aber am 6. Januar der große Triumphator in Bischofshofen sein möchte, muss an vier Stationen außergewöhnliche Leistungen zeigen. Acht Mal beinahe perfekt springen, das können nur die Besten.

    Geiger gehört derzeit zu den Besten. Er ist das Aushängeschild eines guten deutschen Teams. Mit Constantin Schmid auf Rang sieben, Markus Eisenbichler auf Platz zehn, Stephan Leyhe auf Rang 16 und Pius Paschke auf Platz 20 kann Trainer Stefan Horngacher zufrieden sein. Markus Eisenbichler sagt: „Das ist echt richtig cool im Team gerade, wir pushen uns gegenseitig.“

    Geiger war bereits im vergangenen Winter in guter Form zur Tournee gekommen. Da allerdings kam er am Ende nur auf Gesamtrang elf. In diesem Jahr aber erfüllt er die Erwartungen.

    Geiger ist ein Muster an Konstanz

    Vielleicht auch, weil er ein Stück weit lockerer geworden ist. „Ich versuche, die Gesamtwertung weiter auszublenden“, sagt der 26-Jährige. 6,3 Punkte liegt er hinter Kobayashi auf Platz zwei. Es folgen Dawid Kubacki und Markus Lindvik. „Es ist alles eng beieinander“, sagt Horngacher.

    Geiger war als Dritter des ersten Durchgangs ins Finale gegangen. Direkt vor ihm ist Kobayashi an der Reihe und zaubert 141 Meter in den Kunstschnee. Eine Aufgabe für den Oberstdorfer. Eine nervliche Belastung. Schließlich geht es nicht nur um den Tagessieg, sondern auch um die Gesamtwertung. Jetzt nur keinen Boden verlieren. Geiger bleibt cool. Er lässt sich nach unten tragen. 141,5 Meter. Die Fans jubeln. „Karl hat stark gekontert. Wie er das gemeistert hat, das war schon richtig stark“, lobt Horngacher seinen derzeitigen Vorzeigespringer.

    Der deutsche Skispringer Karl Geiger (l) jubelt nach einem Sprung mit seinem Team-Kollegen Markus Eisenbichler. Geiger wurde beim Auftaktspringen der 68. Vierschanzentournee in Oberstdorf Zweiter hinter Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi aus Japan.
    Der deutsche Skispringer Karl Geiger (l) jubelt nach einem Sprung mit seinem Team-Kollegen Markus Eisenbichler. Geiger wurde beim Auftaktspringen der 68. Vierschanzentournee in Oberstdorf Zweiter hinter Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi aus Japan. Foto: Angelika Warmuth/dpa

    „Die Form stimmt“, sagt Geiger selbstbewusst. Im Skispringen ist das keine Selbstverständlichkeit. Der Held von gestern kann schnell der Verlierer von morgen sein. Deswegen ist es wichtig, nicht zu viel nachzudenken. „Was die anderen machen, kann ich eh nicht beeinflussen. Die zaubern aber alle nicht“, sagt Geiger.

    Auch ein Kobayashi nicht. Das ist vor allem in seinem ersten Sprung in Garmisch-Partenkirchen zu sehen. Etwas spät beim Absprung, schon kommt auch der Japaner nicht recht ins Fliegen. Bei 132 Metern ist Schluss.

    Weder er noch Geiger sind Männer der großen Worte. Sie bleiben zurückhaltend, fordern sich nicht öffentlich heraus. Dabei steht viel auf dem Spiel. Der Gesamtsieg bei der Tournee ist noch immer ein großer Skispringer-Traum. Für Kobayashi ist der schon im vergangenen Winter in Erfüllung gegangen. Mit vier Siegen in den vier Springen. Wer weiß: Vielleicht schafft es Geiger in diesem Jahr ja mit vier zweiten Plätzen. Zwei hat er immerhin schon.

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