Als in ganz Deutschland schon der komplette Bahnverkehr lahmgelegt war, diskutierten die Verantwortlichen in Oberstdorf tatsächlich noch über eine Stunde über die Austragung einer Qualifikation bei der Skiflug-WM.
Sturmtief "Friederike" bließ schließlich aber doch viel zu stark um die Heini-Klopfer-Flugschanze und bereitete Richard Freitag und Co. einen vorzeitigen Feierabend nach nur einem Trainingssprung: Die Vorausscheidung für das WM-Einzel am Freitag (16.00 Uhr) und Samstag wurde abgesagt. "Wir sehen heute keine Chance mehr", sagte FIS-Renndirektor Walter Hofer.
Sturmtief "Friederike": WM-Quali in Oberstdorf abgesagt
Rückkehrer Freitag machte nach seinem Sturz in Innsbruck vor gut zwei Wochen einen optimistischen Eindruck. "Ich bin auf jeden Fall zufrieden", sagte der 26-jährige Sachse nach seinem Trainingssprung auf 207 Meter. Für die Weltmeisterschaft in seiner neuen Wahlheimat hatte Freitag auf die Zähne gebissen und seinen Start erklärt, obwohl er nach eigenen Angaben nach wie vor nicht schmerzfrei ist.
Dass die Quali verschoben wurde und er zum Einstieg nur einmal von der riesigen Flugschanze musste, dürfte dem dreimaligen Weltcup-Sieger in diesem Winter gar nicht so schlecht gefallen haben. Im Training waren unter anderem der Norweger Daniel Andre Tande (223,5 Meter) und Teamkollege Markus Eisenbichler (215 Meter) noch stärker als Freitag. Weil ein kompletter Trainingsdurchgang absolviert wurde, kann am Freitag theoretisch auch direkt losgesprungen werden.
Die Qualifikation soll vor dem ersten Wertungssprung um 14.30 Uhr nachgeholt werden. Prominentere Namen hat es dafür schon in der finalen Entscheidung der Trainer erwischt: Bundestrainer Werner Schuster verzichtete auf Lokalmatador Karl Geiger, der es nach einer schwachen Leistung am Kulm und einem durchwachsenen Trainingssprung nicht unter die besten vier DSV-Adler schaffte. Auch der Norweger Anders Fannemel, Dritter bei der Vierschanzentournee, springt im Einzel nicht um Gold, Silber und Bronze.
Beim ohnehin witterungsanfälligen Skifliegen dürfte der Wind in den kommenden Tagen weiter für Beeinträchtigungen sorgen. Neben Freitag haben die DSV-Adler mit Andreas Wellinger und Eisenbichler zwei weitere Medaillenkandidaten für die Flug-WM im eigenen Land. "Unser Team ist stark, wir treten in Bestbesetzung an. Grundsätzlich sind wir in der Lage, im Einzel und mit der Mannschaft um Edelmetall zu kämpfen", kündigte Trainer Schuster an. Gegner dafür dürften nicht nur Polen, Norwegen und Österreich sein, sondern auch der Wind. (dpa)