Sophia Maurus hatte Tränen in den Augen. Als ihr Bundestrainer Klaus Edelmann mitteilte, dass sie bei der Premiere nicht dabei sein wird, konnte sie ihre Trauer nicht verbergen. Erstmals sind die Frauen in der Nordischen Kombination bei einer Weltmeisterschaft am Start, da wäre Maurus gerne dabei gewesen. Erst recht, weil in Oberstdorf ihre Heimschanzen stehen. Die 19-Jährige ging in Oberstdorf zur Schule und war hier auf dem Skiinternat. Da tut eine solche Entscheidung natürlich weh. Edelmann aber hat für die WM-Premiere mit einem Sprung von der Normalschanze und einem folgenden Fünf-Kilometer-Lauf am Samstag (10 und 15.30 Uhr) Jenny Nowak, Svenja Würth, Maria Gerboth und Cindy Haasch nominiert. „So eine Entscheidung ist immer schwer“, sagte Edelmann.
Bei Olympia sind die Frauen in der Kombination noch nicht dabei
Schwer war auch der Kampf der nordischen Kombiniererinnen. Erst seit diesem Winter richten sie ihren eigenen Weltcup aus. Von Gleichberechtigung war bis dahin auf der Schanze und in der Loipe noch nichts zu sehen. Die Skispringerinnen waren da immerhin schon ein Stück weiter. Sie sind vor zwölf Jahren ins WM-Programm aufgenommen worden, in Oberstdorf dürfen sie erstmals von der Großschanze um Medaillen kämpfen. Damit herrscht im Spezialspringen Schanzengleichheit – zumindest bei der WM.
Denn auf eine eigene Vierschanzentournee warten die Skispringerinnen noch, ebenso auf das Skifliegen. Aus Sicht der Kombiniererinnen sind das nur noch Kleinigkeiten. Sie dagegen warten noch auf einen ganz großen Schritt. Denn bei Olympia 2022 sind sie noch nicht im Programm. Die große Hoffnung ruht auf 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. „Das wird eine entscheidende Weichenstellung“, sagt Horst Hüttel. Der deutsche Teammanager, der das Skispringen und die Kombination verantwortet, ist zuversichtlich, dass es mit der Aufnahme klappt. Es wäre ein wichtiger Schritt. Im Sommer 2022 soll die Entscheidung fallen.
DSV muss mehr Geld in die Hand nehmen
Mit der Entwicklung der Kombination der Frauen ist Hüttel zufrieden. Er musste aber auch erkennen, dass die finanziellen Mittel, die der Deutsche Skiverband (DSV) für diese Sparte zur Verfügung stellt, künftig aufgestockt werden müssen. „Wir haben gedacht, wir sind mit den Budgets oben dabei“, sagte Hüttel. Japan, Norwegen oder Österreich aber nehmen mehr Geld in die Hand. So haben die deutschen Kombiniererinnen zum Beispiel noch keine eigenen Techniker, die sich um das Material kümmern. Das soll sich ändern, es ist ein eigenes Team rund um die Athletinnen geplant. Wenn das nötige Geld da ist.
Ski-WM in Oberstdorf kann eine große Plattform werden
Die Corona-Pandemie hat den Premieren-Weltcup der Frauen hart getroffen. Bislang fand nur ein Wettbewerb in Ramsau statt. Umso wichtiger ist die Heim-WM, sie kann „zu einer großen Plattform werden“, sagte Svenja Würth. Die 27-Jährige kam vom Spezialspringen zur Kombination, weil sie auch das Langlaufen so sehr mag. Zwei Drittel der jungen Mädchen im DSV, die springen, betreiben auch Langlauf. Die Basis für die Kombination ist also da. Jetzt fehlt noch das nötige Geld.
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