Der Winter gibt noch einmal alles. Es schneit. Nicht ungewöhnlich, selbst Mitte März nicht. Trotzdem: Der Frühling naht. Bis auf die Skispringer absolvieren die wichtigsten Disziplinen des Wintersports an diesem Wochenende ihre letzten Wettbewerbe.
Zeit für ein Fazit.
Biathlon Der deutschen liebster Fernsehsport des Winters hat auch in dieser Saison für freudige Erregung bei den Programmchefs der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gesorgt. Rund sechs Millionen Menschen sahen in Spitzenzeiten den Skijägern bei der Arbeit zu. Diese Begeisterung fußte viele Jahre auf den Erfolgen deutscher Biathleten. Vor allem Magdalena Neuner avancierte zum Star. Es folgte die etwas weniger telegene Laura Dahlmeier. Danach kam: wenig. Die derzeit aktiven Biathleten laufen und schießen nur sehr selten um Top-Platzierungen mit. Bei Frauen und Männern dominiert Norwegen. Tiril Eckhoff und Johannes Thingnes Bø sind das Maß der Dinge und dominieren den Gesamtweltcup.
Hinter Arnd Peiffer klafft eine große Lücke
Aus deutscher Sicht sieht es besonders bei den Männern düster aus. Arnd Peiffer ist der Einzige, der es in zwei Weltcupwertungen (Einzel und Massenstart) unter die Top 10 geschafft hat. Und ausgerechnet der hat im Alter von jetzt 34 Jahren seine Karriere beendet. Bei den Frauen gibt es mit Franziska Preuß und Denise Herrmann zumindest zwei Biathletinnen, die an einem guten Tag nach ganz vorne laufen können.
Dann allerdings klafft eine große Lücke. Die WM auf der slowenischen Pokljuka bescherte den Frauen nur eine Medaille mit der Staffel. Die andere holte der frischgebackene Sport-Rentner Peiffer mit Silber im Einzel. Für die erfolgsverwöhnten deutschen Biathleten ist das eine dürftige Bilanz – zumal es den Anschein hat, dass auch aus dem Nachwuchs so bald kein neuer Überflieger zu erwarten ist. Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Peking sind die Aussichten also alles andere als gut. Die Fernsehzuschauer hat das (bisher) aber nicht gestört. Sie sind dem Biathlon weiterhin treu ergeben.
Ski alpin Anders als die Biathleten haben die Alpinen eine überraschend erfolgreiche WM im italienischen Cortina d’Ampezzo hinter sich gebracht. Vier statt der erhofften zwei Medaillen sind eine sehr vorzeigbare Bilanz. Die Alpinen backen seit jeher aber auch etwas kleinere Brötchen als die Biathleten. Längst vergangen sind die erfolgreichen Tage einer Maria Höfl-Riesch. Auf der anderen Seite haben die Rücktritte von Viktoria Rebensburg, Fritz Dopfer und Felix Neureuther nicht die befürchtete Lücke hinterlassen.
Die Speed-Spezialisten sprangen in die Bresche
Prompt sprangen die Speed-Fahrer in die Bresche. Die wenigsten hatten mit den Silbermedaillengewinnern Andreas Sander (Abfahrt), Romed Baumann (Super-G) und Kira Weidle (Abfahrt) gerechnet, zumal der eigentliche Hoffnungsträger Thomas Dreßen großes Verletzungspech hatte. Noch am ehesten hatte man mit Bronze im Teamwettbewerb rechnen können. Diese Randdisziplin liegt den Deutschen, was sie auch mit Platz zwei am Freitag beim Weltcupfinale in Lenzerheide unterstrichen.
Ansonsten fehlt es aber noch an Konstanz, um in den Weltcupwertungen nach vorne zu fahren. An der Spitze haben sich andere Nationen breitgemacht. Vor allem Schweizer und Österreicher. Zudem Franzosen, Italiener und eine Slowakin. Die letzte Deutsche, die dort oben mitgemischt hat, war Rebensburg.
Skilanglauf Die deutschen Langläufer sind derzeit bestenfalls in der erweiterten Weltspitze beheimatet. Das zeigte nicht zuletzt die Heim-WM in Oberstdorf. Mit der Medaillenvergabe hatten die Gastgeber dort nichts zu tun. Platz sieben mit der Männer-Staffel war das beste Ergebnis. Vor allem die Norweger, aber auch Schweden und Russen sind um Lichtjahre enteilt. Diese Nationen können aus riesigen Talentpools schöpfen, während die Deutschen vor allem Glück benötigen, um in ihren spärlich besetzten Reihen einen außergewöhnlich talentierten Sportler zu finden. Dazu kommen strukturelle Nachteile, denn vor allem in den nordischen Ländern hat Skilanglauf einen sehr viel höheren Stellenwert – dementsprechend mehr Geld fließt in den Sport. Diesen Rückstand aufzuholen, wird in den kommenden Jahren schwer bis unmöglich.
Erfolg ist brüchig - das zeigen die Kombinierer
Nordische KombinationWie brüchig Erfolg sein kann, ist hier zu beobachten. Die WM 2017 im finnischen Lahti war eine Demonstration der Stärke. Der Allgäuer Johannes Rydzek schaffte Außergewöhnliches und gewann vier von vier möglichen Goldmedaillen. Klar, dass dieser fantastische Erfolg zwei Jahre später in Seefeld nicht zu wiederholen war. Trotzdem gab es zweimal Gold und einmal Silber. Allerdings deutete sich damals in Österreich schon an, dass die Norweger auch in dieser Disziplin auf dem Vormarsch sind – vor allem in Person von Jarl Magnus Riiber. In Oberstdorf mussten sich die Kombinierer dann mit Silber und Bronze in den Teamwettbewerben zufriedengeben. Überragend waren andere: Riiber und etwas überraschend der Österreicher Johannes Lamparter.
Anders als im Langlauf sind die deutschen Kombinierer aber im Gesamtweltcup den Norwegern auf den Fersen. Hinter dem weit enteilten Riiber folgt Vinzenz Geiger auf Platz zwei. Insgesamt vier Deutsche rangieren in den Top 10, die auch die Nationenwertung anführen.
Erstmals durften die Frauen bei einer WM kombinieren und sorgten gleich für einen norwegischen Dreifachsieg. Beste Deutsche war Cindy Haasch auf Rang elf.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Biathlet Erik Lesser: "Ich finde die AfD völlig daneben"
- "Wahnsinn" - Skifahrerin Weidle gewinnt WM-Silber in der Abfahrt
- Die Alpine Ski-WM in Corona-Zeiten: Abstand halten, Maske auf