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Wimbledon: Kritik nach Ausschluss russischer Tennisstars

Reaktion von Djokovic und Co.

Wimbledon: Kritik nach Ausschluss russischer Tennisstars

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    Hält die Entscheidung für "verrückt": Novak Djokovic versteht die Wimbledon-Organisatoren nicht.
    Hält die Entscheidung für "verrückt": Novak Djokovic versteht die Wimbledon-Organisatoren nicht. Foto: John Walton, PA Wire/dpa

    Für russische und belarussische Athleten und Vereine hatte der Ukraine-Krieg unmittelbare Folgen. Sie wurden im Zuge der Sanktionen gegen die Politik in ihren Ländern fast ausnahmslos von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Die Tennisspieler aus Russland und Belarus bildeten da eine Ausnahme.

    Doch in Wimbledon, dem prestigeträchtigsten Turnier im Kalender, sollen die Profis dieser beiden Nationen nun außen vor bleiben. Diese Entscheidung ruft innerhalb des Weißen Sports Kritik hervor.

    Von dem Schritt wären Titelkandidaten wie US-Open-Sieger Daniil Medwedew und die Weltranglisten-Vierte Aryna Sabalenka, aber auch Top-Ten-Spieler Andrej Rublew oder die ehemalige Weltranglisten-Erste Viktoria Azarenka betroffen.

    Djokovic hält Wimbledon-Ausschloss von Medwedew und Co. für "verrückt"

    Novak Djokovic, der in dieser Saison selbst diverse Turniere wegen seiner offenbar fehlenden Impfung gegen Covid-19 verpasste, nannte den Ausschluss "verrückt". Der Weltranglisten-Erste aus Serbien betonte, Athletinnen und Athleten allgemein hätten mit dem Krieg nichts zu tun.

    "Wenn sich die Politik in den Sport einmischt, ist das Ergebnis nicht gut", ergänzte der sechsmalige Wimbledonsieger. Der 34-Jährige erinnerte angesichts der Kriege im Balkan daran, dass er selbst ein Kriegskind sei. Er sei der Erste, der Kriege verurteile, betonte Djokovic auch mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung in Kriegen.

    Dagegen zeigte die Russin Darja Kassatkina nach ihrem Achtelfinal-Aus von Stuttgart Verständnis: "Es gibt größere Dinge, die gerade in der Welt passieren. Das Leben von Menschen ist das Wichtigste." Die in Spanien lebende Nummer 26 der Welt sagte zwar, sie sei nicht sicher, "wie die Entscheidung die Situation im Allgemeinen verändern" werde. Aber Menschenleben hätten "ganz sicher" Priorität.

    Sabalenka wollte den Ausschluss nicht kommentieren. Sie fokussiere sich auf das Turnier und versuche alles zu kontrollieren, was sie kontrollieren könne, betonte die Vorjahres-Halbfinalistin von Wimbledon.

    Navratilova betont: "Tennis ist ein demokratischer Sport"

    Jelena Switolina sagte der BBC: "Wir wollen sie nicht komplett ausgeschlossen haben." Allerdings fügte die ukrainische Spitzenspielerin auch hinzu: "Wenn Spieler nicht ihre Stimme erheben gegen die russische Regierung, dann ist es das Richtige, sie auszuschließen." Die pausierende 27-Jährige hatte wie andere ukrainische Spieler die Organisationen WTA und ATP aufgefordert, die russischen und belarussischen Athleten zu einer klaren Positionierung aufzufordern.

    Schlichtweg für falsch hält Martina Navratilova den Schritt der Veranstalter des Turniers in Wimbledon. "Tennis ist ein solch demokratischer Sport. Es ist schwierig, wenn man sieht, dass die Politik ihn zerstört", stellte die

    Laura Siegemund zeigte sich zwiegespalten. "Der Krieg hätte nicht beginnen sollen. Jeden Tag, den er andauert, ist ein Tag zu lange", sagte die 34-jährige Schwäbin im Rahmen ihres Heimturniers in Stuttgart: "Dass sie pauschal bestraft werden, auch wenn sie selbst gegen diesen Krieg sind, das finde ich ein bisschen zu einfach." Sie glaube, es gebe bessere Zeichen, die man setzen könne.

    Im Spiegel wurde Mischa Zverev deutlich. Der in Moskau geborene Bruder von Olympiasieger Alexander Zverev kritisiert: "Ich kann diese Entscheidung aus der politischen Sicht nicht beurteilen, aber aus sportlicher Perspektive ist sie unfair und falsch."

    Er sieht die Tennisspieler auf der Tour als große Gemeinschaft. "Doch jetzt schließen wir Teile dieser Gemeinschaft aus. Etwas Positives wird das nicht bringen und die allermeisten Spieler sind dagegen", mutmaßt der ehemalige Top-30-Spieler. Er kam als kleines Kind mit seinen Eltern nach Deutschland. Zverev selbst hat nach eigenen Angaben  eine ukrainische Nanny. Als Manager seines Bruders arbeitet er mit dem Ukrainer Sergej Bubka junior zusammen.

    Bislang hatte der Weltverband ITF Russland und Belarus lediglich aus der Teilnehmerliste für die Mannschaftswettbewerbe Davis Cup und Billie Jean King Cup gestrichen. Bei anderen Turnieren auf der Tour waren die Sportler willkommen - sie durften nur nicht unter ihrer Nationalflagge spielen.

    Das wichtigste Tennis-Turnier der Welt: In Wimbledon werden die All England Championships ausgespielt.
    Das wichtigste Tennis-Turnier der Welt: In Wimbledon werden die All England Championships ausgespielt. Foto: Steven Paston, PA Wire/dpa

    WTA prüft Schritte gegen Ausschluss russischer und belarussicher Spielerinnen

    Scharfe Kritik setzte es von den Profi-Organisationen WTA und ATP, nachdem die Organisatoren des vom 27. Juni bis zum 10. Juli angesetzten Rassenklassikers vorangehende Medienberichte zum Ausschluss offiziell bestätigt hatten. Die ATP nannte es "unfair", Spieler wegen ihrer Nationalität zu diskriminieren, die Entscheidung habe "das Potenzial, ein schädlicher Präzedenzfall" zu werden.

    Von der für die Damen-Turniere zuständigen WTA hieß es sogar, sie werde Schritte und mögliche Maßnahmen gegen diese Entscheidung prüfen. In einer Stellungnahme wird erklärt: "Die WTA hat immer wieder betont, dass einzelne Sportlerinnen und Sportler nicht aufgrund ihrer Herkunft oder aufgrund von Entscheidungen der Regierungen ihrer Länder bestraft oder an der Teilnahme gehindert werden dürfen."

    Die Wimbledon-Organisatoren räumten ein, es sei hart für die Betroffenen, dass sie unter den Handlungen der russischen Führung leiden müssten. Es stünde mit in der Verantwortung des Turniers den weltweiten Einfluss Russlands mit den möglichen Mitteln zu beschränken, begründeten sie ihren Schritt. Angesichts des Krieges wäre es nicht zu akzeptieren, dass das russische Regime Nutzen aus den Auftritten von Tennisprofis in Wimbledon ziehen könne. (mit dpa)

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