Am Samstag schlenderte Novak Djokovic in Wimbledon ganz gelassen über die Anlage. Während Alexander Zverev ein paar Bälle mit dem Spanier Roberto Bautista Agut schlug, spazierte der 36 Jahre alte Serbe gut gelaunt zwischen den Trainingsplätzen entlang.
Ein freundliches "Good morning" zu einer Security-Dame - zwei Tage vor seinem Auftaktspiel gegen den Argentinier Pedro Cachin war Djokovic noch nicht wieder im Turnier-Tunnel angekommen.
Das wird sich von diesem Montag an ändern, denn Djokovic hat auch im All England Lawn Tennis and Croquet Club große Ambitionen. Dass er seit seinem Triumph bei den French Open in Paris Anfang Juni alleiniger Rekord-Champion bei Grand-Slam-Turnieren ist, hat an den ehrgeizigen Zielen des Serben nichts geändert. "Die Reise ist noch nicht vorbei. Solange ich noch Slams gewinne, warum sollte ich überhaupt daran denken, meine Karriere zu beenden", hatte Djokovic bereits nach seinem Sieg in Paris gesagt.
Djokovic: "Es ist der beste Rasenplatz der Welt"
Die Zeit danach nutzte er dazu, seinen Akku wieder aufzuladen. Ein Turnier hat Djokovic seit den French Open nicht gespielt, nur bei einem Showevent in Hurlingham bestritt er ein Spiel gegen den Amerikaner Frances Tiafoe, das er im Match Tiebreak gewann. "Wimbledon ist das wohl historischste und bedeutendste Turnier der Welt", sagte Djokovic, der sich auf seinen ersten Auftritt auf dem legendären Centre Court am Montag freut. "Es ist der beste Rasenplatz der Welt, das wohl bekannteste Tennis-Stadion auf der ganzen Welt."
Dort will Djokovic am 16. Juli wieder den Pokal in den Himmel recken. Es wäre sein achter Titel an der Church Road, womit er mit Wimbledon-Ikone Roger Federer gleichziehen würde. Für Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker ist es keine Frage, dass Djokovic auch in Wimbledon triumphiert - es wäre sein 24. Grand-Slam-Titel.
"Er hat hier schon siebenmal gewonnen, obwohl Rasen zu Beginn seiner Karriere nicht unbedingt sein Lieblingsbelag war", sagte Becker der Deutschen Presse-Agentur. "Aber er hat im Laufe der Jahre Rasentennis gelernt und wie die Anzahl der Titel schon sagt, ist Wimbledon mittlerweile nach Australien sein Lieblingsturnier." In Melbourne konnte Djokovic zehnmal gewinnen.
Djokovic seit 28 Spielen in Wimbledon ungeschlagen
In London ist der 36-Jährige nun schon seit 28 Spielen ungeschlagen. 2018, 2019, 2021 und 2022 hat er den Rasen-Klassiker gewonnen. 2020 war Wimbledon wegen der Coronavirus-Pandemie ausgefallen. "Gerade die letzten Jahre war er in Wimbledon bärenstark", lobte Becker, der selbst dreimal bei seinem Lieblingsturnier gewinnen konnte, den Serben.
Zwar ist Djokovic nur an Nummer zwei gesetzt, weil ihn der Spanier Carlos Alcaraz in der Weltrangliste wieder an der Spitze abgelöst hat. Doch allen ist klar, dass der Weg zum Titel nur über den "Djoker" führt. Zumal Djokovic nach wie vor nach Titeln lechzt. "Ich bin immer noch motiviert, immer noch inspiriert, das beste Tennis bei Grand Slams zu spielen. Dies sind die Turniere, die am meisten in der Geschichte unseres Sports zählen."
(Von Lars Reinefeld, dpa)