Die Verständigung passte. Kurz hatten Phillip Tietz und Keven Schlotterbeck miteinander geredet. Oft begegnen sich die beiden auf dem Platz nicht. Der eine spielt beim FC Augsburg ganz vorne, der andere ziemlich weit hinten. Kommunikation aber verhindert das nicht. So hatte sich der Stürmer Tietz mit dem Abwehrspieler Schlotterbeck über eine brauchbare Vorgehensweise ausgetauscht, um die Abwehr des VfL Wolfsburg zu überraschen. Ein langer, flacher Ball sollte das sein, gespielt von Schlotterbeck hinter die Defensivreihe. In der Fußballsprache ist dafür das Wort „Steckpass“ vorgesehen.
Besprochen und umgesetzt. In Minute 34 klappte das wunderbar. Pass Schlotterbeck, Abschluss Tietz - schon führten die Gäste. Ein Missverständnis zwischen Wolfsburgs Torwart und Innenverteidiger half freilich mit. So konnte Tietz den Ball recht locker mit seinem linken Fuß ins leere Tor schieben. Es war das 1:0, am Ende stand es 1:1. „Wir hätten das noch öfter so machen können“, sagte Tietz über die Entstehung des Treffers.
Der FCA hatte in Niedersachsen dennoch seinen ersten Auswärtspunkt geholt und Tietz gezeigt, weshalb er gerade Stürmer Nummer eins ist. Nun ist es nicht so, dass der 27-Jährige keine Konkurrenz auf seiner Lieblingsposition hat. Samuel Essende kam neu nach Augsburg, ebenso Steve Mounié oder Yusuf Kabadayi. Trainer Jess Thorup kann also aus unterschiedlichen Spielertypen wählen, je nachdem, welche Anforderungen er durch den Gegner sieht. Meist aber fällt seine Wahl auf Tietz.
Gegen St. Pauli setzte Thorup auf nur eine Spitze
Bereits zu Saisonbeginn war Tietz gesetzt, er bestritt die ersten beiden Partien gegen Bremen und Heidenheim von Beginn an als zweite Spitze neben Neuzugang Essende. Beim 2:2 gegen Werder steuerte er eine Vorlage bei. An Spieltag drei aber sah er sich zunächst auf der Ersatzbank wieder. Gegen den FC St. Pauli stand Essende als einzige Sturmspitze in der Startelf. Tietz wurde eingewechselt und traf prompt zum 2:0. Eine Woche später gegen den FSV Mainz 05 saß er dennoch wieder auf der Bank.
Tietz ließ sich nicht entmutigen. Bei seiner Rückkehr als Stammkraft half ihm allerdings auch, dass sich Konkurrent Essende bei der 2:3-Niederlage gegen Mainz zu einer Tätlichkeit hatte hinreißen lassen, die ihm eine Rote Karte und zwei Spiele Sperre bescherte. Tietz war wieder gefragt und spielte beim 0:4 in Leipzig von Anfang an. Seitdem stand er in jeder Partie in der Anfangself. In Freiburg und eben zuletzt in Wolfsburg traf er zudem, während sich Essende von der Ersatzbank kommend empfehlen muss.
Vier Scorerpunkte hat Tietz bislang gesammelt, in der gesamten vergangenen Saison waren es zwölf. Acht Tore hatte er in seinem ersten Jahr für den FC Augsburg erzielt, eine Quote, die zufriedenstellt. Macht er in diesem Jahr so weiter wie in den ersten Saisonspielen, könnte er diesen Wert übertreffen. Es wäre der nächste Entwicklungsschritt in seiner Karriere, die ihn vom Zweitligisten Darmstadt zum FCA geführt hat.
Spielerisch war der FCA deutlich unterlegen
Tietz ist nicht der eleganteste Fußballer. Manchmal zeigen sich technische Schwächen. Er weiß das, gleicht aber vieles mit seinem Einsatzwillen aus. Am Samstag in Wolfsburg hat auch ihm der spielerische Vortrag seiner Mannschaft nicht gefallen. „Wir haben viele Fehler gemacht“, kritisierte er. Die Bälle wurden zu schnell verloren, wegen technischer Unsauberheiten im gesamten Verbund hatten es auch die Stürmer schwer, sich zu behaupten. „Das ging über die komplette Mannschaft. Wenn man oft den Ball nicht an den eigenen Mann bringt, geht es erst gar nicht bis in die Offensive“, sagte Tietz. Dass es dennoch zu einem Punkt reichte, lag vor allem am starken Abwehrverhalten.
Der FCA hat eine erfolgreiche Woche hinter sich. Am Mittwochmorgen beginnt die Vorbereitung auf das Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim. „Auf diese Woche können wir aufbauen“, sagte Tietz noch. Wohl wissend, dass er weiter Werbung in eigener Sache betrieben hat.
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