Der Winter naht. Und mit ihm mal wieder die Frage, wie es um den zugehörigen Sport bestellt ist. Die Ausgangslage hat sich im Vergleich zum vergangenen Herbst nicht geändert. Der Klimawandel schreitet voran. Der Schnee zieht sich in immer höhere Regionen zurück. Experten prophezeien den meisten Skigebieten in den Alpen in absehbarer Zeit existenzielle Probleme. Nicht zuletzt im Allgäu leben ganze Regionen vom Ski-Tourismus. Mit immer noch größerem Aufwand wird künstlich beschneit. Dabei ist klar, dass dies lebensverlängernde Maßnahmen an einem Patienten sind, der dem Tode geweiht ist.
Finanziell ist das (noch) lukrativ, denn gleichzeitig gibt es in den vergangenen Jahren den Trend, dass immer mehr Menschen Skifahren wollen. In gewisser Weise ähnelt das den Touristenströmen in die Arktis, die dort noch schnell Eisbären sehen wollen, ehe sie ausgestorben sind. Unglücklicherweise hilft das weder den Skigebieten noch den Eisbären. Doch so lange es Geld zu verdienen gibt, wird beides angeboten. Ressourcenschonend, natürlich. Umweltverträglich, eh klar. Was man halt so sagt. Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass sich der Wintersport hierzulande in immer weniger und höher gelegene Regionen zurückziehen wird. Schon jetzt ist Skifahren ein teurer Spaß, die klimabedingte Verknappung wird zu noch höheren Preisen führen.
Skiverband hat große Pläne: Tourt die Szene bald das ganze Jahr um den Globus?
Alles in allem also keine rosigen Aussichten. Umso erstaunlicher, mit welchen Plänen der Chef-Skifahrer hantiert. Johan Eliasch, Präsident des Internationalen Ski- und Snowboardverbands (Fis), will den Skisport weltweit vermarkten. Dem Schweizer schweben Preisgelder in Millionenhöhe vor, ausgeschüttet im Rahmen einer globalen Rennserie. Die soll, ähnlich wie die Formel 1, das ganze Jahr um den Globus touren. Wachstumsmärkte sieht Eliasch vor allem in Amerika und Asien. Dazu noch Skirennen in gekühlten Hallen in der Wüste Saudi-Arabiens und Skispringen auf Matten in Brasilien. Alles ist möglich. Klimawandel? Welcher Klimawandel? Wenn der Schnee nicht zu uns kommt, dann fliegen wir ihm eben hinterher.
Gleichzeitig hat sich die Fis vorgenommen, den eigenen direkten und indirekten CO₂-Ausstoß bis 2030 zu halbieren. Wie das zusammenpasst? Das ist ein bestens gehütetes Geheimnis. Offensichtlich ist bisher nur, dass die Fis auch andere absurde Projekte hartnäckig verfolgt, wie am Beispiel des Matterhorn-Rennens zu sehen war. Erst nach zwei erfolglosen Jahren, in denen die (erwartbaren) Bedingungen Ende Oktober dessen Durchführung jeweils unmöglich machten, wurden sie wieder aus dem Rennkalender genommen.
Skisaison 2024 startet am Wochenende in Sölden
Einen festen Platz hat dort allerdings der Saisonauftakt in Sölden, der an diesem Wochenende ansteht. Seit Jahren entzündet sich regelmäßig Kritik an dem frühen Zeitpunkt. Das Kalkül dahinter ist, die Menschen rechtzeitig daran zu erinnern, dass der Winter vor der Tür steht. Oben auf dem schmelzenden Gletscher wird dafür ein Weltcuprennen zelebriert, das vor allem schöne Bilder liefern soll. Stahlblauer Himmel, strahlend weiße Piste. Und sollte es noch nicht geschneit haben, bedarf es eben geschickter Kameraführung, um die Geröllwüsten links und rechts der Piste auszublenden.
Es ist eine Möglichkeit, den Klimawandel einfach auszublenden. Doch dem ist das egal. Er lässt sich nicht (mehr) aufhalten. Das weiß Johan Eliasch, das wissen die Betreiber der Skigebiete, das wissen die Skifahrer. Trotzdem machen alle weiter. Irgendwann ist dann aber auch der letzte Eisbär verhungert und der Skiweltcup fährt in Saudi-Arabien. Ressourcenschonend, natürlich. Umweltverträglich, eh klar.
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