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Wie der FC Augsburg seine neue Mannschaftsachse findet

FC Augsburg

Warum die FCA-Spieler lauter werden müssen

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    Jeffrey Gouweleeuw (Mitte) gibt auf dem Platz den Ton an. Andere Spieler des FC Augsburg müssen sich auf dem Platz noch stärker einbringen und lautstarker miteinander kommunizieren
    Jeffrey Gouweleeuw (Mitte) gibt auf dem Platz den Ton an. Andere Spieler des FC Augsburg müssen sich auf dem Platz noch stärker einbringen und lautstarker miteinander kommunizieren Foto: Marcus Merk

    Als Trainer Jess Thorup vor einem knappen Jahr die Mannschaft des FC Augsburg übernahm, wollte er schnellstmöglich eine Achse bilden. Sie sollte dem Gerüst auf dem Rasen zu Stabilität und Sicherheit verhelfen, sollte Orientierung und Halt geben, nachdem es dem Fußball-Bundesligisten zuvor an ebendiesen Eigenschaften gefehlt hatte. Dass der FCA nach schwachem Start während der Rückrunde gar auf eine Europapokal-Teilnahme hoffen durfte, hing unmittelbar damit zusammen, dass Thorup selten zu Wechseln gezwungen war und weitgehend auf eine Stammformation zurückgreifen konnte. Neben einem klaren System gab es klare Hierarchien. Als sich gegen Ende der Spielzeit Niederlage an Niederlage reihte, hatte diese Negativserie mit Verletzungen des Stammpersonals zu tun, die zugleich dafür sorgten, dass auf dem Platz Führung fehlte.

    Die Umbauten im Kader des FCA waren im Sommer gewaltig. Wie viele Spieler den Klub verlassen haben und wie viele Spieler hinzugekommen sind, da scheint jeder gerade seine eigene Rechnung zu öffnen. Sportdirektor Marinko Jurendic etwa berücksichtigt lediglich den Zeitraum seit der Wintertransferperiode 2023 und macht damit deutlich, wie wenig er mit den personellen Veränderungen seines Vorgängers Stefan Reuter, der Sport-Geschäftsführer war, in Verbindung gebracht werden möchte. Andere lassen Leihen unberücksichtigt, da der Spieler formal den Klub nicht wechselt, auch wenn er für eine Zeit lang ein anderes Trikot trägt. Beim FCA den Überblick zu behalten, war jedenfalls in diesem Sommer nicht einfach, weil selbst bis zum letzten Transfertag reichlich Fluktuation herrschte. Worauf man sich womöglich einigen könnte: Sowohl Zu- als auch Abgänge bewegten sich im zweistelligen Bereich.

    Länderspielpause verhindert schnelleres Zusammenwachsen beim FC Augsburg

    Auch die Länderspielpause lieferte für den FCA diesmal Neues. In den vergangenen Spielzeiten stellte der Klub wenig Nationalspieler ab, folglich konnte Augsburgs Trainer weiterhin mit dem Gros seiner Spieler arbeiten, testen und an Automatismen werkeln. Diesmal jedoch standen Thorup weit weniger Profis zur Verfügung, weil ein Dutzend wegen Länderspielen zwischenzeitlich fehlte. Spieler kamen aus Ligen in Frankreich, England oder Portugal, sind jetzt aber schon wieder unterwegs gewesen. All dies hat nicht zwingend dazu beigetragen, dass die Augsburger Mannschaft in den vergangenen Wochen zusammenwuchs. Doch gerade mannschaftliche Geschlossenheit, so betonen es die Verantwortlichen stets, ist für den FCA ein bedeutender Erfolgsfaktor.

    Für Thorup besteht eine der bedeutendsten Aufgaben jetzt darin, möglichst schnell ein tragfähiges Gerüst aufzubauen. Noch befindet sich die Mannschaft in der Findungsphase, eine klare Hierarchie ist noch nicht zu erkennen. Doch wie notwendig Führung auf dem Rasen ist, zeigte sich im Spiel in Heidenheim (0:4). Äußerlich betrachtet verfügt der FCA über einen talentierten, perspektivischen Kader, seine Widerstandsfähigkeit muss er erst nicht beweisen. In den zwei kommenden Heimspielen am Stück, erst gegen Aufsteiger FC St. Pauli (Sonntag, 15.30 Uhr/DAZN), dann gegen den Mainz 05, benötigt der FCA Führungskräfte auf dem Platz. Wie die künftige Achse aussehen soll, hat sich zuletzt abgezeichnet.

    Torwart Finn Dahmen ist noch kein Konkurrent für Nediljko Labrovic.
    Torwart Finn Dahmen ist noch kein Konkurrent für Nediljko Labrovic. Foto: witters

    Finn Dahmen steht Thorup inzwischen wieder zur Verfügung, doch vorerst genießt Neuzugang Nediljko Labrovic zwischen den Pfosten uneingeschränktes Vertrauen. Sechs Gegentreffer in zwei Spielen sind nicht der Start, den er sich erhofft hat. Der Torhüter aus Kroatien war oft chancenlos, hinterließ aber keinen restlos überzeugenden Eindruck. Ob Thorup in der Abwehr an der Viererkette festhält, bleibt abzuwarten. In einem Systemwechsel, hin zu einer Dreierkette mit drei Innenverteidigern, könnte er ein Mittel sehen, weniger Gegentore zu kassieren. Keven Schlotterbeck und Jeffrey Gouweleeuw erhielten im Zentrum Unterstützung, zugleich hätte Marius Wolf auf der rechten Außenbahn mehr Freiheiten. In der Trainingseinheit am Mittwoch ließ Thorup intensiv das Verteidigen mit einer Dreierkette üben, die sich bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette ergänzt.

    Im zentralen Mittelfeld sollte Kristijan Jakic zum Fixpunkt werden. Die ersten Wochen und Monate verliefen jedoch wenig erfreulich für den Kroaten. Die Reise nach Südafrika endete abrupt, weil ihm die Einreise verweigert wurde. Aufgrund kleinerer Blessuren fehlte der 27-Jährige im DFB-Pokal und im ersten Ligaspiel, gegen St. Pauli könnte Jakic sein Startelfdebüt geben. Dass er mehr Verantwortung übernehmen und im Mittelfeldzentrum den Takt geben soll, verdeutlichte seine Berufung in den Mannschaftsrat und seine Ernennung zum Vizekapitän. Im internen Gremium finden sich neben Kapitän Gouweleeuw und Jakic noch Fredrik Jensen (zweiter Vizekapitän), Arne Maier, Phillip Tietz und Pedersen.

    Gouweleeuw und Tietz waren schon in der vergangenen Saison Köpfe und Antreiber, Maier und Jakic müssen sich in ihrer neuen Rolle stärker einbringen. Tim Breithaupt, der Jakic zuletzt vertrat, gilt ebenso als äußerst ruhiger Zeitgenosse wie Ruben Vargas. Der Schweizer wird bei einem Verbleib den Spielgestalter geben. Auch er ist aber kein Typ, der Mitspieler mitreißt, wenn man auf Widerstände trifft. Um den Kennenlernprozess zu beschleunigen, müssen die FCA-Spieler lauter werden, müssen noch mehr miteinander kommunizieren, müssen sich noch mehr Kommandos geben und müssen sich noch mehr anstacheln und aufmuntern.

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    1 Kommentar
    Peter Schnaas

    Ich habe den Artikel von Herrn Graf gelesen und kann mich nur wundern. Sie erwähnen weder den griechischen Linksverteidiger, noch andere Neuzugäng die teilweise gegen Ulm gute Eindrücke hinterlassen haben. Die Fans wissen, dass links mit Pedersen eine Schwachstelle besteht und dass zumindestens im offensiven Mittelfeld und den Außenpositionen Handlungsbedarf besteht. Mit der "alten" Truppe weiter zu machen, rechtfertigt sicher nicht die vielen Neuzugänge aus Portugal, Frankreich und England.

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