Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Warum Geher Christopher Linke beim Trainieren belächelt wird

Olympia 2024

Das kann ja wohl nicht angehen

    • |
    • |
    Christopher Linke (links) wird beim Training häufig ausgelacht.
    Christopher Linke (links) wird beim Training häufig ausgelacht. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Judo beispielsweise. Könnte der geneigte Sportinteressierte für großen Unfug halten. Oder Boxen. Karate ebenso. Nicht etwa, weil es fies auf die Schnauze geben kann. Das ist schon okay. Sagt ja keiner, dass Sport zwingend der Gesundheitsförderung zuträglich sein muss. Die meisten Sportarten aber sind eben der Lebensrealität entlehnt. Schnell zu laufen hat sich im Verlauf der Evolution durchaus als gewinnbringend entpuppt. Daher haben Wettbewerbe über 100 Meter oder 200 Meter oder auch 42,195 Kilometer ihre Berechtigung. Je nachdem, wie lange man vor Raubtieren flüchten muss oder das angehende Büffel-Steak zu Tode hetzt, sind Kurz- und Langstrecken-Spezialisten gefragt.

    Schwimmen ist gleichermaßen bedeutend für die Entwicklung der Menschheit. Segeln ebenso. Erschließen von durch Wasser getrennten Landmassen. Die USA, wie wir sie kennen: ebenso unerschlossen wie die Badeinsel im Baggersee. Sich nun gegenseitig zu Boden zu ringen, prügeln oder grifftechniken, hat freilich eine große Bedeutung in der Menschheitsgeschichte. Wer es aber ernst meint mit dem Wirklichkeitsbezug, muss den Kampf für sämtliche Techniken und Hinterhältigkeiten öffnen. Potenziell lebensverkürzende Hilfsmittel wie Messer oder Pistolen sind auszuschließen, schließlich sollte das barbarische Element außen vor bleiben.

    Das Problem der 80 Millionen Bundestrainer

    Keine Sportart aber verfügt über jene Relevanz, wie die wohl am häufigsten unterschätzte Disziplin der Leichtathletik. Nun hat sich ein prominenter Vertreter beklagt, dass er bei seinem Training angehupt und ausgelacht wird. Die Gründe dafür sind unklar. Schließlich handelt es sich beim Gehen um die natürlichste Fortbewegungsart. Der deutsche Olympiateilnehmer Christopher Linke aber schilderte, welch Argwohn ihm entgegen schwappt, wenn er um den Templiner See geht. Möglicherweise hat Linke mit demselben Phänomen zu tun, das Fußballer vor Europa- oder Weltmeisterschaften von den 80 Millionen Bundestrainern stöhnen lässt.

    Jede und jeder hält sich plötzlich für einen Spezialisten. Da - Gott sei Dank- die allermeisten Menschen seit einigen Generationen des aufrechten Ganges mächtig sind, machen sie für sich einen Expertenstatus geltend und verlachen jene, die eine Fortbewegungstechnik verfolgen, die nicht dem Sonntagsspaziergang entspricht. Linke ging am Donnerstag als 19. über 20 olympische Kilometer ins Ziel. Selbst Sportinteressierte haben davon kaum Kenntnis genommen. An ihnen ist der Wettbewerb vorbeigegangen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden