Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Warum Bayern München gegen Barcelona in der Champions League scheiterte

Kommentar

Das Problem des FC Bayern ist mehr eine Qualitäts- als eine Systemfrage

Florian Eisele
    • |
    • |
    Die Bayern-Profis nach dem 1:4 in Barcelona.
    Die Bayern-Profis nach dem 1:4 in Barcelona. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Wie sehr das Nervenkostüm des FC Bayern nach der 1:4-Niederlage in Barcelona angegriffen war, zeigte Sportvorstand Max Eberl, als er nach Spielende auf die löchrige Defensive der Münchner und den Anteil des Innenverteidiger-Duos Minjae Kim und Dayot Upamecano angesprochen wurde. „Zu billig“ sei es, die Niederlage nur an den beiden festzumachen, sagte Eberl und hatte damit recht. Zugleich blaffte er den Reporter an, dieser könne doch „den Trainerschein machen“ und zeigen, dass er es besser könne. Eine ungewöhnlich harsche Reaktion des sonst besonnenen Eberl, die zeigt: Es gärt bei den Bayern angesichts der Lehrstunde in Barcelona.

    Dass die Spielweise von Vincent Kompany, wie oft diskutiert wird, zu offensiv ist und dem Gegner zu große Räume gibt, mag bei der Fehleranalyse ein Thema sein, trifft aber nicht den Kern des Problems. Zur Wahrheit gehört: Auch Barcelona spielte unter Flick extrem offensiv, oder „Harakiri“, wies es Joshua Kimmich sagte. Es ist jene Taktik, mit der Flick auch bei den Bayern 2020 erfolgreich war und das Triple geholt hatte. Der große Unterschied zu den Bayern des Jahres 2024: Statt mit Boateng und Alaba in der Defensiv-Zentrale spielen die Münchner nun eben mit Kim und Upamecano, die immer wieder Schwächen im Spielaufbau und auch in ihrer Kernkompetenz, dem Verteidigen, offenbaren.

    Kim und Upamecano bringen nicht die Qualität für den FC Bayern mit

    Immer wieder, wie vor dem 0:1 durch Raphinha, pressen die Innenverteidiger sehr früh nach vorne und lassen dann Räume für den Gegner. Kompanys taktische Anordnung mag es sein, früh den Gegner zu attackieren – die Defensive zu entblößen, ist sicher keine Vorgabe des Trainers. Die richtige Balance aus Attacke und defensiver Absicherung zu finden, ist nicht leicht. Sie zu finden, erfordert schlichtweg eines: individuelle Qualität. Dass Kim und Upamecano diese im ausreichenden Maße mitbringen, darf mittlerweile stark bezweifelt werden. Immer wieder leisten sich die beiden Schnitzer in der Verteidigung oder spielen Fehlpässe. Zur Wahrheit gehört es auch: Dass die beiden überhaupt noch bei Bayern spielen, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass der Verein im Sommer auf Spielerverkäufe angewiesen war – und während für de Ligt ein Angebot kam, blieb ein vergleichbares für die beiden offenbar aus.

    Natürlich sind Kim und Upamecano nicht alleine für die Niederlage verantwortlich. Auch die Rückwärtsbewegung im Mittelfeld hat ein ums andere Mal nicht geklappt. Zugleich bilden die beiden in dem offensiven System die letzte Absicherung. Anders formuliert: Klar kann man so spielen wie die Bayern unter Kompany – aber dann sollten die Innenverteidiger auch ein Fundament darstellen, das zur Stabilität des Teams beiträgt. Das ist beim FCB aber nicht der Fall. Teilweise genügt ein langer Ball, damit ein Stürmer frei vor dem Torwart steht.

    Manuel Neuer hat den Bayern schon lange kein Spiel mehr gewonnen

    Aber wenn das passiert, dann steht doch Manuel Neuer im Tor der Bayern. Und an dem muss man doch erst einmal vorbeikommen. Oder? Seit 13 Jahren steht der Schlussmann im Kasten des FC Bayern, ist in dieser Zeit zum zeitweise besten Keeper der Welt gereift, wurde Weltmeister und Welttorhüter. Nach mehreren schweren Verletzungen gilt aber auch: Die Zeiten, in denen Neuer den Bayern mit seinen Paraden Spiele gewonnen hat, sind lange vorbei. Stattdessen hat sich der 38-Jährige zu einem Unsicherheitsfaktor entwickelt. Schon gegen Aston Villa ging das Gegentor auch auf seine Kappe, als Neuer zuerst herauslief, dann den Weg zurück antrat und schließlich zusehen musste, wie der Ball in den Kasten einschlug. Beim 1:2 in Barcelona machte er ebenfalls keine gute Figur. Neuer eilte heraus, ließ sich umspielen und Lewandowski schob ein.

    Lange Zeit schien die Spielweise von Kompany aufzugehen – aber zur Wahrheit gehört, dass die Gegner wie Bremen, Kiel oder Zagreb schlichtweg nicht die Mittel haben, um das fragile Gerüst der Münchner ins Wanken bringen zu können. Gegen Barcelona zeigte sich auf schmerzhafte Weise, wo die Schwächen des Bayern-Spiels zu verorten sind.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden