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Volleyball: In Japan soll die stärkste Volleyballliga der Welt entstehen

Volleyball

In Japan soll die stärkste Volleyballliga der Welt entstehen

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    Die Volleyball-Arena der Zukunft.
    Die Volleyball-Arena der Zukunft. Foto: Felix Lill

    In der Ariake Arena hat die Party schon lange vor Spielstart begonnen. Seit Minuten marschiert ein Typ mit Mikrofon in der Hand durch die Halle, heizt dem Publikum ein. Die Leute zählen einen Countdown, bis endlich die Startsirene ertönt. Hier, in der Tokioter Hafengegend, spielen die Suntory Sunbirds Osaka gegen die Tokyo Great Bears – das Spitzenspiel im japanischen Volleyball. Und das zeigt sich auf den Rängen: 11.500 Menschen sind gekommen. Eine Rekordkulisse. Insofern läuft die Sache nach Plan.

    Denn in Japan soll die stärkste Volleyballliga der Welt entstehen. Kunio Yoshida, Chef für Kommunikation bei der gerade in SV.League umbenannten Profiliga, spricht von großen Plänen: „Bis 2030 wollen wir die weltweite Nummer eins geworden sein. Zuerst bei den Männern, aber auch die Frauen wollen wir pushen.“ Die umsatzstärkste Liga wolle man werden, und daher auch die mit dem sportlichen höchsten Niveau. „Wir wollen die Klasse sein, aus der am meisten Spieler zu Olympia abgestellt werden.“

    Basketball als Vorbild für Volleyball-Liga

    Es sind harte Kriterien, die nach Businessplan klingen. Aber das wird bei dem Vorhaben auch nötig sein. Eine Profiliga hat Japan zwar schon länger. Der beste Volleyball auf Klubebene wird aber in Italien gespielt. Auch die Türkei, Brasilien, Russland und Polen haben starke Ligen. Wie das ostasiatische Land diese Ligen plötzlich überholen will? Kunio Yoshida hat eine strategische Antwort: „In Japan gibt es in Sachen Popularität von Sportarten bisher diese Reihenfolge: Zuerst Baseball, dann Fußball, dann Basketball.“

    Vor allem Basketball habe sich in den vergangenen Jahren aber höchst erfolgreich vermarktet. „Und wir glauben, dass wir davon lernen können. Im Gegensatz zu Fußball ist Volleyball ja kein Kontaktsport“, erklärt Yoshida in seinem Büro. „Es gibt keine Fouls, keine Schwalben. Das ganze Spiel ist sauberer.“ Yoshida selbst habe früher für die Fußballliga J-League gearbeitet. „Da war die Fankultur manchmal latent aggressiv.“ Aber Volleyball und Basketball sei das anders.

    Nebelkerzen, Lichtershows: Volleyball soll Event für die ganze Familie sein

    „Hier sieht man mehr unterstützend zu. Das können wir für die Vermarktung nutzen.“ Wie das funktionieren kann, zeigt sich in der Ariake Arena. Hier werden nicht nur lange Ballwechsel bejubelt. Immer wieder feuert der Stadionsprecher nicht eine Mannschaft an, sondern die Zuschauenden. Es folgen Nebelkerzen, dann Lichtershows. Es ist die volle Eventbeschallung. Das hat sich Kunio Yoshida von der japanischen Basketballliga abgeschaut.

    „Wir wollen ein Angebot schaffen für Menschen, die einen schönen Tag in der Sporthalle verbringen wollen, mit Freunden oder der Familie.“ Das überwiegend weibliche Publikum fühle sich von einer friedlichen, positiven Atmosphäre angesprochen, nicht vom im Fußball oft verbreiteten Hass. „Weil Volleyball wie Basketball ein Indoorsport ist, kann man durch ein paar Aktionen auch sehr gut Stimmung erzeugen.“ In der Ariake Arena zeigt sich: Die Angelegenheit gibt sich eher schick als rau.

    Japan soll wieder eine Volleyballnation werden

    Die omnipräsenten Markenfarben der SV.League sind Schwarz und Gold. Imbisse bieten Trüffelpommes und Apfelsaft an. Der Stil kommt gut an, etwa bei Yuna Aida, einer 19-jährigen Studentin: „Die Unterhaltung ist super!“, ruft sie gegen den Jubel an. „So kommen jetzt bestimmt mehr Leute zum Volleyball.“ Sie sei schon länger Fan von Takahashi Ran, einem der besten japanischen Spieler, der zuletzt aus Italien zurück nach Japan zu den Sunbirds gewechselt ist. „Er sieht gut aus und kämpft wie verrückt!“

    Ein paar Reihen weiter die 37-jährige Kasumi, die sich für ihren Arenabesuch schick gemacht hat, etwas Ähnliches. „Mir gefällt das ganze Angebot sehr gut, tolle Unterhaltung. Es sind jetzt auch mehr Ausländer pro Mannschaft erlaubt als vorher, was das Niveau heben wird.“ Hintergrund des Ziels, die stärkste Volleyballliga der Welt zu kreieren, ist nicht nur die Chance auf mehr Geld. Es ist auch der Wunsch, Japan wieder zu einer der großen Volleyballnationen zu machen, wie es das Land schon einmal war.

    Volleyball: Positives Sport-Entertainment ohne Aggressionen

    Zu den Leistungsträgern der Partie, die die Gastgeber knapp gewinnen, gehört der Russe Dmitry Muserskyi, der seit einem halben Jahrzehnt in Japan spielt. Zumindest sportlich sieht Musersky eine große Zukunft für das Land: „Für mich gibt es hier einiges, das ich sportlich für mich nutzen konnte. In Russland, wo ich vorher spielte, kann man sich zum Beispiel meistens sicher sein, dass man einen Punkt erzielt, wenn man im gegnerischen Block eine Lücke reißt.“ Hier in Japan ist das anders.

    „Die Spieler retten die Bälle am Boden. Defensivarbeit hier ist unglaublich.“ Deshalb sei das Land in den letzten Jahren stärker geworden. Stark genug, um die besten Spieler der Welt anzuziehen? „Hier besteht viel Potenzial, da bin ich mir sicher“, sagt Muserskyi. Inwieweit sich dies auch in Geschäftliches umsetzen lässt, werden die kommenden Jahre erst zeigen. Dass zumindest im ostasiatischen Land aber eine Sehnsucht nach positivem Sportentertainment ohne Aggressionen besteht, zeigen die Zuschauerzahlen.

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