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Vierschanzentournee: Enttäuschung in Garmisch: Deutsche Tournee-Hoffnungen platzen

Vierschanzentournee

Enttäuschung in Garmisch: Deutsche Tournee-Hoffnungen platzen

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    Halvor Egner Granerud nach seinem Sprung.
    Halvor Egner Granerud nach seinem Sprung. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Die erste Analyse findet sofort statt. Noch unten im Auslauf, wo sich Stefan Horngacher und Karl Geiger kurz vor den Gesprächen mit den Journalisten treffen. Sie gestikulieren und zeichnen Flugkurven in die Luft. Zufrieden ist weder der Skisprung-Bundestrainer noch sein Vorzeigeathlet. Am Neujahrstag wird Geiger in Garmisch-Partenkirchen nur Elfter, Sprünge auf 131,5 und 131 Meter reichen nicht für eine bessere Platzierung. Andreas Wellinger wird Achter. „Es ist schade, dass ich als Achter bester Deutscher bin und nicht der beste Deutsche bei der Siegerehrung steht. Das ist aber die Realität, die wir annehmen müssen“, sagt Wellinger.

    Auch Stefan Horngacher weiß um die Problematik. „Nach Oberstdorf waren wir euphorischer, dass wir den Rückstand etwas aufgeholt haben. Jetzt sind wir wieder weiter weg“, sagt der Bundestrainer. Er spricht leise, Enttäuschung schwingt mit. Von den Spitzenleuten sind seine Athleten weit weg. Vor allem von Halvor Egner Granerud, der mit 140 und 142 Metern vor dem Slowenen Anze Lanisek (140,5 und 137 Meter) und dem Polen Dawid Kubacki (136 und 138,5 Meter) gewinnt. Es sind beeindruckende Leistungen, die Granerud gerade zeigt. „Der Abstand ist enorm“, muss auch Horngacher zugeben.

    Vierschanzentournee: Geiger mit großem Rückstand auf Granerud

    Geiger ist momentan weit weg von Granerud. Auch weil der Oberstdorfer in Garmisch-Partenkirchen nicht wirklich in Schwung kommt. Beide Versuche sind nicht überzeugend. In der Gesamtwertung ist Geiger Fünfter, ganz knapp vor Wellinger. Eine Podestplatzierung scheint am Ende noch möglich, dafür aber braucht es eine Steigerung. Am Montag steht erst einmal ein Ruhetag an. Es geht ein bisschen in die Halle, um sich ein wenig zu bewegen. Sonst ist eher Erholung angesagt. Das Trainerteam wird derweil analysieren, worin das schwache Abschneiden am Neujahrstag begründet liegt.

    Markus Eisenbichler hat zum zweiten Mal nach Oberstdorf nicht den Final-Durchgang erreicht. Während er im Allgäu davon schwer getroffen war und beinahe frühzeitig von der Tournee ausgestiegen wäre, sieht er seinen Auftritt in Garmisch-Partenkirchen nicht ganz so kritisch. „Ich bin diesmal nicht unzufrieden, ich hatte hier ein paar gute Sprünge“, sagt er. Er wird für die ausstehenden Stationen in Innsbruck und Bischofshofen auf jeden Fall im Team bleiben.

    Es wird wieder keinen deutschen Gesamtsieger der Vierschanzentournee geben

    Klar ist nach zwei Sprüngen: Es wird wieder keinen deutschen Gesamtsieger geben. Die Leidenszeit geht weiter. Der Mythos Tournee, er kann Helden hervorbringen, aber auch für Enttäuschungen sorgen. „Die Tournee ist eines der coolsten Events, die wir haben. Man muss aber auf vier völlig verschiedenen Schanzen in kurzer Zeit alles hinkriegen. Man darf sich keine Schwächen leisten“, erklärt Geiger. Die deutschen Springer aber zeigen zu viele Schwächen. Ihre Sprünge sind nicht konstant genug. Das zählt für Geiger ebenso wie für Wellinger, der sich nach seiner langen Verletzungspause zwar immer stärker zurückmeldet. Aber noch nicht stark genug, um die Spitzenleute zu ärgern.

    Granerud scheint auf dem besten Weg, die Tournee zu gewinnen. Vielleicht sogar mit Siegen auf allen vier Schanzen. „Er ist unfassbar ehrgeizig“, sagt Geiger über den Norweger. In den entscheidenden Momenten kann er aber auch ganz ruhig sein. Er demonstriert das am Sonntag, als er sich nach seinem Sieg ruhig in den Schnee setzt. Ganz wie Erling Haaland. Der Fußballer hat zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund so mal ein Tor im Yoga-Sitz gefeiert. Landsmann Granerud hat sich das bei ihm abgeschaut. Nach Enttäuschungen aber brauche er lange, um diese zu verarbeiten. „Ich verstehe mich sehr gut mit ihm“, sagt Geiger. Granerud hat den Oberstdorfer sogar gebeten, nur noch deutsch mit ihm zu reden. Er möchte die Sprache besser lernen. Nachhilfe von Geiger also – allerdings nicht auf der Schanze. Da ist Granerud der Dominator. Und wird es Stand jetzt auch in Österreich bleiben.

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