Der Trend geht zum reifen Athleten, der Trend geht zum beflügelten Papa: Die ersten Zehn der Gesamtwertung der Vierschanzentournee sind im Durchschnitt 29 Jahre alt, entsprechend tummeln sich einige Familienväter unter den Topspringern. „Wenn du älter bist, weißt du, wo die Prioritäten wirklich liegen. Wenn du ein Baby daheim hast, noch einmal mehr“, sagt beispielsweise Michael Hayböck – der 33-jährige Österreicher, Siebter der Tournee-Wertung, ist Ende Oktober erstmals Vater geworden. „Spätestens mit einem kleinen Sohnemann zu Hause, er heißt Niklas, habe ich die nötige Ruhe, dass mich manche Sachen nicht mehr so tangieren und ich meine Sachen mit mehr Ruhe machen kann. Das gibt sehr, sehr guten Rückhalt.“ Was auch der Norweger Johann André Forfang (Fünfter der Tourneewertung) sowie die deutschen Kollegen Pius Paschke (Sechster) und Karl Geiger (Achter) bestätigen können.
Das hilft auch Bundestrainer Stefan Horngacher bei der täglichen Arbeit. „Jeder weiß von sich selbst“, sagt der 55-jährige Familienvater: „Man reift im Alter, wird cleverer, schlauer. Wenn man Papa wird, noch einmal mehr. Das kann helfen.“ So wie seinem derzeit besten Adler im Fliegerhorst, Pius Paschke. Der 34-Jährige, Vater eines Jungen und eines Mädchens, zweieinhalb Jahre und sechs Monate alt, sagt: „Es verschiebt ein bisschen die Prioritäten, wenn man Papa wird. Mir hat das sicherlich gutgetan. Weil, wenn ich daheim bin, dann steht in erster Linie die Familie ganz vorne. Und dann muss ich nicht ans Skispringen denken.“
Familienväter dominieren die Vierschanzentournee: Hayböck & Co. im Fokus
Wenngleich die Kinder im zunehmenden Alter den Beruf des Vaters zum (humorvollen) Gesprächsthema machen. So erzählte Karl Geiger (31), Papa der mittlerweile vierjährigen Luisa, einmal, dass seine Tochter vor dem Fernseher „zieeeeeh“ ruft, wenn der Papa springt, oder dass sie einen Sturz im Auslauf zu Hause mit den Worten „hoppla, Papa umfallt“ kommentiert habe.
So weit ist es bei Johann André Forfang noch nicht, der 29-Jährige ist mit seiner Verlobten noch in freudvoller Erwartung, wie er kurz vor Tournee auf Instagram postete. Bemerkenswert, wie der dreimalige Skiflug-Weltmeister (im Team) bei der Vierschanzentournee Fahrt aufgenommen hat – es muss die Kraft der zwei Herzen sein.
Aber die Doppelbelastung hat ihre Tücken. „Du musst den Spagat schaffen zwischen Familie und Spitzensport, denn dort reichen 98 Prozent nicht mehr, sonst fliegst du aus der Mannschaft“, weiß Michael Hayböck, der sich schon mal mit den Kollegen, die auch Nachwuchs haben, austauscht: „Mit Pius habe ich auch schon darüber gequatscht. Aber das bekommst du ja von Anfang an geraten: Ja nicht zu viele Tipps holen – lieber die eigenen Erfahrungen machen.“ Mit dem Nachwuchs. Und auf der Schanze.
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