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Vierschanzentournee 2024: Vier Gefahren der Tour: Wenn ein Loch im Anzug alles zunichtemachen kann

Vierschanzentournee 2024

Vier Gefahren der Tour: Wenn ein Loch im Anzug alles zunichtemachen kann

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    Ein verhängnisvolles Loch: Andi Wellinger jubelt nach dem Jubel bei der Qualifikation.
    Ein verhängnisvolles Loch: Andi Wellinger jubelt nach dem Jubel bei der Qualifikation. Foto: Ralf Lienert

    Der Traum vom Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee ist ein zartes Pflänzchen. Weil bei vier Wettkämpfen auf vier Schanzen binnen zehn Tagen viel schieflaufen kann – bei der 72. Auflage noch mehr als sonst. Das sind vier Faktoren, die Andreas Wellinger auf dem Weg zum ersten deutschen Tournee-Triumph seit 22 Jahren gefährlich werden können:

    Anzug: Die feinen Stöffchen (Stückpreis 400 Euro) haben Explosionskraft – wie Andreas Wellinger nach der Qualifikation in Oberstdorf feststellte. Beim Jubeln über Platz eins entstand im Anzug ein Loch in der rechten Achselhöhle, wie auf Bildern unseres Fotografen zu sehen war. Der Riss sorgte nach Wellingers anschließendem Sieg im Auftaktspringen über das lange Wochenende für Diskussionen. Materialkontrolleur Christian Kathol, der nach einer Qualifikation per Zufallsprinzip entscheidet, wen er unter die Lupe nimmt, sagte dem norwegischen TV-Sender NRK: "Wenn er bei mir gewesen wäre und ich den Anzug gesehen hätte, wäre er disqualifiziert worden." So, dass Wellingers Sieg in Oberstdorf unmöglich und sein potenzieller Gesamtsieg undenkbar geworden wären. Da kein Verband Protest einlegte, war es viel Lärm um nicht viel.

    Loch im Anzug von Andreas Wellinger bei Vier-Schanzen-Tournee: So wichtig ist der Anzug

    Der Anzug ist für die Athleten eine große Hilfe, vergrößert seine Fläche und somit die Sprungweite. Der Anzug ist aber auch eine große Gefahrenquelle. Entspricht er nicht dem Reglement (weil er zu groß ist oder ein Loch hat) wird der Athlet bei der nach jedem Durchgang obligatorischen Kontrolle disqualifiziert. Bei dieser Tournee gab es bereits drei Disqualifikationen.

    Bergisel: Innsbruck, die nächste Tournee-Station, ist mit seinen launischen Winden am Bergisel oftmals das Zünglein an der Waage. Vor allem für die deutschen Adler ist es ein Schicksalsberg. 2016 stürzte Severin Freund, auf Platz zwei der Gesamtwertung liegend, im Probedurchgang. 2018 erwischte es Richard Freitag, ebenfalls als Gesamtzweiter; er musste die Tournee abbrechen. Es gab jeweils heftige Diskussionen um die Präparierung des Aufsprunghanges.

    Corona: Mit einer plötzlichen Erkrankung wird ein Tourneesieg sehr, sehr unwahrscheinlich. Der Norweger Marius Lindvik musste vor drei Jahren die Tournee wegen einer Zahn-OP abbrechen. Corona ist bei den Skispringern nicht so gefürchtet wie bei den Langläufern oder Biathleten. "Ehrlich gesagt testen wir gar nicht", sagt beispielsweise Alexander Stöckl, Cheftrainer der Norweger. "Im Vergleich zu Ausdauersportarten ist es auch nicht so tragisch, wenn man mal schlecht beieinander ist."

    Fluorwachse im Skisport verboten: Trifft das die Skispringer bei der Vier-Schanzen-Tournee?

    Fluor: Diese Sorge ist neu: Seit dieser Saison sind Fluorwachse im Skisport verboten, sie sind giftig. Wird bei einer Messung Fluor auf dem Skibelag nachgewiesen, wird der Athlet disqualifiziert – so erging es der Alpinen Ragnhild Mowinckel aus Norwegen. "Das Skispringen trifft es am wenigsten. Bei uns ist das Thema vernachlässigbar", bleibt Bundestrainer Stefan Horngacher gelassen. "Mehr Sorgen machen uns die Kontaminationen der Schanzen, weil man nicht weiß, was in den Luken drin klebt. Und was ist noch in den Containern drin?"

    Der Servicemann der Norweger hat im Sommer "seine Bürsten, sein ganzes Werkzeug ausgetauscht und den Wachsraum von oben bis unten quasi desinfiziert", erzählt Alexander Stöckl. Im Skispringen mache die Struktur des Skis mehr aus als das Wachs. "Bei der Struktur kann man mehr rausholen – da sind die Deutschen extrem gut."

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