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USA vs. Australien: Wer dominiert Olympia-Schwimmen in Paris?

Olympia 2024

USA streben bei Olympia nach Schwimm-Dominanz

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    Star-Schwimmer Caeleb Dressel aus den USA gewann in Tokio fünf Goldmedaillen. In Paris könnte die ein oder andere dazukommen.
    Star-Schwimmer Caeleb Dressel aus den USA gewann in Tokio fünf Goldmedaillen. In Paris könnte die ein oder andere dazukommen. Foto: Oliver Weiken, dpa

    Wer sich jemals daran versucht hat, eine der superengen Schwimmhosen anzuziehen, die die Profis tragen, weiß, dass das eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Einer der großen Ausrüster hatte kurz vor Beginn der olympischen Schwimmwettbewerbe in Paris eine Gruppe Journalisten eingeladen, in den Genuss dieses Erlebnisses zu kommen. Es gibt erhebendere Momente, als sich in einer weiß gefliesten Umkleide mit Kollegen aus aller Herren Länder in ein äußerst knapp bemessenes Stückchen Textil zu quetschen.

    2009 hatte der Weltverband World Aquatics die Regularien deutlich verschärft, die die Schwimmhosen und -anzüge erfüllen müssen, um auf offiziellen Wettkämpfen erlaubt zu sein. Nur mit entsprechendem QR-Code auf dem Allerwertesten darf geschwommen werden. Vor allem die Wasserdurchlässigkeit wurde deutlich erhöht, nachdem es vor 2009 ein Wettrüsten gegeben hatte und die mit Kunststoff beschichteten „Plastikanzüge“ dem Schwimmsport eine Flut an Weltrekorden bescherten.

    Plastikanzüge bescherten dem Schwimmen eine Flut an Weltrekorden

    Cullen Jones war einer der Profiteure dieser Anzug-Ära und ist jetzt Marketingmanager bei Speedo. Er war Teil der legendären 4x100-Meter-Freistil-Staffel, die es Michael Phelps ermöglichte, acht olympische Goldmedaillen zu gewinnen und damit den Rekord von Mark Spitz zu brechen. 2008 gewann das US-Quartett bei den Peking-Spielen knapp vor Frankreich und stellte einen bis heute gültigen Weltrekord auf. Mit einem Schmunzeln beobachtet Jones am Donnerstag vom Beckenrand aus die Schwimmbemühungen der Journalistinnen und Journalisten in den viel zu engen Anzügen. Etwas später erzählt er dann im Plauderton, wie sehr er sich auf die Wettbewerbe freue, denn die Amerikaner hätten da noch eine Rechnung offen. Die WM 2023 in Fukuoka endete mit einem seltenen Ereignis: Australien thronte an der Spitze des Medaillenwertung der Beckenwettbewerbe.

    Ein Vorgang, der an Majestätsbeleidigung grenzt - zumindest aus Sicht der USA. Denn dort versteht man sich als Schwimm-Nation Nummer eins. Diesen Status gelte es in Paris wiederherzustellen, sagt Jones und sein Lächeln kühlt ein paar Grad ab. Australien habe den Bären gereizt. „Rivalität ist wichtig und kann dich pushen. Vielleicht war es einfach mal nötig, dass so etwas passiert. Sie haben uns richtig Feuer gemacht.“

    Caeleb Dressel ist nach längerer Pause wieder in Topform

    Vor allem auf Caeleb Dressel ruhen mal wieder die Hoffnungen. Der US-Superstar ist nach mentalen Problemen und einer längeren Pause wieder auf dem höchsten Level angekommen. Der 27-Jährige hatte vor drei Jahren in Tokio fünfmal Gold gewonnen. Zumindest den Sieg über 100 Meter Freistil wird er in Paris allerdings nicht wiederholen können. Bei den US-Trials verpasste er einen Einzelstartplatz, darf aber in der 4x100-Meter-Freistil-Staffel ran. Dazu kommen Einzelstarts über 100 Meter Schmetterling und 50 Meter Freistil und ein Platz in der amerikanischen 4x100-Meter-Lagen-Staffel. „Ich denke, dass er in Topform sein wird. Caeleb mag es, für etwas zu schwimmen, das größer ist, als er selbst. Je mehr er sich als Teil des Teams fühlt, desto schneller wird er sein.“

    Der Star der Spiele könnte aber ein anderer werden: Lokalmatador Leon Marchand. Der 22-Jährige trainiert in den USA unter dem legendären Bob Bowman. Der führte schon Michael Phelps zu seinen Erfolgen und hat mit dem jungen Franzosen nun auch dessen legitimen Nachfolger unter seinen Fittichen. Im vergangenen Jahr knackte er über 400 Meter Lagen Phelps‘ letzten Weltrekord. „Es ist beeindruckend, wie dominant dieser junge Kerl ist“, lobt auch Jones. „Ich habe Bob Bowman gefragt, was Michael Phelps und Leon Marchand gemeinsam haben. Er sagte, dass beide wie besessen an jedem Detail arbeiten. Sie wollen in allem, was sie machen, so perfekt wie möglich sein.“

    Die chinesische Mannschaft wird von Misstrauen begleitet

    Gut möglich, dass Viel-Schwimmer Marchand dem Vorhaben der Amerikaner, Platz eins des Medaillenspiegels zurückzuerobern, einen Strich durch die Rechnung macht. Denn in Fukuoka waren es vor allem die starken Australierinnen, die den USA davonschwammen. Und daran dürfte sich auch in Paris nicht viel ändern. Noch dazu ist kaum kalkulierbar, wie stark die Mannschaft aus China sein wird. Nach dem Wirbel um positive Dopingtests von 23 chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmern im Jahr 2021, die allesamt nicht sanktioniert wurden, ist das Misstrauen groß. Der Fall war erst im Frühling 2024 von Journalisten aufgedeckt worden und sorgt seitdem für Schlagzeilen. Jones wollte sich dazu nicht weiter äußern. Er vertraue darauf, dass alle ihren Job machen, die Schwimmer genauso wie die Doping-Jäger. „Ich will einfach sauberen Sport sehen.“

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