Im neuen Kalender von Alexander Zverev sind die French Open schon markiert. Zumindest im übertragenen Sinne ist das Pariser Grand-Slam-Turnier vom 25. Mai bis 8. Juni bei ihm rot angestrichen. Nach seinem Halbfinal-Aus beim Tennis-Saisonfinale und der nächsten Niederlage gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz macht der gebürtige Hamburger erst einmal Urlaub. Am Dienstag fliegt er - nach einem kurzen Abstecher zu einem Wohltätigkeitsevent im Allgäu - ans Meer auf die Malediven. Die Ziele für 2025 und die weitere Zukunft hat er klar gesteckt. Er rennt ihnen schon länger hinterher.
«Ich habe keinen Grand Slam gewonnen», fasste Zverev sein Jahr zusammen, als er sich nach dem 3:6, 6:3, 6:7 (3:7) und dem verpassten Endspiel in Turin mit Frust verabschiedete. Mit gesenktem Kopf war der 27-Jährige zur Pressekonferenz geschlurft. «Das ist - glaube ich - kein Geheimnis, dass das mein Hauptziel sein wird die nächsten sechs, sieben Jahre.»
Sich mit einem Halbfinale, Finale oder Weltranglistenplatz zwei zufriedenzugeben, passt nicht in Zverevs Mentalität. «Ich werde alles dafür tun, dass nächstes Jahr mein Level noch höher ist als dieses Jahr», kündigte der Finals-Gewinner von 2018 und 2021 an. Mit einem offensiveren Spielstil soll der Coup bei den vier wichtigsten Tennis-Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York endlich gelingen.
Vor allem in Paris dürften seine Chancen am besten sein. Das hatte er schon vor seiner Knöchelverletzung von 2022 und bei seiner dramatischen Finalniederlage gegen Carlos Alcaraz im vergangenen Juni bewiesen.
Neuer Trend bei Zverev
Die Tendenz, aggressiver zu agieren, vorzurücken, die Initiative in den wichtigen Momenten zu ergreifen, war in den Tagen von Turin wie bei seinem Titel vor zwei Wochen in Paris-Bercy erkennbar. Es scheint, als ob die Fehler, die ihm seit Jahren vorgeworfen werden, nun zum Umdenken geführt haben. Auch Roger Federer hatte beim Laver Cup in Berlin kürzlich kritisiert, dass Zverev in entscheidenden Momenten «viel zu passiv, viel zu defensiv spielt».
Gegen Fritz klappte Zverevs Vorhaben nicht. Als es vor 13.000 Zuschauern nach der überzeugenden Vorrunde um die Chance auf seinen dritten Titel bei den ATP Finals ging, fühlte er sich nach dem «Highlight» gegen Tennisstar Carlos Alcaraz «leerer». Es sei einer jener Tage gewesen, an dem alles ein bisschen anstrengender sei, erklärte er.
Der French-Open-Finalist von 2024 und US-Open-Finalist von 2020 startete schwach und endete fehlerhaft im «unterdurchschnittlichen» (Zverev) Tiebreak. «Ich habe versucht, aggressiv zu spielen, aber dann sind die Bälle zu lang geflogen bei mir.»
Zverev über Entwicklung: «Wird ein Prozess sein»
Die Entwicklung werde «keine Sache von ein, zwei Tagen oder ein, zwei Wochen» sein. «Das wird ein Prozess sein», schilderte Zverev. «Hoffentlich kann ich in Australien, wenn ich noch mal in dieser Situation bin, das aggressive Tennis auch in einem wichtigen Moment bestätigen ohne die Fehler.» Seine Vorhand, sein schwächerer Schlag verglichen mit der Rückhand, trainierte er dafür in Turin mit vielen Wiederholungen. Alcaraz kam es bei seiner Niederlage gegen Zverev schon vor, als ob beide Schläge gleich wären.
In Australien beginnt im Dezember das Tennis-Jahr. Der United Cup ab dem 27. Dezember mit dem ersten deutschen Spiel am 29. Dezember sind für Zverev die ersten Eckdaten. Der Team-Wettbewerb gilt als Einstimmung auf die Australian Open, die am 12. Januar losgehen. Dann will die deutsche Nummer eins auch gesundheitlich wieder bei 100 Prozent sein. Auf Nachfragen zu seinen Lungenproblemen reagierte Zverev in Turin genervt.
69 Siege und Platz zwei als Bestmarken
Zu den Lichtblicken seines Jahres zählen das Grand-Slam-Endspiel in Paris, die zwei Masters-Titel in Rom und Paris-Bercy. Zverev schließt die Saison zudem mit 69 Siegen als persönlicher Bestmarke und als Weltranglisten-Zweiter so weit oben wie nie zuvor ab.
«Ich habe einige fantastische Matches gespielt», bilanzierte Zverev. Es sei die erste Saison nach seiner schweren Fußverletzung von 2022 gewesen, in der er wieder auf höchstem Niveau um Titel spielen konnte. «Aber ich glaube, was in Erinnerung bleibt, sind die harten Niederlagen», räumte er ein. «Ich werde alles tun, um im nächsten Jahr in den gleichen Momenten und in der gleichen Position zu sein. Ich werde alles tun, was ich kann, um zu gewinnen».
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