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Ukraine-Krise: Fußball, Formel 1, Sponsoring: Russland wird in der Sportwelt isoliert

Ukraine-Krise

Fußball, Formel 1, Sponsoring: Russland wird in der Sportwelt isoliert

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    Der Ukrainer Ruslan Malinowski erzielte am zwei Tore bei Bergamos Sieg in Piräus – wenige Stunden, nachdem die russische Armee seine Heimat angegriffen hatte.
    Der Ukrainer Ruslan Malinowski erzielte am zwei Tore bei Bergamos Sieg in Piräus – wenige Stunden, nachdem die russische Armee seine Heimat angegriffen hatte. Foto: Panayotis Tzamaro, Imago

    Unter normalen Verhältnissen wäre es wohl einer der schönsten Tage in der sportlichen Karriere von Ruslan Malinowski gewesen. Der Ukrainer steuerte beim 3:0-Sieg von Atalanta Bergamo in der Europa League gegen Piräus zwei Treffer bei. Zum Feiern war dem 28-Jährigen an diesem Donnerstagabend aber sichtlich nicht zumute. Statt einer Jubelpose präsentierte er mit ernstem Blick ein T-Shirt unter seinem Trikot. Darauf war die Hoffnung formuliert, die Stunden zuvor mit dem Angriff der russischen Armee auf sein Heimatland geplatzt war: "No War in Ukraine".

    Dafür antwortete die Uefa wenige Stunden nach Abpfiff der Partie in Griechenland auf die Ereignisse der letzten Tage – und lieferte eine für ihre Verhältnisse ebenso rasche wie klare Antwort. Das Finale der Champions League wird in diesem Jahr nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im russischen St. Petersburg steigen, sondern im Stade de France in Frankreich. Damit reagierte der europäische Fußball-Verband auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine am Donnerstagmorgen.

    Fifa-Chef Infantino ist bei Putin ein gern gesehener Gast

    Es ist ein weitreichender Schritt der Sportwelt, um auf die Aggressionen Russlands zu reagieren – keineswegs aber der einzige. Auch russische und ukrainische Fußballmannschaften, die in den Wettbewerben der Uefa antreten, sollen ihre Heimspiele auf neutralem Grund austragen. Das wird schon in der nächsten Runde ein deutsches Team betreffen: RB Leipzig bekam in der Achtelfinal-Auslosung des Wettbewerbs das russische Team Spartak Moskau zugelost.

    Ungeklärt ist hingegen die Lage bei den Spielen der WM-Qualifikation, für die Weltverband Fifa verantwortlich ist. In den Play-offs sollte Russland am 24. März in Moskau gegen Polen spielen. Laut Fifa-Boss Gianni Infantino beobachtetet der Verband die Lage; Sanktionen seien derzeit nicht geplant. Infantino gilt in Russland als Freund des Staates, spätestens seit der WM 2018, die dort stattfand. 2019 zeichnete ihn Staatschef Wladimir Putin mit dem "Orden der Freundschaft" aus.

    Russlands Präsident Wladimir Putin (l) und UEFA-Präsident Gianni Infantino bei einem Treffen im Kreml 2019.
    Russlands Präsident Wladimir Putin (l) und UEFA-Präsident Gianni Infantino bei einem Treffen im Kreml 2019. Foto: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

    Am Nachmittag reagierte die Formel 1 und strich Russland aus dem Rennkalender. Der für den 25. September angesetzte Grand Prix in Sotschi wird nicht stattfinden. Es sei "unmöglich", das Rennen "unter den derzeitigen Umständen" auszutragen, hieß es in einer Mitteilung.

    Mick Schumacher hatte einen Werbeschriftzug überklebt

    Zuvor hatten schon Fahrer und einige Rennställe ihre Weigerung, in Russland an den Start gehen wollen, erkennen lassen. Während der deutsche Ex-Weltmeister Sebastian Vettel schon zuvor betont hatte, nicht in Sotschi an den Start gehen zu wollen, drückte Mick Schumacher seinen Protest mit einem Klebeband aus. Der 22-Jährige überklebte bei Testfahrten in Barcelona den Schriftzug des Hauptsponsors Uralkali, einen russischen Chemiekonzern, auf der Brust seines Overalls. Allgemein entfernte das Team den Schriftzug des Sponsors von den Fahrzeugen. Haas-Teamchef Günther Steiner scheint entschlossen, sich von dem Geldgeber zu trennen: "Wir müssen all die rechtlichen Fragen klären, über die ich erst nächste Woche sprechen kann."

    Die Haas-Piloten Nikita Masepin (l) und Mick Schumacher unterhalten sich während eines Fototermins.
    Die Haas-Piloten Nikita Masepin (l) und Mick Schumacher unterhalten sich während eines Fototermins. Foto: James Gasperotti/ZUMA Wire/dpa

    Auch im Fußball überdenken mehr und mehr Profi-Klubs ihr Sponsoring mit russischen Firmen. Während der FC Schalke 04 bereits am Donnerstag bekannt gab, künftig auf den Schriftzug von Hauptsponsor Gazprom zu verzichten und alle Fanartikel mit dem Logo des russischen Energiekonzerns aus dem Fanshop entfernte, hat sich Manchester United von der staatlichen russischen Airline Aeroflot als Sponsoring-Partner getrennt. Ohnehin sind die Beziehungen zwischen Aeroflot und Großbritannien belastet: Als Teil eines weitreichenden Sanktionspakets hatte die britische Regierung am Donnerstag der Fluggesellschaft verboten, in Großbritannien zu landen. Russland sperrte daraufhin seinen Luftraum für britische Flugzeuge.

    Das IOC will alle Sportveranstaltungen in Russland verschieben

    Am späten Nachmittag folgte schließlich auch das Internationale Olympische Komitee. Es forderte alle internationalen Sportverbände dazu auf, "ihre gegenwärtig in Russland oder Belarus geplanten Sportveranstaltungen zu verlegen oder abzusagen". Wie das IOC dazu weiter mitteilte, solle mit diesen Maßnahmen "der Bruch des olympischen Friedens durch die russische und belarussische Regierung in Betracht gezogen" werden. Darüber hinaus sollten auch bei internationalen Sportereignissen, die nicht bereits Teil der Doping-Sanktionen der Welt-Antidoping-Agentur Wada gegen Russland sind, weder die russische oder belarussische Flagge gehisst noch die jeweiligen Nationalhymnen gespielt werden.

    Auch im Basketball wird vorerst kein internationales Spiel in Russland stattfinden. Die 18 Mitglieder der Basketball-Euroleague, darunter auch drei russische Teams, entschieden, dass vorerst keine Spiele mehr in Putins Reich stattfinden sollen. Am Donnerstag war bereits die Partie der Basketballer des FC Bayern gegen ZSKA Moskau in München abgesagt worden. Auch internationale Handballspiele wird es vorerst nicht in Russland geben.

    Menschen suchen Schutz in einem Keller eines Gebäudes, während die Sirenen neue Angriffe ankündigen. Russland hat am Donnerstag einen umfassenden Angriff auf die Ukraine gestartet und Städte und Stützpunkte mit Luftangriffen oder Granaten beschossen.
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    Am Donnerstag hat Russland die Ukraine angegriffen. Menschen sind auf der Flucht und verlassen die Städte. Unsere Bilder zeigen Szenen des Kriegs.

    Und doch bleibt die Frage, wie nachhaltig die Drohkulisse von Verbänden und Klubs gegenüber Russland ist. An geordnete Wettkämpfe ist angesichts der derzeitigen Situation ohnehin nicht zu denken. Und das Beispiel der Uefa wirft durchaus Fragen auf. Denn nach wie vor ist Gazprom Sponsor der Champions League und der in Deutschland stattfindenden Fußball-Europameisterschaft 2024. Zu den Geschäftsbeziehungen mit dem Energiekonzern, der faktisch unter staatlicher Kontrolle steht, äußerte sich die Uefa nicht und ließ eine Anfrage der ARD-Sportschauunbeantwortet. (mit dpa)

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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