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TV-Milliarden, Bayern-Rekordzahlen: Warum dem Fußball etwas Elementares verloren gegangen ist

Fußball

Die Milliarden schaffen vor allem eines: den Wettbewerb ab

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    Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen wird am Sonntag neue Rekordzahlen vermelden.
    Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen wird am Sonntag neue Rekordzahlen vermelden. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Am Sonntagvormittag werden einige Rekorde fallen. Der FC Bayern hat zu seiner Jahreshauptversammlung eingeladen. Präsident Herbert Hainer kündigte vorab schon mal an, dass der Klub erneut Bestmarken präsentieren wird, wie schon im vergangenen Jahr. Schon damals hatte der Fußball-Rekordmeister vermeldet, dass er weltweit 360.000 Mitglieder hat, was ihn zum größten Verein der Erde macht. Diese Zahl wird nun ebenso gesteigert werden, wie der Umsatz, der für das vorherige Geschäftsjahr bei 854,2 Millionen Euro lag. Die Milliarde wird der FCB aller Voraussicht (noch) nicht knacken, aber auch das legendäre Festgeldkonto kann sich sehen lassen: Dort schlummerten zuletzt 536 Millionen Euro. Tendenz auch hier: steigend, was sonst.

    Zugleich hat die Deutsche Fußball Liga (DFL), die die Interessen der 36 Erst- und Zweitligavereine vertritt, unter der Woche den Abschluss der Auktion für die TV-Rechte ab dem Sommer 2025 verkündet. Und auch hier können sich die Zahlen sehen lassen: In Zeiten, in denen kaum jemand von einer Steigerung ausgegangen war, gelang der DFL genau das. 4,48 Milliarden Euro erhalten die Vereine in den kommenden vier Jahren aus dem nationalen TV-Pott, was einem Erlös von 1,12 Milliarden Euro pro Saison entspricht. Es ist eine geringfügige Steigerung des bisherigen Vertrags, der 4,4 Milliarden Euro umfasste. Der Abschluss macht die Bundesliga, was die TV-Einnahmen angeht, zur zweitreichsten Liga der Welt hinter der englischen Premier League.

    Milliardengeschäft Bundesliga: Als würde ein Rennauto gegen einen Kleinwagen fahren

    Der Fußball, das viel zitierte liebste Kind der Deutschen, stemmt sich damit gegen einen Trend: In Zeiten der Inflation, der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der zerbrochenen Sicherheiten wird überall gespart – aber für den Fußball ist sogar noch mehr da. Wobei große Zweifel erlaubt sind, ob das Prinzip, Fußballspiele live zu übertragen, angesichts der immer horrender werdenden Preise für die TV-Rechte noch kostendeckend ist. Sky hat im vergangenen Jahr alleine in Deutschland und Italien Verluste von 1,44 Milliarden Euro eingefahren. Zudem warf die DFL dem Streamingdienst DAZN vor, bei den Zahlungen im Rückstand gewesen zu sein. Doch alle Beteiligten spielen das Spiel weiter, mit immer höher werdenden Einsätzen.

    Auch deshalb wird die Schere innerhalb des Fußballgeschäfts immer größer: Während die Bayern, die national das meiste TV-Geld erhalten und zugleich Millionen in der Champions League verdienen, von Rekord zu Rekord eilen, bleiben anderen Klubs nur die Krümel. Die 20 Vereine der 3. Liga, die nicht mehr vom DFL-Vertrag profitieren, erhalten pro Saison 26 Millionen Euro – insgesamt, wohlgemerkt. Doch selbst innerhalb der Bundesliga sind die Abstände enorm. Der FC Augsburg etwa, der nach 14 Jahren Bundesliga durchaus etabliert ist, vermeldete zuletzt einen Jahresumsatz von knapp 109 Millionen Euro. Holstein Kiel gelang mit einem Jahresumsatz von knapp 30 Millionen Euro der Aufstieg in die erste Liga. Übertragen auf den Rennsport würde das bedeuten, dass ein Rennstall mit einem Formel-1-Boliden antreten darf – und ein anderer mit einem gebrauchten Kleinwagen.

    Natürlich kann auch der Rennwagen mal eine Panne haben. Das alles wird aber unwahrscheinlicher, je mehr Geld eine Mannschaft zur Verfügung hat. Das ist eine große Gefahr für den Sport, der seine Spannung aus seiner Unvorhersehbarkeit zieht. Durch die Milliarden ist dem Fußball auch etwas Elementares verloren gegangen.

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