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TV-Kritik: "Trauerspiel", "Überfordert": Uli Hoeneß und der Brandsatz in die DFB-Zentrale

TV-Kritik

"Trauerspiel", "Überfordert": Uli Hoeneß und der Brandsatz in die DFB-Zentrale

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    Uli Hoeneß (links) gab seine Premiere als Experte an der Seite von Moderator Florian König.
    Uli Hoeneß (links) gab seine Premiere als Experte an der Seite von Moderator Florian König. Foto: Henning Kaiser/TVNOW/dpa

    Um 23.10 Uhr war es endlich soweit: Uli Hoeneß betrat die Bühne. Nicht der Uli Hoeneß, der sich bei seiner Premiere als TV-Experte mit Scheingefechten wie einer Analyse von Spielzügen oder Taktik durchgeschlagen hatte (was bei einem 3:0 der DFB-Elf gegen den Fußballzwerg Island ohnehin hinfällig ist). Sondern der Uli Hoeneß, der die Abteilung Attacke erfunden, geprägt und perfektioniert hat.

    Hoeneß hatte sich zu Beginn der Übertragung noch sichtlich bemüht, den Elder Statesman zu geben, hatte sich zurückhaltend geäußert, hatte auf seinem Pult brav einen Zettel mit Notizen vor sich glatt gestrichen (als ob ein Hoeneß sich mit so einem Waschzettel aufhalten würde!). RTL-Moderator Florian König hatte nach einem leichten Aufgalopp noch angekündigt, später Hoeneß etwas zum Thema DFB und Nationaltrainersuche kitzeln zu wollen. Dass der Bayern-Patron beim DFB ein gutes Vorgehen bei der Suche nach dem Löw-Nachfolger attestierte, ließ aus Zuschauersicht Schlimmstes vermuten: Hat der Wüterich seinen Frieden mit dem Verband gemacht? Gemach.

    DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.
    DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Foto: Alex Grimm/Getty Images Europe/DFB/dpa

    DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius betrachtet Uli Hoeneß als "überfordert"

    Eben um 23.10 Uhr, als die meisten Nationalspieler schon unter der Dusche standen, setzte der 69-Jährige zu einem verbalen Rundumschlag an. Sein Ziel: die Führungsgremien des DFB. Anlass für seine Kritik war die Suche nach einem neuen Bundestrainer. Nachdem König ihm die Kandidaten für den Posten präsentiert und eine Übergangslösung ins Spiel gebracht hatte, war die Antwort von Hoeneß klar: "Eine Übergangslösung als Bundestrainer ist nicht akzeptabel." Viel wichtiger sei es nun aber, dass es beim Deutschen Fußball-Bund personelle Konsequenzen geben würde.

    Rainer Koch ist der Vizepräsident des DFB.
    Rainer Koch ist der Vizepräsident des DFB. Foto: Sven Hoppe/dpa

    Auch BFV-Präsident Rainer Koch steht im Zentrum der Hoeneß-Attacke

    Hoeneß im Originalton: "Das, was sich gerade beim DFB abspielt, ist ein Trauerspiel." DFB-Präsident Fritz Keller sei kurz nach seiner Amtseinführung in seinen Kompetenzen beschnitten worden. Im Zentrum seiner Kritik: Generalsekretär Friedrich Curtius, DFB-Vizepräsident und BFV-Chef Rainer Koch sowie Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Curtius sei in seinem Posten "komplett überfordert", Koch "denke, er sei selbst die beste Lösung als DFB-Präsident" und Osnabrügge habe als Arbeitsrechtler mit zu verantworten, dass "die Steuerfahndung beim DFB so aus- und eingeht wie der Briefträger". Dass zu alledem noch Peter Peters, der 26 Jahre lang als Vorstand die Finanzen des heute maroden FC Schalke 04 verantwortete, für den DFB ins Uefa-Board wechseln solle, sei ebenfalls nicht zu verantworten, so Hoeneß.

    Sein vernichtendes Urteil über den Verband: "Die streiten wie die Besenbinder, es geht allen nur noch um Postengeschachere, keinem von denen geht es um den Fußball. Berti Vogts hat mich zuletzt angerufen und mir gesagt, dass er in einem Gremium sitzt und er jetzt aufgibt, weil mit denen nichts zu machen ist." Innerhalb des größten Sportverbandes der Welt gebe es "keine Einigkeit", so Hoeneß.

    Als Beispiel für das Versagen des DFB nannte Hoeneß das Verhalten während der Corona-Pandemie: "Bei den Vereinen haben sich hunderttausende Jugendliche abgemeldet, weil sie nicht mehr kicken können." Ein Konzept des DFB, um diesen Personalverlust abzuwenden, sehe er nicht. Dabei könne eben das die Zukunft des deutschen Fußballs gefährden: "Wenn der Jugend- und Amateurfußball kaputt geht, können wir auch keinen Profisport aufziehen." Hoeneß sieht nun die Bundesligisten in der Pflicht, ein finanzielles Hilfsprogramm auf den Weg zu bringen: "Sonst trocknet dieser Fundus aus."

    Karl-Heinz Rummenigge.
    Karl-Heinz Rummenigge. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/Pool/dpa

    Uli Hoeneß bringt Karl-Heinz Rummenigge als DFB-Vertreter ins Spiel

    Einen Vorschlag für die beiden Vertretungen bei Uefa und Fifa hat Hoeneß ebenfalls bereits ausgemacht: Karl-Heinz Rummenigge. Der zieht sich zum 31. Dezember 2021 als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München zurück - und wäre aus Sicht seines langjährigen Weggefährten die Idealbesetzung. Mit dem 65-Jährigen hat Hoeneß bereits über das Thema gesprochen. Darin habe Rummenigge zwar nicht sofort zugestimmt - gänzlich abgelehnt habe er das Ansinnen aber auch nicht.

    Ein kleiner Fauxpas unterläuft Hoeneß dann noch, als er auf Torwart Manuel Neuer zu sprechen kommt: Dieser sei ein überragender Torwart, aber wolle eben immer spielen. Das habe zur Folge, dass seine Ersatzleute kaum Spielpraxis bekämen. Beim FC Bayern müsse deswegen "Andreas Nübel" zurückstecken. Ob das bei Alexander Nübel, dem Ersatzkeeper des FC Bayern, gut ankam, ist bislang nicht bekannt.

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