Simone Biles ist nicht nur eine Weltklasse-Turnerin. Sie versteht es auch Auftritte zu zelebrieren und zusätzlich für Schlagzeilen zu sorgen. Vor etwas mehr als zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio hatte die heute 26-Jährige für Aufsehen gesorgt. Die Turnerin hatte wegen mentaler Probleme ihren Start im Einzel-Mehrkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio überraschend abgesagt. bei den Olympischen Spielen in Tokio überraschend abgesagt. Einen Tag zuvor war die viermalige Olympiasiegerin aus dem Mehrkampf-Finale nach nur einem Gerät ausgestiegen.
"Ich sage, die mentale Gesundheit steht an erster Stelle. Daher ist es manchmal in Ordnung, die großen Wettbewerbe sogar auszusitzen, um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Es zeigt, wie stark du als Wettkämpfer und Person wirklich bist, anstatt sich einfach durchzukämpfen", hatte Biles gesagt und sprach vom "Kampf gegen Dämonen" vor dem Wettkampf. In der Welt der Gewinner und Helden scheint noch immer kein Platz zu sein für Schwäche. Der Kopf hat zu funktionieren, schlimmstenfalls mit Verdrängen und Ausblenden von Problemen. Für eine der größten Turnerinnen der Geschichte war der Druck zu groß geworden.
Turnerin Biles hat sich in den Profisport zurückgekämpft
Inzwischen hat sich die US-Amerikanerin wieder in ihren geliebten Sport zurückgekämpft und nun in Antwerpen für einen Paukenschlag gesorgt. Ihre Rückkehr auf die internationale Turn-Bühne krönte Biles mit einem neuen Element. Mehr als zwei Jahre nach dem Drama wegen mentaler Probleme in Tokio präsentierte die 26-Jährige bei den Weltmeisterschaften den schwersten Sprung im Frauen-Turnen: einen Jurtschenko mit anschließendem Doppelsalto rückwärts gebückt mit einer Schwierigkeit von 6,4 Punkten. Und blickte danach in ihrem hellblauen Turnanzug selbstbewusst ins Publikum und die Kameras.
Nach der nahezu fehlerfreien internationalen Uraufführung, für die sie von der Jury 15,266 Punkte erhielt, steht einer Aufnahme des Sprungs in die Wertungsrichtlinien des Weltverbandes Fig nichts mehr im Wege. Die Föderation hatte angekündigt, dass der Sprung den Namen "Biles II" erhält, weil die viermalige Olympiasiegerin schon 2018 einen neuen Sprung kreiert hatte, der seither ihren Namen trägt. Biles hatte den Sprung, der mit einer Radwende (Jurtschenko) auf das Sprungbrett beginnt, im Frühjahr 2021 in Indianapolis erstmals bei einem Wettkampf präsentiert. Es war erwartet worden, dass sie ihn anschließend in Tokio auf internationaler Bühne zeigt und so die Anerkennung durch die Fig bekommt. Doch wegen ihrer mentalen Probleme hatte die viermalige Olympiasiegerin den Mannschafts-Mehrkampf abgebrochen und war anschließend nur noch am Schwebebalken angetreten.
Ihren neuen Sprung hatte die 19-fache Weltmeisterin zuletzt elf Tage vor WM-Beginn bei der nationalen WM-Ausscheidung im texanischen Katy geturnt, ihn allerdings überdreht und nur 14,550 Punkte erhalten. Bei ihrem ersten WM-Start seit 2019 klappte es nun. Um als neue Sprung-Kreation anerkannt zu werden, bedarf es einiger Kriterien, wie der Turn-Weltverband Fig im Vorfeld der Titelkämpfe in Belgien verdeutlicht hatte. "Gewertet mit 6,4 Punkten durch das Technische Komitee in Erwartung, dass er bei den Weltmeisterschaften in Antwerpen gezeigt wird, wird der Jurtschenko mit gebücktem Doppelsalto rückwärts der schwerste Sprung in den Wertungsrichtlinien bei den Frauen sein", hatte der Weltverband erklärt. Für ihre Anerkennung und Aufnahme in die Punktewertung müssen neue Elemente beim Weltverband angemeldet und dann "ohne Sturz bei einem qualifizierten prestigeträchtigen internationalen Wettbewerb wie der Weltmeisterschaft vorgetragen werden," so die Fig.
Fünf Turn-Elemente sind nach US-Amerikanerin Biles benannt
Das Medien-Echo war riesig. Die Athletin jedoch gab sich bislang zurückhaltend. Auf ihrem Instagram-Account veröffentlichte der Superstar lediglich ein Video des Sprungs sowie eine Foto-Kombination, auf der sie im Flug und lächelnd nach der Landung zu sehen ist sowie der Schriftzug "Biles II", dem Namen des Sprungs. Der Verband USA Gymnastics hatte schon vor dem internationalen Comeback von Biles angekündigt, dass sie sich erst nach dem Team-Finale im Mehrkampf am Mittwoch öffentlich äußern wolle.
Die US-Amerikanerin hat ihre persönliche Krise offenbar überstanden. Sie hat sich nicht aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, hat zwischenzeitlich geheiratet, hat über mentale Gesundheit gesprochen und darüber, wie ihr eine Psychologin geholfen hat, den bisher schwersten Momente ihrer Karriere bei Olympia zu bewältigen. Inzwischen sind fünf Elemente nach ihr benannt. Am Mittwoch beginnt mit dem Mehrkampf der Frauen wie vor zwei Jahren in Tokio wieder der Team-Wettbewerb.