Es gibt kaum etwas Schwierigeres als eine vernünftige Nachfolgeregelung. Sport, Wirtschaft und Politik unterscheiden sich kaum voneinander. Erinnert sei an Borussia Dortmund und die Suche nach einem passenden Ersatz für Jürgen Klopp. Genau genommen ist man immer noch nicht fündig geworden. Wenn der Alte im Familienunternehmen der Urne näher als dem Büro ist, aber immer noch Arbeitsabläufe auf seiner Schiefertafel aufmalt, ist es um die Zukunftsfähigkeit schlecht bestellt. Parteien schließlich suchen auch erst nach Führungspersonal, wenn es zu spät dafür ist.
Christian Dürr bewirbt sich um den Vorsitz der FDP. Die ist vor wenigen Wochen aus dem Bundestag geflogen. Absteigerin. Wer immerzu Leistung einfordert, selbst aber zu wenig davon zeigt, wird abgestraft. Mit Christian Lindner hatte die Partei immerhin einen Anführer, der geschliffen formulieren konnte. Dürr kann hervorragend sitzende Anzüge tragen (gibt es da in der FDP ein Pflichtseminar?). Bei den Grünen verabschieden sich Annalena Baerbock und Robert Habeck aus der Öffentlichkeit, die SPD muss künftig auf die Scholzigkeit des Noch-Bundeskanzlers verzichten und überall fragt man sich, wie denn die Lücken gefüllt werden sollen.
Was Karl-Theodor zu Guttenberg die Grünen modernisieren könnte
Ein Blick rüber zum Sport hilft. Nicht etwa, weil sich durch Zusammenhalt und geschickte Taktik alles lösen lassen würde. Sondern, weil Klubs bei der Suche nach Nachfolgern pragmatisch vorgehen. Wer woanders schon einmal Hervorragendes geleistet hat, wird das wohl auch ein zweites Mal schaffen. Dieses Prinzip trägt Niko Kovac von Job zu Job. Thomas Tuchel gewann mit Dortmund, Chelsea, Paris und dem FC Bayern Titel, jetzt trainiert er die englische Nationalmannschaft. Der Mann hat überall Erfolg. Das lässt sich doch in die Politik übersetzen. Die Zeiten der großen ideellen Unterschiede sind vorbei. Die Grünen fordern Waffenlieferungen, die Union plündert die Konten mehrerer Generationen und die Sozen streichen das Bürgergeld. Positionen verschwimmen, da kann auch das Personal wechseln.
Karl-Theodor zu Guttenberg könnte den Grünen mal die Räucherstäbigkeit austreiben. Wenn die SPD mutig ist, bemüht sie sich um Oskar Lafontaine, den Peter Neururer der Politiker. Vielleicht hat Angela Merkel Lust, die FDP zum Erfolg zu sedieren. So wie es Carlo Ancelotti bei Real Madrid macht. Er nennt das Prinzip: Quiet Leadership. Den elitären Glanz der Champions League haben die Freiheitlichen verinnerlicht. An der Leistung hapert es halt noch. Ob Christian Dürr der richtige ist, das sogenannte Hertha-Syndrom zu vertreiben?
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