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Transfermarkt-Insider: So planen Stars und Klubs die Deals 2025

Fußball

Von wegen Transferpause: Wie Spieler, Berater und Klubs an den nächsten Millionen-Deals arbeiten

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    Leverkusens Jonathan Tah wird in einem Jahr ablösefrei wechseln - für seinen Klub ein schmerzlicher Einschnitt.
    Leverkusens Jonathan Tah wird in einem Jahr ablösefrei wechseln - für seinen Klub ein schmerzlicher Einschnitt. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

    Wer das fußballerische Abenteuer sucht, kann sich in diesen Tagen noch einem neuen Verein anschließen. Am Freitagabend schließen die Transferfenster in die Türkei und nach Serbien, bis Samstagabend dürfen mexikanische Klubs neue Spieler unter Vertrag nehmen. Ansonsten ist das Transfer-Sommertheater erst einmal geschlossen – was aber natürlich nicht heißen soll, dass die Zockerei von Spielern, Beratern und Vereinen zum Erliegen kommt. Schon jetzt wird vorbereitet, was spätestens in einem Jahr zum Abschluss kommen soll. Das aus deutscher Sicht prominenteste Beispiel lieferte unlängst Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah. Der verkündete, dass er seinen im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde. Bedeutet: Nach dem Ende dieser Spielzeit kann der Nationalverteidiger ablösefrei wechseln – und Leverkusen kassiert keinen Cent für den Spieler, der erst vor Kurzem noch beinahe für rund 20 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt wäre. An Interessenten mangelt es nicht. Während ein Transfer nach München mittlerweile eher weniger realistisch scheint, sollen unter anderem Barcelona, Chelsea, Manchester United und Tottenham am 28-Jährigen dran sein.

    Tah, dessen Marktwert derzeit bei rund 30 Millionen Euro taxiert ist, ist aber beileibe nicht der einzige Profi, der seinem aktuellen Verein mit seinem drohenden Abschied zum Nulltarif einen herben wirtschaftlichen Wirkungstreffer verpassen könnte. Beim FC Bayern laufen die Arbeitspapiere von Leroy Sané (Marktwert: 70 Millionen Euro), Joshua Kimmich (50 Millionen) und Alphonso Davies (50 Millionen) aus. Beim FC Liverpool haben die Stars Trent Alexander-Arnold (75 Millionen), Mohamed Salah (55 Millionen) und Virgil van Dijk (30 Millionen) derzeit noch keine Arbeitspapiere, die sie über den kommenden Sommer an ihre jetzigen Vereine binden.

    Auch Alphonso Davies könnte den FC Bayern ablösefrei verlassen.
    Auch Alphonso Davies könnte den FC Bayern ablösefrei verlassen. Foto: Tom Weller, dpa

    Real Madrid: Die Meister der ablösefreien, aber nicht der günstigen Transfers

    Die Versuche der Bayern, den Vertrag etwa mit dem Kanadier Davies zu verlängern, sind bislang gescheitert. Damit droht den Bayern zum wiederholten Male ein Szenario, das Ehrenpräsident Uli Hoeneß einst als „Super-Gau“ bezeichnet hatte – nämlich, als es darum ging, den Österreicher David Alaba im Verein zu halten. Auch der verlängerte seinen auslaufenden Vertrag nicht und schloss sich 2021 ablösefrei Real Madrid an.

    Die Königlichen gelten ohnehin als Experten für ablösefreie Transfers. Neben Alaba kamen auch Nationalverteidiger Antonio Rüdiger und in diesem Sommer Superstar Kylian Mbappé zum (Ablöse-)Nulltarif. Heute gelten die bereits erwähnten Davies und Alexander-Arnold als Transferziele des Großklubs. Günstig dürften die Deals, falls sie zustande kommen, aber dennoch nicht werden. Denn ein Schnäppchen war schon die Vertragsunterschrift von Mbappé mitnichten. Statt einer Ablöse an Paris St. Germain zahlte Real ein mehr als fürstliches Handgeld – und zwar an den Franzosen direkt. Nach Angaben der BBC soll der 25-Jährige 150 Millionen Euro für seine Unterschrift erhalten haben. Die Summe soll über die Vertragslaufzeit verteilt werden. Dazu kommt noch ein jährliches Gehalt, das bei rund 15 Millionen Euro liegen soll. Günstig geht anders.

    Die Spielerberater verdienen bei Transfers fleißig mit

    Zudem bereiten die ablösefreien Wechsel den Vereinen noch aus einem anderen Grund Bauchschmerzen. Denn während Ablösesummen zwischen Vereinen gezahlt werden und somit im Transferkreislauf bleiben, fließt das teils üppige Handgeld direkt an die Spieler ab. Dazu kommen noch Provisionen, die für jeden Transfer an die Spielerberater gezahlt werden müssen. Etwa zehn Prozent jeder Transfersumme werden in etwa an den jeweiligen Berater eines Profis abgeführt. Verbindliche Richtlinien gibt es nicht, auch wenn der Weltverband Fifa den Provisionssatz zwischen drei und zehn Prozent begrenzen möchte. Alleine der FC Bayern hat laut Zahlen der DFL in der Saison 2022/23 so 31,4 Millionen Euro an Beraterfirmen gezahlt und damit so viel wie kein anderer Bundesligist. Eine Langzeitanalyse des europäischen Verbands Uefa hatte vor einigen Jahren noch ergeben, dass Berater durchschnittlich 12,6 Prozent der Ablösesummen, in der Summe 1,27 Milliarden Euro verdient hatten. Grundlage für die Analyse waren rund 2000 weltweite Transfers innerhalb von vier Jahren. Laut einer Untersuchung der Fifa zum Transferjahr 2023 sind die Beraterhonorare im Vergleich zum Vorjahr um 42,5 Prozent gestiegen, wobei die Zahl der Transfers mit Beraterbeteiligung im internationalen Rahmen nur um 13 Prozent gewachsen war.

    Auch Jonathan Tah dürfte im kommenden Sommer ein Handgeld erhalten. Sein Berater ist im Übrigen derselbe, der auch David Alaba vor einigen Jahren vom FC Bayern nach Madrid brachte. Bayern-Patron Uli Hoeneß brachte damals einen wenig schmeichelhaften Spitznamen für diesen auf: geldgieriger Piranha.

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    1 Kommentar
    Wolfgang Schwank

    Ich würden den Begriff "arbeiten" nicht für dieses Business verwenden. Menschen mit Preisetikett, moderner Menschenhandel, international oft unterlegt mit schmutzigem oder gar blutigem Geld, zwielichte Akteure, etc.- all dies sind keineAttribute für das was wir gemeinhin Arbeit nennen. Nun ja, Nostalgie ist sicher fehl am Platz; nur müssen sich die Parameter weg vom Sport hin zum Geschäft nicht noch weiter verschieben. Es reicht schon das Erreichte, dass nicht die Rahmenbedingungen für den Sport geschaffen werden sondern der Sport für das Geschäft hingebogen wird.

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