Taktikspiele sind im Langlauf-Weltcup keine Seltenheit. Doch was der norwegische Dominator Johannes Høsflot Klæbo am zweiten Tag der Tour de Ski in Oberstdorf zeigte, war nicht alltäglich. Er ging mit rund 20 Sekunden Vorsprung in das Verfolgungsrennen über 20 Kilometer Skating. Legte aber nicht los wie Feuerwehr, sondern bummelte, bis sich um ihn eine über 30 Läufer umfassende Spitzengruppe gebildet hatte. Nur um dann kurz vor Schluss das Tempo derart zu erhöhen, dass er seinen 56. Weltcupsieg einfuhr. "Das war wie ein Massenstartrennen. Es hat Spaß gemacht mit den Zuschauern", sagte Klæbo im Siegerinterview nach seinem sechsten Sieg in Serie in Oberstdorf.
Ein Stück weit vergessen machten die deutschen Männer die Schmach vom Vortag, als lediglich einer, Albert Kuchler aus der Oberpfalz, unter die Top 30 lief. Allen voran Lokalmatador Friedrich Moch, der von Klæbos Taktik profitierte, zwischendurch sogar die Führung übernahm und nur auf den letzten Metern sechs Sekunden auf den Sieger verlor. Am Ende stand Rang 15 zu Buche – und Platz elf in der Gesamtwertung: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell die Vorderen einholen. Ich habe mir noch ein bisschen mehr erhofft. Am Ende war es aber schwer, meine Position zu halten", sagte Moch, der mit über einer Minute Rückstand ins Rennen gestartet war.
Tour de Ski: Moch will unter die besten zehn kommen
Bei den letzten drei Etappen, (Freitag bis Sonntag im italienischen Val di Fiemme) soll es für den 22-jährigen Allgäuer noch weiter nach vorne gehen: "Die Top Ten sind drin."
Unter den besten Zehn der Tour de Ski kennt sich Katharina Hennig bestens aus. In den vergangenen drei Jahren war die Wahl-Allgäuerin zweimal Achte und einmal Neunte der Gesamtwertung. Diesen Winter habe sie ähnliche Ziele – trotz Erkältung über Weihnachten. Eine Kampfansage ließ sich die 26-Jährige, die nach Rang sechs am Dienstag beim Verfolgungsrennen Neunte wurde, aber nicht entlocken. Sie müsse von Tag zu Tag schauen und sich nun erst einmal gut regenerieren. Als Gesamtsiebte liegt sie nur 61 Sekunden hinter Rang zwei zurück, den derzeit die Norwegerin Tiril Udnes Weng belegt. "Auf Val di Fiemme freue ich mich sehr, ich liebe die Strecken", sagte Hennig nach dem erneuten Top-Ten-Platz. Die Verfolgung dominierte erneut die Schwedin Frida Karlsson, die nun mit anderthalb Minuten Vorsprung nach Italien weiterreist.
Seit der Premiere im Jahr 2007 hat die Tour de Ski in diesem Jahr zum zehnten Mal Station in Oberstdorf gemacht. Wie der Deutsche Skiverband und die Organisatoren am Mittwoch bestätigten, war es vermutlich bis auf Weiteres das letzte Mal, dass das härteste Etappenrennen der Welt im Allgäu gastiert. Denn wie berichtet wollen die Oberstdorfer ab kommendem Winter die Skispringerinnen am Silvester- und Neujahrstag zu einem Weltcup begrüßen – als Vorstufe zu der lange geforderten Vierschanzentournee für die Frauen. Ein dritter Weltcup in so kurzer Zeit sei organisatorisch nicht zu stemmen, bestätigte Generalsekretär Florian Stern gegenüber unserer Zeitung. Gleichzeitig wolle man nach dem vielfachen Lob für die Organisation unter schwierigsten Bedingungen auch künftig im Langlauf-Kalender vertreten sein. "Wir verabschieden uns schon mit einem weinenden Auge von der Tour de Ski", sagte Stern, "aber wir bemühen uns, dass wir künftig Ende Januar einen Weltcup bekommen."