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Tour de France: Pogacar und der Luxus am Handgelenk

Tour de France

Pogacar und der Luxus am Handgelenk

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    Uhrenliebhaber Tadej Pogacar. Das Luxusmodell an seinem Handgelenk kostet 340.000 Euro.
    Uhrenliebhaber Tadej Pogacar. Das Luxusmodell an seinem Handgelenk kostet 340.000 Euro. Foto: Jerome Delay/AP, dpa

    Höher, schneller, weiter, immer weiter. Olympisches Motto, gekoppelt mit titanischem Spruchwerk. Gemeinsam haben beides die Aufforderung zur Selbstoptimierung. Ein bissel was geht immer - wusste auch schon der bayerische Volksphilosoph Monaco Franze, der sich selbst dahingehend optimierte, möglichst viele Frauenbekanntschaften in seinen eng getakteten Terminkalender unterzubringen.

    Etliche Generationen zuvor war kein Terminkalender notwendig. Aufstehen, jagen, kochen, jagen, schlafen. Später gesellten sich noch die Freizeitbeschäftigungen Brandschatzen und Hexenverbrennen dazu. Weil das dann doch Überhand nahm und keine Zeit mehr blieb für neumodische Beschäftigungen wie den Pyramidenbau, ersannen weise Männer zur Tagesstrukturierung die Sonnenuhr.

    Radlerhose, Rennrad, Sportuhr - die Insignien der Midlife Crisis

    Im Verlaufe der Jahrtausende optimierte die Menschheit den Chronografen. Vorneweg die Schweizer. Sie hatten Zeit, schließlich mussten sie keine Pyramiden errichten. Mittlerweile können die Uhren den Puls messen, die Sauerstoffsättigung im Blut ermitteln und zurückgelegte Schritte zählen. Sie weisen sogar darauf hin, welche Qualität der Schlaf hatte - worüber sich vor allem Mütter im Wochenbett freuen. Getragen werden derartige Wunderwerke meist von mittelalten Männern. Kaum ein Arzt oder Jurist, der sein 50. Lebensjahr überschritten hat und sein wohlstandsgeformtes Bäuchlein nicht hinter wenig kleidsames Polyamid-Elasthan-Mischgewebe spannt. Radlerhose, Rennrad, Sportuhr - Insignien der Midlife Crisis. Wenn die Uhr nun wenigstens die Anzahl der unterdrückten Lachanfälle der Gattin beim Anblick ihres Altersklassen-Jan-Ullrichs messen könnte.

    Die Uhr an sich ist freilich immer noch ein nützliches Instrument moderner Zivilisationen. Ihre Kernfunktion aber nehmen immer weniger Menschen wahr: Die Zeitanzeige. Außer beim Warten auf den Zug. Da sind Minuten und Sekunden plötzlich so wichtig wie bei einer Bergankunft während der Tour de France. Die Reduktion auf das Wesentliche ist heutzutage der wirkliche Luxus. Kein Schnickschnack, zurück zur Basis. Luxus hat natürlich seinen Preis. Derzeit ist er ziemlich genau zu ermitteln: 340.000 Euro. So viel kostet die Uhr, die Tadej Pogacar während der Frankreichrundfahrt durch die Gegend pedaliert. Bereitgestellt hat sie der Sponsor des Slowenen. Sie misst keinen Puls, hat kein Interesse an der Atemfrequenz und verzichtet auf das Zählen verbrauchter Kalorien. Sie zeigt einzig: die Uhrzeit. Eine Luxusuhr eben.

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