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Tour de France 2024: Zwischenfazit zum Ruhetag

Tour de France 2024

Die Luft wird bleihaltig

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    Jonas Vingegaard konterte Kritik an seiner Fahrweise mit cooler Gelassenheit.
    Jonas Vingegaard konterte Kritik an seiner Fahrweise mit cooler Gelassenheit. Foto: David Pintens, dpa

    Auf den ersten Blick scheint es so, als habe sich das Feld bei der Tour de France sortiert. In Gelb fährt der Favorit Tadej Pogacar. Mit einem (noch) überschaubaren, aber doch schon deutlichen Rückstand folgen die drei schärfsten Verfolger: Remco Evenepoel (+33 Sekunden), Jonas Vingegaard (+ 1:15) und Primož Roglič (+1:36). Allzu sicher darf sich noch niemand zu sein. Rund um die neunte Etappe vom Sonntag gab es einige verbale Attacken, die sich vornehmlich gegen Vingegaard richteten. Der Titelverteidiger hatte auf der Schotteretappe die Zusammenarbeit verweigert, als es darum ging, den zwischenzeitlich weit zurückhängenden Roglič komplett abzuhängen. „Das Rennen hätte schon 80 Kilometer vor dem Ziel entschieden werden können. Aber unglücklicherweise hat sich Jonas entschieden, nicht mit uns zu fahren. Was man einerseits verstehen kann, andererseits nicht“, klagte Evenepoel danach. Und fügte an: „Manchmal braucht man Eier, um Rennen zu fahren. Die hatte Jonas offenbar nicht.“ Dabei hatte auch er zeitweise den Anschluss verloren und davon profitiert, dass ein einsamer Pogacar das nicht ausnutzen konnte. „Wir hätten wegfahren können, so sehe ich das. Aber jeder hat sein eigenes Rennen, so ist das halt“, sagte der Slowene.

    Kühler Konter von Vingegaard

    Vingegaard reagierte gewohnt kühl: „Ich bin einfach schlau gefahren. Mir ging es darum, keine Zeit zu verlieren. Also war das ein Erfolg. Vielleicht verstehen das einige Leute nicht, aber das ist dann deren Problem.“ Klar ist, dass der Däne besser als die Konkurrenz mit den Kräften haushalten muss, auch wenn es bisher so wirkt, als habe er physisch und psychisch seinen schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt Anfang April verarbeitet. Mehrere Knochenbrüche und eine punktierte Lunge zwangen ihn zu einer wochenlangen Pause und wirbelten seine Trainingsplanung komplett durcheinander. Sechs Wochen blieben ihm, um sich auf die Tour vorzubereiten.

    Tiefe Einblicke in das Seelenleben

    Am Ruhetag an diesem Montag gewährte Vingegaard Einblicke in sein Innenleben und berichtete von Todesangst, die er nach seinem Sturz gehabt habe. „Es war so schlimm, dass ich dachte, ich würde sterben. Und als ich da lag, dachte ich, wenn ich das überleben sollte, dann höre ich mit dem Radsport auf. Doch nun sitze ich hier.“ Die Gedanken an ein mögliches Karriereende vergingen schnell wieder, waren aber sehr klar. Vor allem, weil der Sturz auch seine schwangere Ehefrau Trine Hansen sehr mitnahm. „Meine Familie war immer für mich da und hat mich sehr unterstützt. Aber ja, Trine dachte auch, ich würde sterben, als ich da am Boden lag“, sagte Vingegaard. Tragische Bestätigung für diese Angst ist der Tod des Norwegers André Drege, der sich am Samstag bei der Österreich-Rundfahrt tödliche Verletzungen zugezogen hatte.

    Bester Deutscher ist momentan Georg Zimmermann

    In Frankreich sind sie bisher von derart schweren Stürzen verschont geblieben. Als bester Deutscher liegt der Augsburger Georg Zimmermann auf Gesamtrang 69 (+56:11). Mit seinem Team Intermarché-Wanty hat er die Aufgabe, das Grüne Trikot des besten Sprinters zu verteidigen. Das trägt seit der fünften Etappe Mannschaftskollege Biniam Girmay aus Eritrea. „Wir haben jetzt wirklich eine realistische Chance, das Grüne Trikot ins Ziel nach Nizza zu bringen“, sagt Zimmermann. Seine persönlichen Ambitionen hat er deshalb zurückgestellt. „Ich bin jetzt schon etwas mehr in mannschaftsdienliche Dinge eingebunden. Aber es kann vor allem in der zweiten Woche viel passieren.“ (mit dpa)

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