Der Augsburger Georg Zimmermann schnupperte an der Sensation bei der zehnten Etappe der Tour de France 2023: Im Zielsprint auf das hügelige 167,2 Kilometer lange Teilstück nach Issoire lag der 25-Jährige kurz vor dem Ende teilweise vorne, musste sich dann aber nur knapp dem Spanier Pello Bilbao geschlagen geben. Damit wurde der erste deutsche Etappensieg bei der diesjährigen Tour nur ganz knapp verpasst. Bei Temperaturen von bis zu 43 Grad und einer welligen Strecke mit mehr als 3000 Höhenmetern holte sich der Australier Ben O'Connor den dritten Platz.
Knapp einen Kilometer vor dem Ziel startete der Augsburger einen Angriff, wurde aber noch von Bilbao überholt. 131 Kilometer vor dem Ziel hatte sich Zimmermann in eine Ausreißergruppe eingereiht. Bis zum Schluss war er in der Spitze dabei. Nach seinem sensationellen Etappensieg bei der Critérium du Dauphiné Anfang Juni feierte Zimmermann, der zum dritten Mal an der Frankreich-Rundfahrt teilnimmt, seine bisher beste Tour-Platzierung. 2022 war er ebenfalls auf der zehnten Etappe Sechster geworden.
Zimmermann: "Zwei bis drei Meter am größten Erfolg meiner Karriere vorbeigeschrammt"
Zimmermann hatte im Interview mit unserer Redaktion am Tag zuvor noch klar seine Ziele umrissen: "Ich fühle mich glänzend, hatte noch keine Stürze und peile weiterhin meinen ersten Etappensieg bei der Tour an." Dass die Chance darauf so schnell kommen könnte, hatte wohl auch der Augsburger Sportler vielleicht nicht auf dem Schirm. Gegenüber der ARD zeigte sich Zimmermann direkt nach dem Rennen enttäuscht: "Momentan fällt es mir extrem schwer, das einzuordnen. Ich habe richtig hart für die Tour gearbeitet. Und man darf bei der Tour keine Chancen liegen lassen. Man bekommt super schwer die Chance, dass man da was abstauben kann." Natürlich sei auch der zweite Platz ein Erfolg – diesen genießen zu können, falle ihm aber schwer: "So überwiegt, dass ich zwei bis drei Meter am größten Erfolg meiner Karriere vorbeigeschrammt bin."
Sportschau-Experte Fabian Wegmann hatte vermutet, dass sich Zimmermann kurz vor dem entscheidenden Sprint gegen Bilbao verschaltet hatte – das sei teilweise richtig, so der Augsburger: "Ich habe überlegt, ob ich den dicksten oder den zweitdicksten Gang nehme. Ich habe dann den dicksten genommen, den aber nicht richtig rumgebracht." Dass Bilbao der härteste Konkurrent im Schlusssprint sein würde, hatte Zimmermann vermutet: "Als ich mich nach meiner Attacke auf die Spitze umgeschaut und Bilbao gesehen habe, war ich nicht glücklich." ARD-Moderator Florian Naß lobte den Augsburger trotzdem in den höchsten Tönen: "Lieber Georg Zimmermann, dir werden nach dieser Etappe die Herzen zufliegen. Nicht nur aufgrund der leidenschaftlichen Art, wie du Rad fährst, sondern auch wegen deiner authentischen Art."