Der Spitzensport ist gemeinhin kein Hort des ausgewiesenen Fairplays. Geht ja meist um viel Geld und oft um viel Ruhm. Alleine im Fußball gibt es viele Beispiele, in denen ein mindestens ambivalentes Verhältnis zum Fairplay erfolgreich zur Maxime erhoben wurde: Es gibt Neymar und seine Flugeinlagen, Atlético Madrid unter Diego Simeone, die Karriere von Sergio Ramos als Lebensleistung. Unvergessen ist auch die Anweisung des damaligen Köln-Trainers Erich Rutemöller 1991 an seinen Spieler Frank Ordenewitz.
Mit den Worten „Mach et, Otze“, riet der Coach dem Stürmer, sich im Pokalhalbfinale gegen Duisburg eine Rote Karte abzuholen. Die bereits erhaltene Gelbe hätte eine Sperre im Pokalfinale bedeutet, der Platzverweis aber nur für die Liga gegolten. Also tat Otze, wie ihm geheißen, bemühte sich redlich und erntete sechs Minuten vor Schluss die Früchte seiner Arbeit. Nach einem Foul-Pfiff gegen ihn drosch Ordenewitz den Ball, scheinbar außer sich vor Wut, weg und durfte duschen gehen. Weil Trainer Rutemöller danach den Vorsatz zugab, hatte das Theater ein Nachspiel: Der DFB statuierte ein Exempel und sperrte ihn fürs Finale.
Luka Mladenovic hatte schon gewonnen - und verlor noch wegen seiner Ehrlichkeit
Es ist nicht bekannt, ob der luxemburgische Tischtennisspieler Luka Mladenovic weiß, wer Frank Ordenewitz ist. Fakt ist aber: Der 26-Jährige ist gewissermaßen der „Gegen-Otze“, gilt als exemplarisch fairer Sportsmann und hat das in Diensten seines Vereins TTC Zugbrücke Grenzau nun geradezu schmerzhaft bewiesen. Im Abstiegskampf der Bundesliga traf er auf Grünwettersbach und hatte seinen Gegner Tiago Apolonia am Rande einer Niederlage, was den Kampf um den Klassenerhalt etwas erleichtert hätte. Als Mladenovic mit 10:9 in Führung ging, fehlte ihm nur noch ein Punkt zum Sieg. Nach einem Angriffsball Apolonias schien der eingetütet zu sein: Der Schiedsrichter schrieb ihm den Punkt gut. Nach dem Protest seines Gegners, wonach der Ball vorher noch auf der Tischkante aufgekommen sei, überlegte Mladenovic kurz und sagte dann: Jep, stimmt. Der 26-Jährige gab dem Schiedsrichter das Zeichen, den Punkt dem Gegner zu geben – und verlor den entscheidenden Satz anschließend noch 10:12.
Ein Sieg Mladenovics hätte den dritten und entscheidenden Erfolg markiert – so gewann Grünwettersbach noch mit 3:2, weswegen Grenzau mit drei Siegen und neun Niederlagen weiter auf dem vorletzten Platz rangiert. In Grenzau wird das faire Verhalten des Topspielers – nun ja, honoriert schon. Aber zugleich sagte Manager Markus Ströher der Rhein-Zeitung: „Der Tischtennis-Gott ist derzeit nicht auf unserer Seite.“
Es dreht sich aber alles irgendwann. Frank Ordenewitz war 1988 übrigens der erste, der den von der Fifa ausgelobten Fair-Play-Preis erhielt, weil er ein Handspiel im eigenen Strafraum zugegeben hatte. Das waren andere Zeiten.
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