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Testspiel: Die Nationalmannschaft hat ihre Problemzone mehr als kaschiert

Testspiel

Die Nationalmannschaft hat ihre Problemzone mehr als kaschiert

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    Maximilian Mittelstädt jubelt nach seinem Premierentreffer im DFB-Trikot.
    Maximilian Mittelstädt jubelt nach seinem Premierentreffer im DFB-Trikot. Foto: Christian Charisius, dpa

    Maximilian Mittelstädt hinterließ beim Frühstück offenbar einen guten Eindruck bei Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer jedenfalls ließ wissen, dass es für ihn beinahe noch wichtiger sei, wie sich sein Spieler bei der ersten Nahrungsaufnahme des Tages verhalte als auf dem Platz. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob das Croissant ein wenig neben dem Teller bröselt. Bedeutender sei das Verhalten im Mannschaftskreis und dem Betreuerkreis gegenüber. Diesen Hintergrundcheck hat Mittelstädt mit Bravour bestanden. Der Stuttgarter sei "ein völlig normaler Typ, ein unfassbar lieber Kerl, immer sehr freundlich". Und, nicht ganz unwichtig: Kicken kann er auch. Aber das habe Nagelsmann schon vor dessen Debüt gegen Frankreich gewusst.

    Gegen die Niederlande wiederum hinterließ Mittelstädt anfangs keinen gar so guten Eindruck. Sein Fehlpass mündete in der vierten Minute im Gegentreffer zum 0:1. "Klar darf das nicht passieren", räumte er nach dem Spiel ein. Weil er aber sieben Minuten später mit einem sehenswerten Schuss den Ausgleich erzielte, fiel der vorherige Fehler weniger ins Gewicht. 

    Maximilian Mittelstädt überzeugt Julian Nagelsmann

    Im weiteren Spielverlauf machte Mittelstädt vieles richtig, verblüffte seine Nebenmänner in der Defensive allerdings auch mit manch allzu kreativem Laufweg. Doch selbst daran fand Nagelsmann Gefallen. Nach der Partie nämlich hob er hervor, dass es ein "Top-Spiel" gewesen sei, "um Dinge zu analysieren". Weil die Niederländer munter zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette wechselten, stand das deutsche Team immer wieder vor neuen Herausforderungen. Dass Mittelstädt zu jenen Spielern gehörte, die sich daran versuchten, war vor einem Jahr noch nicht abzusehen. Im Mai 2023 stieg er mit der Berliner Hertha aus der Bundesliga ab und wechselte anschließend zum VfB Stuttgart. Dort musste er sich seinen Stammplatz im Verlauf der Vorrunde erst noch erkämpfen – und nun gilt er nach zwei Länderspielen bereits als gesetzt in der Nationalmannschaft.

    Nagelsmann ist in zwei Spielen gelungen, woran seine Vorgänger über Jahre hinweg gescheitert sind. Er hat die Problemzonen auf den defensiven Außenbahnen nicht nur kaschiert, sondern sie zu sehenswerten Vorzügen seiner Mannschaft entwickelt. Auch Joshua Kimmich auf der gegenüberliegenden Seite scheint sich mit seiner Rolle als Rechtsverteidiger mehr als nur arrangiert zu haben. Gegen Frankreich half er mit, die beeindruckende Offensive um Kylian Mbappé torlos zu halten und gegen die Niederlande sicherte er nicht nur seine Seite ab, sondern schaltete sich auch vermehrt ins Offensivspiel ein.

    Schon vor der Partie gegen die Niederlande lobte der Bundestrainer den Rechtsverteidiger. "Josh ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, weil er viel von dem verkörpert, was man manchmal bei jungen Spielern der neuen Generation, die neu zu den Profis kommen, ein bisschen vermisst: das unbedingte Gewinnenwollen in jeder Situation." Damit gehe er sogar manchem ein wenig auf die Nerven. Für die Gruppe sei diese Einstellung allerdings "sehr wertvoll und ansteckend für alle". Mindestens ebenso wertvoll ist, dass der Bundestrainer nun auf den beiden Außenpositionen über Personal verfügt, das gegen Gegner der gehobenen Klasse einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Und anschließend beim Frühstück noch gleich mit dazu.

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