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Tennis: Wimbledon steht vor der Tür: Gibt es noch die Rasenspezialisten?

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Wimbledon steht vor der Tür: Gibt es noch die Rasenspezialisten?

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    Boris Becker fühlte sich auf Rasen besonders wohl. 1985 gewann er erstmals in Wimbledon.
    Boris Becker fühlte sich auf Rasen besonders wohl. 1985 gewann er erstmals in Wimbledon. Foto: Rüdiger Schrader, dpa

    Patrik Kühnen erinnert sich. Er sitzt auf dem Sofa im TV-Studio des Bezahlsenders Sky in Unterföhring und schwelgt in Erinnerungen. 35 Jahre ist es her, dass er so richtig jubeln durfte. Beim bekanntesten Tennisturnier der Welt. Kühnen besiegte in Wimbledon Legende Jimmy Connors und erreichte das Viertelfinale. Dort war zwar gegen Stefan Edberg Schluss, dennoch überwiegt in der Rückschau die Zufriedenheit.

    "Wimbledon, das ist etwas ganz Besonderes. Das Turnier hat einen eigenen Spirit, es ist ein Mythos", sagt Kühnen. Seine Augen leuchten alleine beim Gedanken an dieses Turnier, das so anders ist. Die Farbe Grün dominiert, alleine wegen des Rasens. Die Flächen drum herum sind eher nüchtern gehalten. Es gibt kaum Werbung. Alle Spielerinnen und Spieler müssen komplett in Weiß antreten. "Damit stechen sie so richtig aus dem Grün heraus", sagt Kühnen. Sie stehen im Fokus, auf sie schaut ab Montag zwei Wochen lang die Tenniswelt.

    Vor 35 Jahren, bei Kühnens großem Erfolg, gab es sie noch, die Rasen-Spezialisten. Jene Spieler, die sich auf dem rutschigen Belag besonders wohlfühlten. Die genau das spielten, was es auf dem Grün braucht. Nach dem Aufschlag ans Netz, die Ballwechsel kurz halten. Der Australier Pat Cash war ein solcher Spezialist, der es andernorts kaum zu großen Erfolgen brachte. Goran Ivanisevic profitierte von seinem Aufschlag, Boris Becker hatte eine perfekt zu Wimbledon passende Spielweise, auch Kühnen wusste sich ordentlich zu präsentieren.

    Auf Rasen ist noch immer der Aufschlag entscheidend

    Doch was zeichnete das Rasentennis damals aus? Und gibt es solches Expertentum auch heute noch? Die Tenniswelt bewegt sich auf unterschiedlichen Belägen. Auf Hartplatz wie bei den US Open in New York. Auf Sand wie bei den French Open in Paris. Oder eben auf Rasen. Die Spielweise unterscheidet sich von Untergrund zu Untergrund. Die rote Asche fordert viel Ausdauer und Kraft. Es braucht Geduld und ebenso präzise wie harte Schläge, um zum Punktgewinn zu kommen. Auf Rasen ist nach wie vor der Aufschlag entscheidend und ein gutes Verhalten beim Return. Also beim ersten Schlag nach dem Aufschlag des Gegners.

    Die Bälle springen auf Rasen flacher ab, sie rutschen häufig weg. Die Spieler brauchen einen deutlich tieferen Körperschwerpunkt, sie müssen mehr in die Knie gehen. Das kann gerade für groß gewachsene Athletinnen und Athleten unangenehm sein. Julia Görges kennt das. Die ehemalige Spielerin erzählt, dass sie vor Wimbledon ihre Trainingsinhalte immer angepasst hatte. Mit 1,80 Metern gehörte sie zu den größeren Spielerinnen, was bei den flach abspringenden Bällen ein Nachteil sein kann. Auch die Schlagauswahl muss wohlüberlegt sein. Macht ein Stopp, wie ihn etwa Carlos Alcaraz auf Sand gerne spielt, auch in Wimbledon Sinn?

    Djokovic ist auch in diesem Jahr der große Favorit

    Alcaraz wird der Mann der Zukunft sein. Der 20-jährige Spanier ist ein großes Talent. Er aber muss lernen, seine Spielweise den unterschiedlichen Belägen anzupassen. Gelingt ihm das, kann er auch in Wimbledon weit kommen. Weil mittlerweile auch auf Rasen mehr gefragt ist als Serve and volley. Es eben mehr braucht als einen starken Aufschlag mit anschließendem Sturm ans Netz. Mittlerweile dauern auch in Wimbledon die Ballwechsel deutlich länger als früher. "Heute braucht es auch auf Rasen einen kompletteren Spieler", erklärt Kühnen. Einen wie Novak Djokovic etwa, der für den 57-Jährigen der große Favorit ist. Seit 2016 hat Djokovic auf Rasen kein Spiel mehr verloren, vor sieben Jahren besiegte ihn der US-Amerikaner Sam Querrey in der dritten Runde von Wimbledon in vier Sätzen.

    Ein großer Unterschied zu Kühnens aktiven Zeiten: Die Plätze damals waren nicht so gepflegt wie heute. "Der Rasen ist jetzt viel besser als zu meiner Zeit", sagt Kühnen, der für Sky als Experte die Spiele analysieren wird. Damals hieß es, so schnell wie möglich den Punkt zu beenden, da der Ball auf dem holprigen, weil nicht so perfekt geschnittenen Rasen häufig versprang. Ein Problem, das im Laufe des Turniers stetig zunahm, da die Belastungen der Spiele dem Gras zusetzten und viele Löcher rissen. Da half oft nur der Angriff ans Netz. 

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