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Tennis: Wimbledon einmal ganz anders: Russische Spieler dürfen nicht antreten

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Wimbledon einmal ganz anders: Russische Spieler dürfen nicht antreten

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    Novak Djokovic führt in diesem Jahr die Setzliste in Wimbledon an. Vieles ist diesmal im Südwesten Londons anders.
    Novak Djokovic führt in diesem Jahr die Setzliste in Wimbledon an. Vieles ist diesmal im Südwesten Londons anders. Foto: Steven Paston, dpa

    Engländer lieben ihre Traditionen. Ihren Tee, den es am besten zur Nachmittagszeit einzunehmen gilt. Ihr herzhaftes Frühstück, das alleine schon beim Anblick den Cholesterinspiegel in die Höhe treibt. Nicht jeder empfindet reichlich Speck, Bohnen und Würstchen als idealen Start in einen arbeitsreichen Tag. Und dann erst die Royals.

    Die königliche Familie hat keine Einflussmöglichkeiten auf die aktuelle Politik, sie ist vielmehr zur Neutralität verpflichtet. Ihr Schicksal aber bewegt die Menschen auf der Insel. Das Thronjubiläum von Queen Elizabeth wurde vor kurzem größtmöglich gefeiert, die Flucht in die USA von Prinz Harry mitsamt den Verwicklungen innerhalb der Familie genauestens beäugt.

    Man will schließlich auf dem Laufenden sein und beim lauwarmen Feierabendbier an der Pub-Theke nicht ahnungslos herumstehen. Und wenn andernorts viele Jahre lang Rasenflächen vornehmlich zum Fußballspielen genutzt wurden, haben die Engländer in der Mitte des Feldes ein Netz gespannt, Linien gezogen und einfach mal Tennis gespielt.

    Wimbledon ist das Tennisturnier der Superlative

    Wimbledon ist zum spektakulärsten, bekanntesten und einem der am besten dotierten Tennisturniere der Welt geworden. Auch weil selbst hier den britischen Gastgebern ihre Traditionen wichtig sind wie ein anständiger Yorkshire Pudding zu einem Stück Roastbeef. Bunt kann jeder. In

    Wimbledon ist magisch. Wimbledon ist in etwa wie der WM-Titel im Fußball. Wer hier im Südwesten Londons gewinnt, kann in seinem weiteren Tennisleben fast alles falsch machen und bleibt dennoch eine Legende. Deutschlands Tennisheld Boris Becker wurde hier geboren, als er überraschend 1985 als Teenager triumphierte. Andere Spieler mühten sich dagegen ihre gesamte Tennis-Karriere lang vergeblich. Ivan Lendl zum Beispiel, der trotz aller Versuche und Ideen einfach nicht in Wimbledon gewann. Ein Makel.

    Alles ganz anders: In Wimbledon fehlt die Weltspitze

    Wimbledon ist einzigartig. Wimbledon hat eigene Gesetze und macht sich wenige Gedanken darum, was andere so empfinden. Oder wie es Alexander Zverev vor einigen Wochen in München ausdrückte: „Wimbledon macht, was sie wollen.“ Da ging es um den Ausschluss russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler. Wegen des Angriffskriegs in der Ukraine dürfen sie in Wimbledon nicht antreten. So wird zum Beispiel Daniil Medvedev fehlen. Der Russe ist die Nummer eins der Welt. Bei anderen Turnieren darf er mitspielen, zwar nicht unter russischer Flagge, er ist aber dabei. In Wimbledon fehlt er.

    Zverev findet das nicht gut. Der Deutsche ist die Nummer zwei der Tenniswelt. Auch er wird in Wimbledon nicht spielen. Zverev hatte sich in Paris bei den French Open schwer verletzt. Der 25-Jährige war im Halbfinale gegen Rafael Nadal umgeknickt und hatte sich drei seitliche Bänder im rechten Sprunggelenk gerissen.

    Nummer eins nicht dabei, Nummer zwei nicht, Roger Federer ohnehin nicht, Rafael Nadal nach wie vor mit Fuß- und Anpassungsproblemen an den Rasen – es gab schon deutlich bessere Teilnehmerfelder auf dem heiligen Rasen, dessen Pflege zeit- und kostenintensiv ist. Kein Halm darf zu lang sein, kein Loch den Ball verspringen lassen. Unebenheiten sind so gerne gesehen wie Maulwürfe im Untergrund.

    Das sind die Favoriten auf den Titel in Wimbledon

    Weil die derzeit Besten der Welt fehlen, haben sich die Männerorganisation ATP ebenso wie die Frauenvereinigung WTA entschieden, keine Punkte für die Weltrangliste zu vergeben. Es ist auch eine Reaktion auf den Ausschluss russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten.

    Bei den Männern trägt nun Novak Djokovic die Bürde des Favoriten, was für ihn nicht ungewohnt ist. Bei den Frauen versucht Iga Swiatek, ihre atemberaubende Erfolgsserie fortzusetzen. Auf Gras aber war die Polin noch nicht so dominant wie auf anderen Belägen. Und Serena Williams kehrt nach einem Jahr Pause zurück. Wimbledon zieht noch immer, es ist ein perfekter Ort für ein Comeback.

    Oder für einen Abschied. Philipp Kohlschreiber hätte gerne noch einmal ab Montag aufgeschlagen, wenn Wimbledon in seine 135. Auflage startet. Der Augsburger aber scheiterte in der Qualifikation, wodurch er seine Karriere nicht auf den ganz großen Plätzen beendet, sondern auf den kleinen Courts in Roehampton, wenige Autominuten von der großen Arena entfernt.

    Noch einmal wollte Kohlschreiber das älteste Turnier der Welt erleben. Die Magie, das Besondere, die Erdbeeren mit Sahne. Auch wenn in diesem Jahr vieles anders ist, Wimbledon bleibt besonders. Eine Faszination. Einmal hier gewinnen – ein Traum.

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