Der Fall Novak Djokovic geht in die nächste Runde. Nach dem angekündigten Einspruch seiner Anwälte gegen die erneute Annullierung seines Visums für Australien soll nun eine Anhörung vor dem Bundesgericht am Sonntag Klarheit über eine Teilnahme des serbischen Tennisstars bei den am Montag beginnenden Australian Open bringen. Das entschied Richter Anthony Kelly bei einer Anhörung am Freitag.
Bis dahin darf Djokovic nicht abgeschoben werden. Für den Weltranglistenersten ist zudem am Samstag um 8 Uhr Ortszeit eine Anhörung bei der Einwanderungsbehörde anberaumt. Anschließend kann er von 10 Uhr bis 14 Uhr mit seinen Anwälten den Gerichtstermin am Sonntag vorbereiten. Bis dahin muss er nicht in Abschiebehaft. Denkbar ist laut Medienberichten nun auch, dass Djokovic ein Überbrückungsvisum erhalten könnte, bis die Rechtsmittel in der Sache ausgeschöpft sind. Sollte sein Einspruch am Sonntag Erfolg haben, müsste er direkt am Montag spielen.
Djokovic hat sich offenbar nicht an die Reiseregeln gehalten
Derweil gibt es weitere Probleme für Djokovic: Der Serbe gerät durch weitere Details aus einem Einreiseformular in Bedrängnis.
Wie australische Medien am Dienstag berichteten, entspricht eine Angabe in dem Dokument nicht der Wahrheit. Djokovic war entgegen der Auskunft in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien auf Reisen gewesen. Durch in sozialen Netzwerken veröffentlichte Fotos und Videos lässt sich nachvollziehen, dass der in Monaco lebende Sportler sich im fraglichen Zeitraum vor der Anreise nach Down Under sowohl in seiner Heimat Serbien wie auch in Spanien zum Training aufgehalten hat.
Auch die spanischen Behörden prüfen nun Djokovics Reiseverhalten
In Spanien bedeutet das nun Ärger für Novak Djokovic: Wie spanische Medien berichten, deute alles darauf hin, dass der 34 Jahre alte Serbe kurz vor Silvester illegal in das EU-Land eingereist sei. Bei seiner Einreise habe der Weltranglisten-Erste weder einen Impfnachweis vorgelegt noch die für ungeimpfte Serben in Spanien zwingend vorgeschriebene Sondergenehmigung beantragt, hieß es unter Berufung auf das spanische Außenministerium in Madrid. Die Regierung in Madrid habe die Polizei mit der Einleitung einer Untersuchung beauftragt.
Das neue Detail um die nicht angegebenen Reisen passt in das Bild, das Djokovic in dieser Causa abgibt. Denn auch wenn er von den australischen Grenzbehörden vielleicht nicht einwandfrei behandelt wurde, die Hauptschuld an dem ganzen Wirbel um seine Person trägt er selbst. Zum einen, weil er sich nicht einfach hat impfen lassen. Zum anderen, weil er rund um seinen positiven Coronatest vom 16. Dezember 2021 ziemlich rücksichtslos gehandelt hat, wie diverse Fotos von seinen Auftritten vor rund einem Monat zeigen.
Nach den Regeln in Serbien hätte sich Djokovic nach seinem positiven Corona-Test eigentlich für 14 Tage in häusliche Isolation begeben müssen. So verhielt er sich übrigens auch selbst im Juni 2020, als er bei der von ihm organisierten und skandalträchtigen Adria Tour erstmals positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
Der offenbar infizierte Djokovic traf junge Sportler – ohne Maske und Abstand
Doch nachdem er bereits am 16. Dezember, da vielleicht noch ohne das Wissen infiziert zu sein, bei einer Veranstaltung der serbischen Post erschien, ist er auch am 17. Dezember, dieses Mal offenkundig wissentlich positiv, unterwegs. Von einer Preisverleihung für junge Tennisspieler in Serbiens Hauptstadt Belgrad gibt es zig Fotos von Djokovic – alle ohne Maske und Abstand. Dass er wiederum einen Tag später auch noch ein Foto-Shooting für die französische Sportzeitung L'Équipe macht, dokumentiert erneut das egoistische Handeln von Djokovic, der wenig Rücksicht auf seine Mitmenschen nimmt. Zu den Vorwürfen hat Djokovic sich am Mittwoch (Ortszeit) ausführlich auf Instagram geäußert.
Nach Djokovics Angaben habe er am Tag vor einer Veranstaltung mit Kindern einen negativen Antigentest gemacht und aus reiner Vorsicht auch noch einen PCR-Test. "Ich hatte keine Symptome und fühlte mich gut und ich erhielt die Nachricht des positiven PCR-Tests erst nach der Veranstaltung", schrieb er. Am folgenden Tag habe er ein lange vereinbartes Interview mit der französischen Sportzeitung L'Equipe geführt. "Obwohl ich nach dem Interview nach Hause bin und mich für die vorgeschriebene Dauer in Isolation begeben habe, war das, nach genauerem Nachdenken, eine Fehleinschätzung und ich sehe ein, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen", schrieb Djokovic.
Dass in seinem Einreiseformular fälschlicherweise angegeben wurde, er sei in den 14 Tagen vor seinem Flug nach Australien nicht gereist, bezeichnete Djokovic als "menschlichen Fehler" seines Agenten, "der sicher nicht absichtlich" geschehen sei. Seine Mitarbeiter hätten den australischen Behörden weitere Informationen zur Verfügung gestellt, um in diesem Zusammenhang für Klarheit zu sorgen.
Teilnahme des ungeimpften Djokovic an Australian Open noch immer offen
Djokovic war in der vergangenen Woche die Einreise ins Land verweigert worden, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft ist und den Behörden die Dokumentation seiner medizinischen Ausnahmegenehmigung nicht ausreichte. Am Wochenende war er deswegen in einem Abschiebehotel in Melbourne untergebracht. Weil die Grenzbeamten ihm allerdings nicht die vereinbarte Zeit zur Klärung zugestanden hatten, wurde die Entscheidung im Laufe einer Gerichtsverhandlung am Montag gekippt. Am Freitag erklärte dann der australische Einwanderungsminister Alex Hawke das Visum für ungültig. (dpa)