Es war eine typische Vorbereitung. Zumindest für Novak Djokovic. Der Serbe weiß ganz genau, was er braucht. Und was eben nicht. Vor wenigen Wochen hatte der 36-Jährige die French Open gewonnen, es war ein Erfolg, der ihn zum Rekordhalter an Grand-Slam-Siegen machte. 23 hat er mittlerweile gesammelt, so viele wie kein anderer Tennisspieler zuvor. Und womöglich auch kein anderer nach ihm.
Nach dem Triumph in Paris hatte sich Djokovic die Zeit genommen, sich zu erholen. Er hat seitdem kein Turnier mehr gespielt, lediglich bei einem Show-Match gegen den US-Amerikaner Francis Tiafoe stand er unter annähernden Wettbewerbsbedingungen in Hurlingham auf dem Platz. Sonst ging es ihm darum, die Akkus für Wimbledon aufzuladen. Sein Ziel ist klar formuliert: In London gewinnen, um weiter die Aussicht auf den Grand Slam zu haben – alle vier großen Turniere in einem Jahr zu gewinnen.
Djokovic ist mit 36 Jahren auf der Zielgeraden seiner Karriere. Das weiß er, wenngleich das weder an seiner körperlichen Verfassung noch an seiner Spielweise zu erkennen ist. "Der Mensch erreicht immer neue Grenzen. Djokovic ist das beste Beispiel dafür", sagte Mischa Zverev. Früher habe man mit 32 Jahren schon als Opa auf der Tennis-Tour gegolten, das hat sich verändert, so der Bruder von Alexander Zverev. Zumindest beim Serben.
2021 war Djokovic schon einmal dem Grand Slam ganz nahe
Djokovic hat in diesem Jahr in Australien und Frankreich gewonnen. Wimbledon ist das nächste Etappenziel, am Ende geht es nach New York. 2021 war er schon einmal sehr weit bei der Jagd nach dem ganz großen Triumph. Er hatte die ersten drei Turniere der Viererserie gewonnen, bei den US Open versagten die Nerven. Er verlor im Finale in drei Sätzen gegen Daniil Medwedew. Weil er sich zu sehr unter Druck setzte. Das soll dieses Jahr nicht passieren.
Für viele Experten ist Djokovic in Wimbledon der Favorit. So auch für den ehemaligen Profi und deutschen Daviscup-Kapitän Patrik Kühnen. "Er ist der Rasenspezialist. Ich tue mir schwer, einen anderen Favoriten zu nennen", sagte der Experte des Bezahlsenders Sky, der das Turnier übertragen wird. Seit 28 Spielen ist Djokovic in Wimbledon ungeschlagen, siebenmal hat er das bekannteste Tennisturnier der Welt bereits gewonnen. Dabei spiele er zu Anfang seiner Karriere gar nicht so gerne auf Rasen. "Er hat im Laufe der Jahre Rasentennis gelernt und wie die Anzahl der Titel schon sagt, ist Wimbledon mittlerweile nach Australien sein Lieblingsturnier", sagte Boris Becker, der für einige Jahre Djokovic trainiert hatte. In Melbourne hat der Serbe zehnmal gewonnen.
Djokovic ist nur an Nummer zwei gesetzt
Djokovic fokussiert sich auf die Grand-Slam-Turniere. Dort will er sein bestes Tennis spielen. So wie zuletzt in Paris. Am Montag geht es für Djokovic in Wimbledon los in Runde eins gegen den Argentinier Pedro Cachin. Am 16. Juli steht das Finale an. Es wäre eine Überraschung, wäre der Serbe da nicht mehr dabei.
Er ist zwar nur an Nummer zwei gesetzt, da Carlos Alcaraz mittlerweile wieder die Spitzenposition in der Weltrangliste übernommen hat. Das aber ändert nichts an seiner Favoritenrolle. "Ich bin immer noch motiviert, immer noch inspiriert, das beste Tennis bei Grand Slams zu spielen. Dies sind die Turniere, die am meisten in der Geschichte unseres Sports zählen", sagte Djokovic. Triumphiert er in London, hätte er mit acht Erfolgen genauso viele wie Roger Federer. Der Schweizer wird aber nicht mehr zurückschlagen können – er hat seine Karriere längst beendet.