Schlurfend und mit hängendem Kopf zog Alexander Zverev nach dem verlorenen Tennis-Krimi beim Saisonfinale von dannen. Sein kompliziertes Tennis-Jahr schließt der Weltranglisten-Zweite ohne das erhoffte Happy End und ohne den ersehnten Turniersieg in Turin ab. Mit verschränkten Armen nahm der Hamburger nach dem spannenden und hart umkämpften 3:6, 6:3, 6:7 (3:7) gegen den amerikanischen US-Open-Finalisten Taylor Fritz Stellung. «Dies wird vielleicht ein bisschen mehr wehtun», sagte der 27-Jährige.
Für Zverev war es die vierte Niederlage in Serie gegen Fritz. Er habe das Gefühl gehabt, dass sein Niveau höher war als das des Weltranglisten-Fünften aus Kalifornien. «Bis zu den wichtigen Momenten. Da habe ich es dann irgendwie vergeigt.»
Kein drittes Endspiel für Zverev beim Saisonfinale
2018 und 2021 hatte Zverev bei den ATP Finals triumphiert. Nun verpasste er sein drittes Finale beim prestigeträchtigen und mit mehr als 15 Millionen US-Dollar dotierten Jahresendturnier der besten acht Profis. Statt Zverev wird Fritz am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) den italienischen Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner herausfordern. Publikumsliebling Sinner dominierte beim 6:1, 6:2 im zweiten Halbfinale gegen Casper Ruud aus Norwegen.
Zverev hatte mit seinen überzeugenden Auftritten in der Gruppenphase mitsamt einem Erfolg über den spanischen French-Open- und Wimbledon-Champion Carlos Alcaraz am Ende einer Saison mit Höhen und Tiefen Hoffnungen auf einen Coup geweckt. Doch wie in Wimbledon und bei den US Open beendete einmal mehr Fritz Zverevs Hoffnung bei einem bedeutenden Turnier.
«Heute habe ich mich leerer gefühlt»
«Gestern habe ich mich sehr energiegeladen und irgendwie voller Energie gefühlt. Ich war wie ein hüpfender Ball», sagte Zverev, «ich konnte laufen, egal wie lange. Heute habe ich mich leerer gefühlt, vor allem am Anfang», schilderte Zverev einen Tag nach dem «Highlight» gegen Alcaraz. «Es war einer dieser Tage, an denen alles seine Zeit braucht, um in Gang zu kommen. Alles ist ein bisschen anstrengender.»
Gegen Fritz wirkte es im dritten Satz, als wäre die deutsche Nummer eins näher dran, sich den entscheidenden Vorteil zu erarbeiten. Ein Knackpunkt aber war, dass Fritz bei 2:2 auch drei Breakchancen in Serie abwehrte. Im entscheidenden Tiebreak streute die deutsche Nummer eins dann auch Fehler ein. «Ich habe einen unterdurchschnittlichen Tiebreak gespielt», räumte Zverev ein.
Motivation für 2025
Seine Saison schließt der French-Open-Finalist ohne den ersehnten ersten Grand-Slam-Titel ab. Zwei Masters-1000-Turniere hat er gewonnen - in Rom und direkt vor den ATP Finals in Paris-Bercy. Zudem wurde er in diesem Jahr wieder die Nummer zwei der Welt und steht damit so weit oben wie noch nie zuvor am Jahresende. Als Zverev tröstend auf den Weltranglistenplatz angesprochen wurde, huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht.
«Ich habe einige fantastische Matches gespielt», bilanzierte er. Es sei die erste Saison nach seiner schweren Fußverletzung von 2022 gewesen, in der er wieder auf höchstem Niveau um Titel spielen konnte, bekräftigte Zverev. Seine Niederlagen würden ihm aber in Erinnerung bleiben. «Ich werde alles tun, um im nächsten Jahr in den gleichen Momenten und in der gleichen Position zu sein. Ich werde alles tun, was ich kann, um zu gewinnen», kündigte er an.
Dennoch ein Finale mit deutschen Hoffnungen
Für Zverev beginnt nun der Urlaub. Für einen deutschen Tennis-Festtag bei den ATP Finals können am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) nur die Doppelspieler Kevin Krawietz und Tim Pütz sorgen. Das Davis-Cup-Doppel erreichte dank eines starken Comebacks und eines 2:6, 6:3, 11:9 nach einem abgewehrten Matchball gegen die Australier Max Purcell und Jordan Thompson überraschend das Endspiel.
Als erstes deutsches Doppel der 55-jährigen Turniergeschichte hatten Krawietz und Pütz das Halbfinale des Jahresendturniers erreicht. Diesen Erfolg toppten sie noch einmal. Im Finale treffen Krawietz/Pütz auf die an eins gesetzten Marcelo Arevalo und Mate Pavic (El Salvador/Kroatien). Zum Auftakt der Gruppenphase war ihnen gegen die Weltranglisten-Ersten eine Überraschung gelungen.
«Hier im Finale zu stehen, ist was Besonderes, absolut», sagte Krawietz: «Wir versuchen, die Routinen beizubehalten und uns gut vorzubereiten, und dann nach dem Finale feiern wir entweder oder wir feiern trotzdem, weil es ein guter Turnierabschluss war. Aber nicht zu viel, weil wir ja auch noch Davis Cup haben.» In Malaga tritt das deutsche Team in der kommenden Woche ohne Zverev an.
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