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Tennis: Djokovic scheitert erneut: Warum es so schwer ist, den Grand Slam zu gewinnen

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Djokovic scheitert erneut: Warum es so schwer ist, den Grand Slam zu gewinnen

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    Novak Djokovic muss die Niederlage im Wimbledon-Finale erst einmal verarbeiten.
    Novak Djokovic muss die Niederlage im Wimbledon-Finale erst einmal verarbeiten. Foto: Joe Toth dpa

    Sportlern geht es in erster Linie darum, zu gewinnen. An diesem einen Tag der Beste zu sein. Tennisspieler müssen sich im Fortgang eines Turniers immer wieder beweisen. Beinahe Tag für Tag. Novak Djokovic ist ein Meister darin. Der Serbe hat die Fähigkeit entwickelt, bei den großen Turnieren ganz weit zu kommen. Das ermöglicht ihm in jedem Jahr zumindest die Aussicht, sich einen Traum zu erfüllen. In seiner Karriere wollte der 36-Jährige unbedingt den Grand Slam gewinnen, also alle vier großen Turniere in einem Jahr: in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York.

    Djokovic hatte in der ersten Jahreshälfte die Grundlage geschaffen. Er hatte in Australien und Frankreich triumphiert, in England sollte der nächste logische Schritt folgen. Weil: In Wimbledon schien Djokovic einfach nicht mehr zu schlagen zu sein. 34 Spiele in Folge hatte er auf dem berühmten Rasen gewonnen, viermal hintereinander den Turniersieg gefeiert. Warum also sollte er ausgerechnet hier am Rande Londons auf dem Weg zum ersehnten Grand Slam scheitern?

    Djokovic hatte alles diesem Ziel untergeordnet. Seinem Verlangen, sich als siebter Akteur in die Geschichtsbücher eintragen zu können. Erst sechs Spielerinnen und Spielern war es in der Historie des Tennissports gelungen, alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr zu gewinnen. Steffi Graf schaffte 1988 dieses Kunststück, sie holte obendrein bei den Olympischen Spielen in Seoul noch die Goldmedaille. Das aber waren noch andere Zeiten, das Spiel war nicht so athletisch und rasant wie heute. Zudem ist der Kampf an der Spitze noch enger geworden.

    Im letzten Turnier: 2021 war Djokovic dem Grand Slam schon ganz nahe

    Djokovic hat das am Sonntag erleben müssen. In fünf Sätzen hatte er sich mit Carlos Alcaraz einen gewaltigen Schlagabtausch geliefert. Es war ein Spiel auf besonders hohem Niveau, was den Serben nicht trösten dürfte. Es wird ein weiteres Jahr vergehen, in dem er nicht den Grand Slam gewonnen hat. 2021 war er dem großen Triumph sehr nahe gewesen. Die Stationen Melbourne, Paris und Wimbledon hatte er erfolgreich abgearbeitet, es fehlte noch der letzte Schritt. Bei den US Open stand er im Finale, die Aufgabe gegen Daniil Medvedev schien machbar. Djokovic war der Favorit, er war bereit, sich den größtmöglichen Tennisorden umzuhängen.

    Es kam anders, weil die Nerven nicht mitspielten. Weil der damals 34-Jährige dem Druck der Öffentlichkeit nicht standhielt. Nicht nur die 23.771 Fans im größten Tennisstadion der Welt blickten auf ihn, die gesamte Sportwelt wollte erleben, wie der Serbe Geschichte schreibt. Am Ende war es Medvedev, der klar in drei Sätzen triumphierte. Djokovic musste erfahren, warum es so schwer ist, diese vier Major-Turniere tatsächlich in einem Jahr gewinnen zu können.

    Es ist die größtmögliche Aufgabe, der sich eine Tennisspielerin oder ein Tennisspieler stellen kann. Es sind unterschiedliche Beläge, die verschiedene Herangehensweisen benötigen. Der Hartplatz in Australien macht den Anfang, weiter geht es auf Sand in Paris. Die rote Asche ist der langsamste Belag, die Ballwechsel sind hier am längsten. Es braucht Kondition und Geduld. Auf dem Rasen in Wimbledon springen die Bälle flach weg, der Körperschwerpunkt der Spieler ist deutlich tiefer als auf Sand. In New York wartet zum Abschluss noch einmal ein Hartplatz. 

    Kaum Konkurrenz: In diesem Jahr waren die Aussichten für Djokovic sehr gut

    Wer alle vier Turniere gewinnen möchte, muss sich anpassen können. Er braucht das Komplett-Paket an technischen Fähigkeiten. Djokovic hat das. Er hat die vergangenen Jahre dominiert, auf vielen Belägen. Besonders knifflig wurde es für ihn, wenn er sich mit Spezialisten auseinandersetzen musste. Mit einem Rafael Nadal auf Sand etwa, oder einem Roger Federer auf Rasen. Nadal ist derzeit verletzt, er wird 2024 seine Abschiedstour im Welttennis beginnen. Federer hat seine Karriere beendet. Also schien der Moment für Djokovic günstig, endlich den Grand Slam zu gewinnen.

    Ein Sieg ist dem Serben lange nicht mehr genug. Er will Rekorde aufstellen, an denen die folgenden Generationen verzweifeln. 23 Grand-Slam-Turniere hat er bislang gewonnen, siebenmal davon in Wimbledon. Am Sonntag sollte Titel Nummer acht folgen, wodurch er auf einer Stufe mit Federer gestanden hätte. Wenige hatten Zweifel an einem Sieg des Serben. Alcaraz, der Herausforderer, fühlt sich auf Sand am wohlsten. Am Sonntag aber zeigte er der Tenniswelt, welch unglaublicher Athlet er ist. "Er ist einer der besten Spieler der Welt. Er hat in diesem Alter schon eine extrem hohe Qualität", sagte Djokovic. Der Serbe war enttäuscht, womöglich war 2023 seine letzte Chance auf den Grand Slam. Die Wachablösung hat begonnen.

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